Erkundungsstollen für Brennertunnel fertiggestellt
Beim Bau des Brenner Basistunnels, der mit insgesamt zweimal 64 km weltlängsten unterirdischen Eisenbahnverbindung, ist ein großer Schritt getan: Die Fertigstellung des 16,7 km langen Erkundungsstollens bedeutete gleichzeitig den ersten entscheidenden Durchschlag einer Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine (TBM). Ein emotionaler Höhepunkt für die hart arbeitenden Tunnelbauer, Ingenieure und Projektverantwortlichen: „Wir haben unser Ziel punktgenau erreicht“, erklärt Anton Ertl, Gesamtbauleiter des Bauabschnitts stolz.
16,7 km trieben die Bohrspezialisten die auf den Namen Günther – nach dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter – getaufte Hartgesteinmaschine (Ø 7.910 mm) seit Oktober 2015 in Nord-Süd-Richtung unter bis zu 1.300 m alpinem Fels ihrem Ziel entgegen. Die Erkenntnisse aus dem Vortrieb des Erkundungsstollens kommen dem später folgenden Vortrieb der Hauptröhren zugute. Sie verlaufen 12 m oberhalb des Erkundungsstollens mit einem Innendurchmesser von 8,1 m. Im späteren Betrieb dient der Erkundungsstollen dann als Entwässerungs- und Servicetunnel.
Die Gripper-TBM S-932 alias Günther ist eine von insgesamt sechs Tunnelbohrmaschinen, die internationale Bau-Joint-Ventures bisher bei Herrenknecht im südbadischen Schwanau für das Weltrekord-Projekt in Auftrag gaben. Für das italienische Los des Erkundungsstollens (Südachse) lieferte Herrenknecht eine auf zügigen Vortrieb in standfestem Fels spezialisierte Maschine vom Typ Doppelschild-TBM (Ø 6.800 mm). Sie hat in Süd-Nord-Richtung bis Juli 2020 bereits 9 von insgesamt 14 km gebohrt.
Die italienischen Abschnitte der Hauptröhren werden seit Mai 2019 von zwei Herrenknecht-Doppelschild-TBM (Ø 10.650 mm) gebohrt. Bereits 4,3 und 4,7 Kilometer haben diese beiden Maschinen bis Juli 2020 zurückgelegt. Für die Hauptröhren auf österreichischer Seite sind zwei Herrenknecht-Einfachschild-TBM (Ø 10.340 mm) eingeplant. Zusätzlich stellt Herrenknecht für das Großprojekt eine Bandanlage für den Transport des abgebauten Gesteins zur Verfügung. Das Unternehmen Bochumer H+E konzeptionierte und fertigte hierfür ein System aus 37 Bandanlagen und vier Absetzern mit einer Gesamtlänge von über 60 km. Gesteuert wird die Gesamtanlage von einem zentralen Leitstand aus.
Mit dem Brenner-Basistunnel entsteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Er unterquert die Alpen zwischen Innsbruck in Österreich und Franzensfeste in Italien als besonders leistungsfähige Flachbahn, das heißt ohne nennenswerte, energiefressende Steigungen. Leonore Gewessler, österreichische Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: „Derzeit werden 72 Prozent der Waren per Lkw befördert. Das führt dazu, dass 2,5 Mio. Lkw-Fahrten über den Brenner jährlich stattfinden. Mit dem Brenner Basistunnel verlagern wir den Warentransport auf die Schiene. Das sind nicht nur Good News fürs Klima, sondern auch für die Menschen in Tirol und wir schaffen es mit dem Basistunnel die Warenzüge von 66 auf 225 pro Tag zu steigern.“