Grauer Koloss wird grün
Er ist ein grauer Riese im sonst so bunten Straßenbild des Hamburger Stadtteils St. Pauli: der 1942 gebaute Flakbunker am Heiligengeistfeld. Heute beherbergt er eine Vielzahl junger Unternehmen aus Kultur und Medien und ist lebendiger Teil der Kreativszene im Viertel. Im Rahmen eines landschaftsarchitektonischen Pionierprojekts wird er nun um fünf pyramidenartige Geschosse aufgestockt. Seit über einem Jahr laufen die Arbeiten, bei denen vier Wolff-Krane den grauen Riesen im Auftrag von Ingenieurbau Georg Bähr neu in Szene setzen.
Dreimal im Jahr fand vor der Corona-Pandemie auf dem Heiligengeistfeld in direkter Nachbarschaft des Bunkers St. Pauli der Hamburger Dom statt. Das größte Volksfest Norddeutschlands war für das Planungsteam rund um die Kranarbeiten am Bunker gleich zu Beginn auch eine der größten Herausforderungen. „Während des Festbetriebs konnten wir die Krane aus Platzgründen nicht montieren. Bei zwölf Wochen Kirmes im Jahr, war es gar nicht so einfach, die Zeitfenster für die Montagen mit der Stadt und dem Bauunternehmen zu koordinieren“, schildert Carsten Druske, Leiter Miete Deutschland und Niederlassungsleiter Wolffkran Dortmund.
Die beiden ersten Krane, zwei spitzenlose Wolff 6031.8 clear, wurden im Sommer 2019 innerhalb von vier Tagen mithilfe eines 500-t-Autokrans mit Wippe montiert. Beide Krane wurden vom selben Autokranstellplatz aus aufgebaut, da es aufgrund der räumlichen Enge im belebten St. Pauli schwierig war, einen Platz für den ausladenden Autokran zu finden. Der dritte Wolff 6031.8 clear nahm im Herbst seinen Platz am Bunker ein, der vierte, ein 6020.8 clear, im Januar dieses Jahres. Alle vier Krane wurden freistehend auf ihre Endhakenhöhen von 88,4 m, 78 m, 70,2 m und 59 m montiert. Notwendig sind die großen Turmhöhen, da die Baustelle in rund 30 m Höhe auf dem Dach des Bunkers liegt. Eine Abspannung am Bunker war wegen Denkmalschutzauflagen und der Gebäudestatik nicht möglich. Die Wilff-Krane stehen deshalb auf Kreuzrahmen mit jeweils 200 t Zentralbalast. „So können die großen Höhen freistehend realisiert und die gesamte Baustelle mit vier Kranen abgedeckt werden“, erläutert Carsten Druske.
Aufgrund der spitzenlosen Konstruktion der Krane können die Wölffe sehr dicht übereinander schwenken, und das Krankonzept kann insgesamt so niedrig wie möglich gehalten werden. „Die einzelnen Ausleger haben gerade einmal einen Abstand von rund 10 m zueinander, was Montagezeit und Kosten spart“, so Druske.
„Der geringe Platz im Baustellenumfeld ist angesichts der riesigen Mengen an Schalungen, Fertigteilen, Material und Verbrauchsstoffen auch während der Bauphase ein Knackpunkt“, sagt Bauleiter Falko Stephan von Ingenieurbau George Bähr. Zudem sei es eine logistische und sicherheitstechnische Herausforderung, dass der komplette Bunker während der Bauarbeiten vermietet und frequentiert ist. „Doch die Zusammenarbeit mit Wolffkran ist sowohl in der laufenden Bauphase als auch schon bei der vorausgehenden Planung sowie Dimensionierung der Kranlasten und des Kranaufbaus lösungsorientiert und reibungslos“, betont Falko Stephan. „Mit Carsten Druske haben wir einen Partner, der jeden Projektschritt persönlich begleitet und für alle Hürden eine kreative Lösung findet.“ Gepaart mit einem Komplettpaket aus Krankonzept und Servicedienstleistungen aus einer Hand zu einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis, sei es dem Dresdner Bauunternehmen leicht gefallen, sich für den Heilbronner Kranhersteller zu entscheiden.
2021 sollen die Bauarbeiten an der fünfgeschossigen Aufstockung des Bunkers St. Pauli abgeschlossen sein. Dann werden hoch über den Dächern der Hansestadt rund 4.700 meist immergrüne Bäume, Gehölze, Hecken, Großsträucher, Büsche und Kletterpflanzen gepflanzt. Besonderheit des Aufbaus wird nämlich ein öffentlicher Dachgarten mit Panoramablick über die Elbmetropole. Zusätzlich erhält der Bunker einen Gedenk- und Informationsort für die Opfer des NS-Regimes, Kultur- und Ausstellungsflächen sowie ein Hotel. Dann besitzen die Hamburger eine spektakuläre öffentliche Naturoase in Sichtweite zur Elphi und zum Michel – und ein weiteres imposantes Wahrzeichen.