Regenrückhaltebecken Bielefeld

Bautaucher nutzen Pumpe als Sedimentsauger

Bevor bei einem großen Regenrückhaltebecken in Bielefeld die Unterwasserbetonsohle eingebaut werden kann, müssen Zementsuspension, Sand, Schlamm und Kiesel mit mehreren Zentimetern Durchmesser aus dem Wasser gefördert werden. Das übernehmen die Spezialisten von Bautauchen & Wasserbau Sauerland aus Brilon und vertrauen dabei auf ihre leistungsstarke Tsurumi-Pumpe, die für diesen Zweck leicht modifiziert wurde.

Regenrückhaltebecken Bielefeld
Neues Regenrückhaltebecken in Bielefeld: Taucher pumpen Zement und Schlamm vor dem Einbau der Unterwasserbetonsohle aus dem Becken. Oben rechts der Taucherponton, links der Zu- und Rückfluss der Absetzbecken (Bild: Tsurumi)

Bielefeld sieht sich mit der Kehrseite des Baubooms konfrontiert, denn die zunehmende Versiegelung des Bodens erschwert den Regenwasserablauf. Die Kreisstadt mit 340.000 Einwohnern stand im Bereich des innerstädtischen Lutterbachs bereits vor großen Herausforderungen. Jüngstes Projekt der Umweltbetriebe ist ein unterirdisches Regenrückhaltebecken mit 10.000 m3 Fassungsvermögen. Dafür wurde zunächst eine 20 m tiefe, umschließende Bohrpfahlwand gesetzt. Den unteren Abschluss bildet der Einbau einer Betonsohle mit 110 cm Stärke und 2.500 m3 Beton.

Bautaucher in Aktion

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Sollaushubsohle liegt im Grundwasserleiter. Um die Betonsohle durch den Grundwasserdruck nicht auftreiben oder brechen zu lassen, hat man Anker im Raster von 3 x 3 m und 20 m tief in den Boden eingelassen. Dabei kaum vermeidbar: Beim Verpressen der Gewindestahlelemente gelangt überschüssiger Zement auf die Aushubsohle und vermischt sich dort mit Bohr- und Feinstschlämmen. „Man kann keine Baugrube betonieren, die schlammhaltig ist“, erklärt Marcel Meyer vom beauftragten Bautauchen & Wasserbau Sauerland aus Brilon. Denn das würde zu Undichtigkeiten an den Wandanschlüssen führen. „Die Betonwalze drückt den Schlamm an die Wände, später steigt dort das Grundwasser durch und flutet die Grube.“

Tsurumi Tauchpumpe
Die Briloner Spezialisten bereiten ihren Staubsauger auf den Einsatz vor. Gut sichtbar: der selbst erstellte Anschluss des Saugrüssels. Im Hintergrund der noch saubere Schlauchabgang. (Bild: Tsurumi)

Um den hydraulischen Grundbruch zu verhindern, müssen die Schlammauflagerungen sowie die halbharten und harten Zementsuspensionen auf der gesamten Fläche zurückgebaut werden. Die harten Elemente werden von Bautauchern einzeln geborgen und über Gitterboxen aus der Grube gebracht. Für den Rest rückt Meyer mit dem Bautaucher-Staubsauger an: eine leistungsstarke Tsurumi-Pumpe, die man leicht modifiziert hat. Statt des offenen Saugkorbs findet sich ein Schlauchanschluss an der Einlassöffnung. Mit dem Saugrüssel am anderen Ende holen die Taucher den losen Sohlebelag aus 4 m Tiefe nach oben. In Absetzbecken beruhigt sich das Gemisch, die Feststoffe sinken herab. Dadurch ist das Rücklaufwasser weitgehend sediment- und schlammfrei und kann der Grube wieder zugeführt werden.

Ein Knochenjob für die Taucher in Gruppenrotation, wie Meyer betont: „Alles händische Rückbauarbeit.“ Mit den japanischen Pumpen hat man zuvor schon gute Erfahrungen gesammelt – selbst im bentonithaltigen Wasser. Viel Auswahl am Markt gibt es Meyer zufolge nicht, denn Pumpen für diese Arbeit müssen nicht nur das schwierige Medium aushalten, sondern auch hohe Standzeiten bringen. Während für die Betonsohle rund 30 Stunden am Stück angesetzt sind, wurden für die vorbereitenden Saugarbeiten zweieinhalb Monate veranschlagt. Neun bis zehn Stunden schaffen die Taucher am Tag.

Absetzbecken
Die geförderten Feststoffe werden in mehreren Absetzbecken getrennt. Das weitgehend sediment- und schlammfreie Rücklaufwasser kann der Grube wieder zugeführt werden. (Bild: Tsurumi)

Die verwendete Pumpe des Typs GPN 415 ist ein mittelgroßes Aggregat des Düsseldorfer Herstellers. Sie schafft eine Förderleistung von 4.110 l/min und eine Höchstförderhöhe von 21,5 m. Bemerkenswert ist, dass hier eine Rührwerkspumpe körniges Material bis 30 mm Durchmesser offenbar mühelos aus der Baugrube schafft. Dafür hat der Hersteller einige Vorarbeit in der Konstruktion geleistet. So ist die GPN etwa mit einer doppelten innenliegenden Gleitringdichtung ohne Kontakt mit dem abrasiven Fördermedium ausgestattet. Ferner schützt eine Wellenschutzhülse mit Dichtungsring und mehreren Dichtlippen die Welle vor den mitgerissenen Zementpartikeln. Viele Bauteile wie Laufrad und Schleißplatte bestehen aus gehärteten Materialien, darunter das extrem harte Siliziumkarbid bei der Wellendichtung. Ebenfalls eine Eigenentwicklung: Dank des Tsurumi-Ölhebers wird die Pumpe in jeder Lage optimal geschmiert. Jeder einzelne elektrische Leiter wurde zudem in einer Verbundmasse hermetisch verkapselt. Die Bautaucher vertrauen voll auf ihr Equipment – denn die Pumpe ist die einzige vor Ort.