Schutzrohre im Spülbohrverfahren verlegt
Die Bundesstraße B51 in Münster wird nicht nur verbreitert, sondern aus Lärmschutzgründen auch in eine sogenannten Troglage umgebaut. Entsprechend mussten im Gebiet auch sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen tiefergelegt werden – ohne dabei den Verkehr auf der vielbefahrenen Straße zu beeinträchtigen. Der lokale Netzbetreiber entschied sich für das HDD-Verfahren (Horizontal Directional Drilling). In zwei Spülbohrungen verlegten die Spezialisten von Beermann Bohrtechnik und Gerhard Rode Rohrleitungsbau insgesamt 33 Schutzrohre unterschiedlicher Außendurchmesser.
In NRW soll die Bundesstraße 51 zwischen Münster und Telgte vierspurig ausgebaut und die Fahrbahn aus Lärmschutzgründen tiefergelegt werden – sie liegt dann 4 bis 5 m unterhalb der Geländeoberkante. Zuvor musste allerdings der lokale Netzbetreiber Stadtnetze Münster zahlreiche Ver- und Entsorgungsleitungen in zwei Bereichen umverlegen beziehungsweise ebenfalls tieferlegen. Dabei sollten die bestehenden Leitungen bis zu ihrem Umschluss auf die neuen Leitungen in Betrieb bleiben und der Verkehr auf der Bundesstraße nicht beeinträchtigt werden. Bei der baulichen Lösung bündelten zwei Experten ihr Fachwissen aus den Bereichen Spülbohrverfahren und Rohrleitungsbau: die Unternehmen Beermann Bohrtechnik und Gerhard Rode Rohrleitungsbau.
200 und 230 m lang waren die beiden unterhalb der Bundesstraße zu überwindenden Strecken. Dirk Balzer, Projektmanagement Netzbau bei Stadtnetze Münster: „Aufgrund der Bodengegebenheiten und Grundwasserstände wird Straßen NRW im Bereich der geplanten Unterquerungen für den Umbau bis zu 12 m tiefe Bohrpfahlwände errichten, um die Baustelle zu sichern. Und damit bestand unsere Herausforderung darin, mit der neuen Leitungstrasse unter diesen Bohrpfahlwänden zu bleiben.“ Die Planungen für die Umverlegungen begannen eindreiviertel Jahre vor der baulichen Umsetzung.
Die zentrale Frage war dabei, welches Verlegeverfahren sich am besten eignet. „Eine offene Bauweise war bei einer Sohlentiefe der Leitungen an der bis zu 15 m tiefsten Stelle nicht realisierbar. Ein Rohrvortrieb mit entsprechenden Start- und Zielbaugruben wäre mit zu hohen Kosten und Aufwand verbunden gewesen“, so Balzer. Die Entscheidung fiel auf das HDD-Verfahren (Horizontal Directional Drilling). Dabei wird unterirdisch von einer Startbaugrube aus eine Bohrung hergestellt, durch die Schutzrohre für die späteren Leitungen eingezogen werden. Der Vorteil: Die Start- und Zielgruben müssen nicht auf Sohlhöhe der Leitungen errichtet werden, da die Bohrung verfahrenstechnisch in einem Bogen ausgeführt wird.
Während auf der einen Seite der B51 die Schutzrohre in den Dimensionen DA 90 bis DA 355 lagerten, war auf der anderen Seite das HDD-Bohrgerät aufgebaut. Von hier aus wurde die Pilotbohrung in die Zielgrube vorgenommen. Die Aufweitung des Bohrlochs erfolgte in mehreren Aufweitbohrungen in umgekehrter Richtung. „Bei der kleineren Bohrung DN 1000 waren hierfür drei Aufweitungen notwendig und für die Bohrung DN 1200 waren es vier“, erinnert sich Balzer. Um den Boden bei der Bohrung zu lösen wurde ein Gemisch mit Bentonit und Zusätzen als Spülflüssigkeit verwendet. Gleichzeitig stützt diese auch das Bohrloch vor einem Einsturz, bis die gebündelten Schutzrohre eingezogen werden.
Eine weitere Herausforderung waren die engen Platzverhältnisse vor Ort. „Bei beiden Bohrungen handelte es sich um innerstädtische Bohrungen in umbautem Gebiet“, erklärt Alfred Kuczmik, Niederlassungsleiter und Prokurist bei Gerhard Rode Rohrleitungsbau. „Das heißt, es war zum einen wenig Fläche vorhanden und zum anderen standen nur kurze Zeitfenster für die Vorbereitungsarbeiten der Schutzrohrpakete zur Verfügung. Der Einzug mussten dann in sehr kurzen Sperrphasen des Verkehrs erfolgen.“ Diese lagen zwischen Freitagabend und Montagmorgen. In dieser Zeit mussten die einzelnen Schutzrohre in der gewünschten Länge zusammengeschweißt, anschließend miteinander gebündelt und eingezogen werden sowie die Verkehrsflächen wieder geräumt sein.
So lagerten in einer Straße des Baugebiets beispielsweise 15 Rollen mit Trommeldurchmessern bis 3,2 m und die Rohrstränge für die Abwasserdruckleitung. Für die Bündelung der einzelnen Schutzrohrstränge wurden die notwendigen Abrollvorrichtungen in der Einzugstrasse installiert, über die die gebündelten Schutzrohre geführt in das Bohrloch eingezogen wurden. „Daher haben wir im Vorfeld genaue, CAD-gestützt Pläne der Bündelungen und der Positionierungen erstellt und die einzelnen Arbeitsabläufe minutiös ausgearbeitet“, so Kuczmik. In dieser Zeit erfolgten die Arbeiten im Zweischichtbetrieb. So konnten bei beiden Bohrungen die Leitungsbündel erfolgreich und schnell eingezogen werden. Bei einer Bohrung war man sogar zwölf Stunden eher als geplant mit dem Einzug fertig.