Büroturm komplett in 3D geplant
Im schwedischen Göteborg entsteht mit Citygate eines der höchsten Bürogebäude in Nordeuropa, 144 m hoch, mit gut 42.000 m² Bürofläche, verteilt auf 36 Stockwerke. Für Doka ist dieses Projekt in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit. Nicht nur, dass BIM-Experten erstmals ein Gebäude vollständig in 3D planten, es kommen mit Concremote und Xact gleich zwei digitale Services von Doka zum Einsatz.
Bei der Entstehung und Nutzung von Citygate wird nicht nur in Höhen- und Quadratmetern gedacht, sondern auch auf Nachhaltigkeit Wert gelegt – das Gebäude gilt als Vorzeigeprojekt für umweltbewusstes Bauen und soziale Verantwortung. So wird zum Beispiel ein spezieller Beton (Green concrete) verwendet, der eine Einsparung von 250 t Kohlendioxid ermöglicht. Durch recyceltem Aluminium in der Fassade will man möglichst ressourcenschonend arbeiten. Für alle diese Maßnahmen soll das Gebäude nach LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ausgewiesen werden – eine weltweit verwendete Nachhaltigkeitszertifizierung, die Standards für umweltfreundliches Bauen definiert. Daneben berücksichtigt Bauauftraggeber Skanska auch das Wohlbefinden der künftigen Nutzer des Gebäudes. Deshalb wird Citygate nach Fertigstellung die Zertifizierung Well Building Standard erhalten. Der Standard fordert unter anderem, dass das Gebäude einen guten Zugang zu Tageslicht und elektrische Beleuchtung mit entsprechenden Farbtemperaturen bietet.
Mit Building Information Modeling (BIM) soll das Gebäude effizienter und ressourcenschonender geplant, gebaut und betrieben werden. Bereits in der Frühphase bzw. Planung des Projekts wurden bestimmte Vorgehensweisen und Prozesse festgelegt. Dabei war die 3D-Schalungsplanung des Gebäudes durch die BIM-Experten von Doka von großer Bedeutung, um frühzeitig wichtigen Input zu Machbarkeit und Einsparungspotenzialen zu liefern und somit den Kunden bei der Optimierung von Prozessen zu unterstützen.
Schon vor dem offiziellen Baubeginn konnten Techniker von Doka, Skanska und Alimak (Zulieferer des Bauaufzugs) virtuell durch den 3D-Gebäudekern gehen, detailliert die Doka-Selbstkletterschalung SKE50 plus begutachten und das Zusammenspiel mit dem Bauaufzug – speziell die Zugänglichkeit in jeder Bauphase – abklären. Zuvor erstellten die BIM-Experten von Doka mit der Planungssoftware Doka CAD for Revit vorab 3D-Schalungslösungen. Doka CAD for Revit steht für den Gesamtprozess der Schalungsplanung in BIM und ist ein Plug-in für Autodesk Revit, das native, automatisierte Schalungsplanung in einer BIM-Software erlaubt. Einer der größten Vorteile war, dass der Kunde die von Doka gelieferte Schalungsplanung ohne Datenverluste in das eigene Revit-Modell übernehmen konnte.
Die Bauprojektmanagement-Software BIM 360 ermöglichte die digitale Vernetzung der Projektbeteiligten und bot ihnen ein gemeinsames 3D-Modell, auf das alle zugreifen konnten, ohne eine spezielle Software installieren zu müssen. Dadurch konnten Kollisionen – etwa die eingegossenen horizontalen und vertikalen Spannkabel für die Vorspannung – schneller festgestellt und noch vor der Ausführung beseitigt werden.
Eine Schlüsselrolle für die Effizienz des Arbeitsablaufs und die Genauigkeit bei der Errichtung des Gebäudekerns spiel Doka Xact – ein sensorbasiertes System, das die Vermesser und die Baustellenmannschaft beim schnellen und genauen Einrichten der Wandschalung von Selbstklettersystemen unterstützt. Dabei wird eine Messsensorik an definierten Punkten der Schalung angebracht, die drahtlos mit einer zentralen Recheneinheit kommuniziert. „Doka Xact vereinfacht die Arbeit für den Vermesser, der nicht mehr so häufig beim Justieren der Schalungselemente anwesend sein muss. Das spart Zeit“, so Niklas Jarlström, Production Manager Skanska.
Die Schalung kann mit der Doka-Xact-App, welche die Baustellenmannschaft im Positionierungsprozess schrittweise instruiert, millimetergenau für den nächsten Betonierabschnitt eingerichtet werden. Über eine Cloud können Daten zur Lage und zum Positionierungsfortschritt ortsunabhängig und transparent eingesehen und weiterverwendet werden. „Sowohl unsere Facharbeiter als auch die Vermesser sparen viel Zeit bei der Anpassung der Schalung. Die App ist zuverlässig und einfach zu bedienen”, sagt Daniel Dahlgren, Supervisor Svensk Armering & Betongbyggen. Die gesamte Innenschalung mit einer Fläche von rund 220 m² Fläche bzw. einer Länge von 48 m für den Gebäudekern wird in nur 25 bis 30 Minuten ausgerichtet. Allein eine präzise positionierte Stellschalung gewährleistet auch den exakten und planmäßigen Einbau der Bewehrung. Die Fertigungstoleranz des Bauwerkskerns von ±10 mm konnte durchgehend in jedem Stockwerk eingehalten werden und wurde vom Vermessungsingenieur in einer Zweitmessung auch bestätigt.
Mit Concremote wiederum hat der Kunde von überall rund um die Uhr Zugriff auf seine Echtzeit-Daten. So können Rückschlüsse auf die Betonperformance gezogen und zum richtigen Zeitpunkt die erforderlichen Baumaßnahmen – beispielsweise das Ausschalen – eingeleitet werden. Durch Echtzeitdaten zur Betonfestigkeit kann beim Projekt Citygate die geplante Taktzeit – eine Woche pro Stockwerk – sichergestellt werden.
Wegen begrenzter Platzverhältnisse im Inneren des Gebäudekerns wird von der Selbstkletterschalung SKE50 plus die Ausführungsvariante mit Mastsystem eingesetzt. In diesem Fall eignet sie sich besonders gut, um die möglichst schmalen Bühnen für das Einheben der vorgefertigten Wand- und Deckenelemente einsetzen zu können und trotzdem ein komfortables Ausschalen zu ermöglichen. „Es ist ein gut durchdachtes System, das die Arbeit vereinfacht und dazu beitragen kann, die Taktzeiten zu verkürzen“, betont Niklas Jarlström. Um die vorgefertigten Bewehrungskörbe effizient einbauen zu können, wird die Selbstkletterschalung mit Fahreinheit für den Außenbereich benutzt, die sich durch ihre bis zu 95 cm rückfahrbare Wandschalung auszeichnet.
Ein weiterer zeit- und kostensparender Faktor die Nutzung der Wandschalung Framax Xlife in Kombination mit einseitigem Ankersystem. Durch die ergonomische und einseitige Bedienung können die Anker auf allen Höhen leicht erreicht und sicher von den Bühnen bedient werden – Leitern und ein zusätzliches Gerüst sind nicht notwendig. Zur Sicherheit wurden unter anderem speziell angefertigte Treppen als Gehwege zwischen den verschiedenen Ebenen installiert. Außerdem wird gewährleistet, dass in der gesamten Bauphase ein sicherer Zugang vom Bauaufzug zum Doka-Klettersystem besteht.