In perfekter Betonoptik
In der mittelfränkischen Universitätsstadt Erlangen entsteht derzeit für Siemens Healthcare und fast 58 Mio. Euro ein Schulungs- und Ausbildungszentrum. Dort sollen Siemens-Azubis künftig ihre Ausbildung in technischen, kaufmännischen und IT-Berufen absolvieren, Servicemitarbeiter für Wartung und Reparatur von medizinischen Geräte geschult sowie technisches Personal an neuesten Hightech-Diagnosegeräten ausgebildet werden.
Einzug und Inbetriebnahme dieses 11.000-m²-Neubaus, der unmittelbar an das bestehende Trainingscenter auf dem Siemens-Campus anschließt, sollen im Herbst 2022 erfolgen. Am Übergang zum Bestandsgebäude gibt es einen zusätzlichen Innenlichthof, um den sich Lerninseln, Pausenbereiche und Besprechungsräume gruppieren und der die inneren Bereiche mit Tageslicht versorgt. Als markantes Detail haben die Architekten des Stuttgarter Büros Scope einen über alle Geschosse durchgehenden zentralen Luftraum mit großzügiger Erschließungstreppe vorgesehen. In diesem zentralen Bereich haben die Planer für die Wände und Ortbetondecken hochwertigen Sichtbeton der Klasse 4 ausgeschrieben, die Betonflächen müssen daher besonders hohen gestalterischen Anforderungen genügen, also einwandfreie Oberflächen hinsichtlich Porigkeit und Farbgebung aufweisen. Und dazu höchste Ebenheit, wie in der DIN 18202 (Tab. 3, Zeile 7) mit maximal 3 mm Toleranz definiert.
Der Bauherr Zeleni Real Estate hat die Ausführung der Bayreuther Firma W. Markgraf übertragen, die sich dafür Schalungslösungen von Mayer Schaltechnik nach Erlangen geholt hat: für die Wände die extrem steife Stahlträgerschalung Primax und für die Decken von Ischebeck die Titan Alu-Flex, da Mayer im fränkischen Raum auch die Regionalvertretung für Ischebeck-Produkte hat.
Vom Sichtbeton der Treppenhauswände ist während der Bauphase fast nichts zu sehen – damit Bauleiter Andrei Arsinel bei der finalen Bauabnahme tatsächlich die hohe SB4-Oberfläche abliefern kann, wird das exzellente Betonierergebnis unmittelbar nach dem Ausschalen mit OSB-Platten verkleidet. Selbst wenn die Stahlträgerschalung Primax bei lediglich knapp 4 m Betonierhöhe eine ihrer Stärken hier gar nicht richtig ausspielen kann, nämlich die stufenlose Höhenanpassung, weiß Polier Gerhard Höcht, der hier zum ersten Mal mit Primax arbeitet, ihre Vorzüge zu schätzen: „In der Handhabung mit einer klassischen Holzträgerschalung vergleichbar, aber wesentlich steifer und vor allem extrem maßhaltig. Sodass auch bei dem krassen Wetterwechsel im Laufe des Frühjahrs die Träger nicht wachsen oder schwinden. In Verbindung mit einer ebenso maßhaltigen Schalhaut werden Arbeitsfugen nahezu unsichtbar, wenn man die angesetzten Schalelemente mit Dichtstreifen gegen Ausbluten abdichtet.“
Die Planer hatten aber nicht nur die Oberflächenqualität genau definiert, sondern wollten auch die auf den Flächen sichtbaren Plattenstöße auf ein absolutes Minimum reduzieren. Daher veranlasste Markus Lochner von der Arbeitsvorbereitung zu Baubeginn eine Probewand mit verschiedenen Schalhautalternativen, um so den bestmöglichen Kompromiss zwischen Betonbild und Plattenraster zu erzielen. Optimale Betonoberflächen waren zugleich auch bei den Ortbetondecken gefordert. So weisen die Untersichten in diesen Bereichen eine sehr gleichmäßige Farbgebung mit samtartig matter Struktur auf.
Ein besonders praktisches Detail der Titan-Alu-Flex-Träger sind die Klemmstücke, mit denen beim Einschalen Schalungsträger und Joche zu einem starren Trägerrost gekoppelt werden können. So ließen sich die Deckenfelder mit freiem Deckenrand ganz einfach aussteifen. Mit den Klemmstücken werden auch Stahlrohrstützen einfach an den Trägern fixiert – statt der bei Holzträgern üblichen Sicherung mit Nägeln, die hinterher wieder gezogen werden müssen und am Träger oft Schäden hinterlassen. Die Entscheidung gegen klassische Holzträgerschalungen und für die Alternative in Stahl bei der Wandschalung sowie Alu in der Decke zahlte sich für das Markgraf-Team in jedem Fall aus: sowohl arbeitstechnisch als auch beim Betonergebnis – bei kaum höheren Gesamtkosten.
Steckbrief: W. Markgraf
Die Zukunft baubar zu machen ist der Wahlspruch von W. Markgraf, leistungsstarker Mittelständler der Bauindustrie mit Sitz im oberfränkischen Bayreuth sowie Geschäftsstellen und Regionalbüros in München, Hamburg, Frankfurt /Neu-Isenburg, Marktredwitz, Weiden und Zwickau. Knapp 1.000 Beschäftige erbringen jährlich rund 430 Mio. Euro Gesamtbauleistung. Dazu kommen eigene Produktions- und Dienstleistungsstandorte wie das Kompetenzzentrum Immenreuth, das mit Fuhrpark, Bauhof und Werkstatt logistisch für die Versorgung der Bauvorhaben zuständig ist, das Asphaltmischwerk Kulmain und ein weiteres Fertigteilwerk im tschechischen Cheb. Das Bauunternehmen ist im Besitz der Rainer-Markgraf-Stiftung, die Wissenschaft und Forschung unterstützt, Stipendien und Förderungen vergibt und sich bei Infrastrukturprojekten in Oberfranken und der Oberpfalz engagiert.