Nachtschicht im Schloss
Schloss Neuschwanstein im bayerischen Allgäu verzaubert jedes Jahr aufs Neue unzählige Touristen mit seiner märchenhaften Architektur in idyllischer Lage. Regelmäßige Sanierungsarbeiten sind selbstverständlich, so aktuell an den Prunkräumen, Kunstobjekten sowie den Fenstern und Außentüren des Thronsaals. Mit den Gerüstbauarbeiten bei uneingeschränktem Publikumsverkehr beauftragte der Freistaat Bayern als Eigentümer des Schlosses die Firma Fleck Gerüstbau.
Ein spannendes Projekt, das der Gerüstbauprofi mit Gerüstmaterial von Altrad Plettac Assco und einem erfahrenen Team lösten konnte. Oberste Priorität hatte dabei der Schutz der historischen Substanz. Bereits im ersten Bauabschnitt wurde der Sängersaal von Fleck Gerüstbau eingerüstet und koordiniert. Auch für den zweiten Bauabschnitt des größten Saals Neuschwansteins, dem Thronsaal, setzte man auf den spezialisierten Koblenzer Gerüstbaupartner mit Geschäftsführer Christian Fleck. Unter der Leitung von Bauingenieur Andreas Dölz hat Marcus Hardt, Gerüstbaumeister und Vorarbeiter bei Fleck, mit einem dreiköpfigen Team in nur drei Wochen die hohen Anforderungen an die Gerüstkonstruktion des 20 m langen, 12 m breiten und 14 m hohen Thronsaals sicher umgesetzt.
Bereits beim Sängersaal kamen 22 t Modulgerüst zum Einsatz, im Thronsaal bei einer maximalen Standhöhe von 13 m nun 15 t Modulgerüst Plettac Contur. Die freitragende Konstruktion mit serienmäßigen Keilverbindungen bietet höchste Flexibilität und zugleich eine unerschütterliche Solidität für die abschnittsweise laufenden Arbeiten an Wänden und Decke. Wegen der Anpassbarkeit an jeden Grundriss und jede Bauwerksform durch variable Anschlussmöglichkeiten, einer Vielzahl von Feldlängen und im Höhenraster von 50 cm frei wählbaren Gerüsthöhen eignet sich das System ideal für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Schloss Neuschwanstein. Denn auf diese Weise haben die Besucher während der parallel laufenden Arbeiten keinerlei Nachteile oder Einschränkungen und können sich nahezu frei bewegen. Das ermöglicht einen regulären Besucherbetrieb mit freiem Blick auf die Wandmalereien und den Kronleuchter.
Das Raumgerüst zur Bearbeitung der Decke – ausgelegt für 2,0 kN/m² begrenzt auf 6 m² – wird unterhalb der Belagebene durch Fachwerkträger aus Plettac-Contur-Bauteilen abgefangen und in die seitliche Gerüstkonstruktion eingeleitet. Die so erstellten Fachwerkträger erweisen sich hier als sehr praktisch, da die einzelnen Bauteile aufgrund ihrer kompakteren Größe besser zu transportieren sind und die Abfangungen komplett ohne Schraubverbindung bzw. Kupplungen auskommen. Durch die reduzierte Anzahl der Vertikalstiele wird die Konstruktion auf Holzbalken aufgelagert, die statt punktuellen hohen Lasten eine Lastverteilung bewirken.
Große Teile mussten die Treppe nehmen
Ein telefonzellengroßer Personenaufzug sorgte für eine sichere und hohe Traglast zur Beförderung des Materials. Alle Bauteile, die dafür zu groß waren, mussten über die unendlichen Treppenläufe händisch transportiert werden.
Besondere Herausforderungen waren unter anderem der Aufbau bei Nacht, um tagsüber den Besuchern einen sicheren und freien Zugang zu ermöglichen sowie die Reduzierung der Geräuschkulisse bei den noch bis April 2022 andauernden Restaurationsarbeiten während der öffentlichen Besuchszeiten. Um nichts dem Zufall zu überlassen und mögliche Geräusche durch die Arbeiten auf dem Gerüst auf ein Minimum zu reduzieren, war eine Schalldämmung zwingend erforderlich. Zuvor hat Fleck Gerüstbau die Wirksamkeit verschiedener Optionen bei einem Probegerüstaufbau Wirksamkeit getestet. Entschieden hat man sich dann für einen schwer entflammbaren Flachfilz zur Trittschalldämmung, der auf den SL-Auflagen des Plettac-Contur-Modulgerüsts verschraubt und verankert wurde. Zusätzlich kaschieren Fotoplanen die Sanierungsarbeiten. Zur Befestigung der großformatigen Planen entwarf das Team von Fleck Gerüstbau eine an diese spezielle Aufgabe angepasste Aufhängung für das Modulgerüst. Und auch der wohl aufwendigste Mosaikboden Deutschlands mit 1,5 Mio. etwa 1 cm² großen Natursteinbruchstücken, der derzeit durch Fotoboden geschützt ist, bedarf einer speziellen Schutzschicht aus doppelter Seekiefer-Plattenabdeckung inklusive Dämmauflage mit 24 mm Dicke.