VDBUM

Förderpreis und Sonderpreis für Start-ups verliehen

VDBUM, Förderpreis 2022
VDBUM-Präsident Peter Guttenberger (r.) und die Vorstandsmitglieder Dirk Bennje (l.) und Prof. Jan Scholten (2.v.l.) mit den Gewinnern des VDBUM-Förderpreises 2022 und dem Preisträger des Sonderpreises für Start-ups. (Bild: VDBUM)

Der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) hat im Rahmen seines 50. Großseminars in Willingen den VDBUM-Förderpreis verliehen. Die Gewinner der neunten Ausgabe des Wettbewerbs sind DMT Dekena-Maschinentechnik, Liebherr-Werk Bischofshofen und die TU Dresden. Der erstmals verliehene Sonderpreis für Start-ups ging an die Firma Instagrid. Insgesamt lagen der Fachjury 31 fristgerecht eingegangene und zugelassene Bewerbungen vor. Die Preisträger wurden von VDBUM-Präsident Peter Guttenberger beglückwünscht, VDBUM-Vorstandsmitglied Prof. Jan Scholten überreichte die symbolischen Schecks.

Gewinner in der Kategorie Innovationen aus der Praxis

Emissionsfrei: Drill-Vole ist die erste akkubetriebene Horizontalbohranlage für Bohrungen im
Hausanschlussbereich. (Bild: VDBUM / DMT Dekena-Maschinentechnik)

ln den Augen von Marvin Dekena fehlte der Bohrwelt eine kleine, leichte Bohranlage, die keine Flurschäden hinterlässt und umweltfreundlich arbeitet. lm November 2018 startete der Bau der Anlage mit einem Stück Flacheisen, drei Monate später war der Prototyp fertiggestellt und Dekena meldete das Gebrauchsmuster sowie das Patent für Drill-Vole an. Nach einem erfolgreichen Testjahr entschied er sich, die Drill-Vole in Serie und den Verkauf zu bringen. Er machte sich im April 2020 mit seiner Firma DMT Dekena Maschinentechnik selbständig.

Drill-Vole ist die erste akkubetriebene Horizontalbohranlage weltweit. Sie ist entwickelt für die Horizontalbohrungen im Hausanschlussbereich. Bei bis zu 30 m bohrbaren Längen arbeitet sie zerstörungsfrei und beschädigt keine Fremdleitungen wie KG-Rohre, Wasser- und Gasleitungen. Die Anlage besitzt zwei E-Motoren, die durch Akkus angetrieben werden. Sie arbeitet somit komplett emissionsfrei und schont durch ihre leichte Konstruktionsweise die Böden, auf denen gearbeitet wird.

Mit lediglich 160 kg Gesamtgewicht, dem Aussehen eines Gartengerätes und umweltschonender Technik erhöht sich die Bereitschaft der Anwohner, die Maschine auf ihrem Privatgrund aufstellen zu lassen. Drill-Vole wird seit März 2019 im Hausanschlussbereich eingesetzt. Es befinden sich bereits zwölf Anlagen auf dem Markt.

Gewinner in der Kategorie Entwicklungen aus der Industrie

Der Bremsassistent von Liebherr verzögert automatisch die Geschwindigkeit des Radladers,
sobald die aktive Personenerkennung eine Gefahrenquelle im Heckbereich identifiziert.
(Bild: Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH)

Während sich Direktsicht, Spiegel und Kamera-Monitor-Systeme stetig verbessern, verlangen doch all diese Mittel eine aktive Nutzung durch den Fahrer. Insbesondere in monotonen Einsätzen als auch in dynamischen, stressintensiven Umgebungen setzt das neue Assistenzsystem vom Liebherr-Werk Bischofshofen Maßstäbe. Unabhängig von der Aufmerksamkeit des Maschinenführers werden drohende Gefahrensituationen aktiv erkannt, der Fahrer gewarnt und die Maschine parallel bereits automatisiert abgebremst. Die KI-basierte Objektklassifizierung des Systems unterscheidet auch in engsten Einsatzumgebungen intelligent zwischen Personen und allgemeinen Hindernissen.

Durch unterschiedlich bemessene Warndistanzen wird die Anzahl unnötiger Warnungen minimiert. Die aktive Warnung allein ist zwar ein deutlicher Schritt hin zur Unfallvermeidung, die Funktion des Bremsassistenten steigert dieses Potenzial jedoch nochmals. Mit der Erkennung wird direkt ein automatischer Verzögerungsvorgang eingeleitet, womit die Reaktionszeit des Fahrers überbrückt und der Anhalteweg reduziert wird. Die Verzögerung erfolgt verschleißfrei über den Liebherr-Fahrantrieb.

Mithilfe der Gefahrenkarte kann der Betreiber des Liebherr-Radladers Risikozonen am Werksgelände erkennen und Maßnahmen zur Unfallvermeidung ergreifen. Das System ist ab Werk in die Liebherr-Radlader der XPower-Serie sowie der mittelgroßen Allround-Radlader integriert. Weitere Gerätefamilien folgen. Der Bremsassistent befindet sich seit Ende 2020 im Einsatz.

Gewinner in der Kategorie Projekte aus Universitäten und Hochschulen

Bei dem Projekt MAMA der TU Dresden handelt es sich um ein neuartiges System zur Fernhantierung einer Spezialabbruchmaschine für Kühltürme. (Bild: TU Dresden)

Die TU Dresden hat den Presi für ein System zur Fernhantierung einer Spezialabbruchmaschine für Kühltürme erhalten. Die Steuerung erfolgt erstmals vollständig mithilfe eines digitalen Zwillings. Dieser besteht aus einem Echtzeit-3D-Modell, das den aktuellen Zustand der Maschine und Arbeitsumgebung darstellt. Im Gegensatz zu konventionellen kamerabasierten Fernhantierungssystemen bietet diese Lösung einige Vorteile: Gegenüber Kamerabildern müssen weit weniger Daten übertragen werden, was bei der funkbasierten Datenübertragung zu geringeren Latenzzeiten führt.

Zudem eröffnen sich völlig neue Betrachtungs- und Darstellungsmöglichkeiten zur Unterstützung des Bedieners. Dies umfasst eine freie Wahl der Kameraperspektive sowie Zoomen oder das Ausblenden einzelner Körper. Bislang erfolgt die Steuerung der Abbruchmaschine von einer Plattform am oberen Kühlturmrand über direkten Sichtkontakt. Durch die nun entwickelte Lösung ist es möglich, dass der Bediener die Maschine witterungsabhängig von einem sicheren und ergonomisch günstigen Arbeitsplatz am Boden aus steuert.

In den kommenden Jahren werden zahlreiche Kraftwerke mitsamt Kühltürmen, vor allem Naturzugkühltürmen mit bis zu 100 m Höhe, zurückgebaut werden. Eine Sprengung ist nicht in jedem Fall möglich. Mit dem entwickelten System wird ein wichtiger Schritt zum effizienten und sicheren Rückbau der Kühltürme geleistet. Das System befindet sich seit Juli 2021 in der Erprobungsphase auf dem Gelände der TU Dresden und soll Ende 2022 beim Rückbau des Kernkraftwerks Biblis eingesetzt werden.

Gewinner des Sonderpreises für Start-ups

Instagrids tragbare Stromversorgung stellt sofortigen, flexiblen und emissionsfreien Zugang zu elektrischer Energie für Profis bereit. Verglichen mit anderen Lösungen bietet Instagrid entscheidende Vorteile in der Produktivität. So müssen keine Kabel gezogen werden und auch der Betrieb eines Generators entfällt. Mit Spitzenlasten bis zu 18 kW und seiner hohen Überlastfähigkeit betreibt Instagrid One zuverlässig jedes Gerät, das an einer herkömmlichen 230-V-AC-Steckdose betrieben werden kann. Das Gehäuse aus Aluminium, ebenso wie der kompakte Rahmen wurden für den Baustelleneinsatz entwickelt. Der Batteriespeicher ist robust, wasserfest, kann auf nahezu jedem Untergrund abgestellt und gesichert werden und liefert für die meisten Anwendungen genug Energie für einen ganzen Arbeitstag.

Stromversorgung Instagrid ONE
Tragbare Stromversorgung: Instagrid ONE stellt sofortigen, flexiblen und emissionsfreien Zugang zu elektrischer Energie für Profis bereit. (Bild: Instagrid)

Der Kern der Innovation liegt in der Leistungswandlung, die von Gleichstrom in Wechselstrom erfolgen muss, um elektrische Verbraucher zu betreiben. Bauraum und Gewicht für die Spannungsumwandlung wurden im Vergleich zu anderen Geräten um 90 Prozent reduziert – ermöglicht durch die modulare Bauweise und die softwarebasierte Technologie. Instagrid One ist nur halb so schwer wie das nächste vergleichbare Gerät auf dem Markt und nur etwa ein Drittel so groß und bietet gleichzeitig deutlich höhere Dauerstrom- und Spitzenleistungen an. Instagrid entwickelt und vertreibt seine Produkte selbst, die ersten Einheiten wurden im Frühjahr 2021 ausgeliefert.

Die Bewerbungsfrist für den 10. VDBUM Förderpreis, der während des Großseminars 2023 vergeben wird, ist angelaufen. Die Bewerbungsunterlagen stehen auf der VDBUM-Webseite zur Verfügung, Einsendeschluss ist der 30. September 2022.