Baggertest – Kurzheck-Mobilbagger HW 150 A CR von Hyundai
Auf der Bauma war er bereits zu sehen, allerdings nur als statisches Exponat. Jetzt hatten wir in der belgischen Europa-Zentrale von Hyundai Construction Equipment die Chance, einmal selbst zu testen, was in dem neuen Kurzheck-Mobilbagger HW 150 A CR von Hyundai steckt.
Der Mobilbagger spielt heute eine wichtige Rolle im Produktprogramm des koreanischen Herstellers. Laut Produktmanager Gert Peeters betrachtet man Europa und ganz speziell Deutschland als wichtigen Absatzmarkt für diese Maschinengattung. Eine kontinuierliche Erweiterung der Mobilbagger-Baureihe erscheint daher folgerichtig: Bestand sie bislang aus vier Typen konventioneller Bauart, sind es nun fünf Modelle – zwei davon als Compact Radius (CR) konzipiert, also mit reduziertem Heckschwenkradius.
Besonders für Einsätze im urbanen Raum hat diese Bauform seit Jahrzehnten viele Anhänger – aus gutem Grund: Ragt das Heck des Oberwagens zu keiner Zeit mehr als einen halben Meter (535 mm beim HW 150 A CR) über die Unterwagenbreite hinaus, wird die Unfallgefahr schon deutlich reduziert. So wundert es nicht, dass Hyundai mit dem größeren HW 170 A CR, der die gleiche Bauplattform nutzt, eine weitere Kurzheck-Maschine auf den Markt gebracht hat.
Der erste Eindruck
Wie alle Maschinen der A-Serie, erkennt man auch den HW 150 A CR an der geänderten Farbgebung: Die Ausrüstung ist nun, wie der Unterwagen, in einem dunklen Farbton gehalten. Was auf den ersten Blick wie Anthrazit wirkt, ist in Wirklichkeit der Hyundai-typische Grau-Grün-Ton – steht ihm. Das bei Puristen so gefürchtete schwarze Alt-Fett am Ausleger fällt darauf jedenfalls kaum noch auf. Der Zahlenwert 150 in der Typenbezeichnung lässt zunächst auf einen 15-Tonner schließen, tatsächlich liegt das Betriebsgewicht zwischen 17,2 und 18,4 t.
Der verbaute Cummins-Vierzylinder B 4.5 erreicht die Abgasstufe V durch das zugehörige Flex-Modul. Darin enthalten sind eine DOC-, DPF- und SCR-Einheit zur Abgas-Nachbehandlung. Eine Abgas-Rückführung – als mögliche Störquelle – kann bei diesem Aufbau entfallen. Die nur noch selten erforderliche Regeneration des Filters findet ohne Zutun des Fahrers im laufenden Betrieb statt. Als Standard sorgt nun ein umkehrbarer Lüfter dafür, dass das herausnehmbare Staubschutznetz vor den Kühlerelementen quasi auf Knopfdruck von grobem Schmutz befreit wird.
Neue Kernstücke der Baggerhydraulik sind eine Verstellpumpe und ein LUDV-Load-Sensing-System von Bosch-Rexroth – LUDV steht für Lastdruck-unabhängige Durchfluss-Verteilung. Druckwaagen im Steuerschieber verhindern eine Beeinflussung der Funktionen untereinander, was ein feinfühliges und gleichzeitig zügiges Arbeiten besonders mit kombinierten Bewegungen begünstigt. Zu den Premium-Komponenten gehört natürlich auch der Schwenkmotor von Poclain.
Im Unterwagen treibt ein Bosch-Rexroth-Hydraulik-Fahrmotor die beiden ZF-Achsen an. Das parallel geführte Schild ist mit dem gleichen Bohrbild wie die Pratzenabstützung am Unterwagenrahmen verschraubt. Individuelle Konfigurationen sind also ohne weiteres möglich, theoretisch auch nachträglich. Das Standard-Sicherheitspaket umfasst jetzt auch Rohrbruchsicherungen in den Schildzylindern und der Pendelachssperre.
Die bisherigen starren Schutzbleche wurden durch Kotflügel aus HDPE ersetzt, die an der Lenkachse dem Rad-Einschlag folgen. Kurzheckbagger erkennt man ja schon mal gerne am vollgespritzten Heckgewicht, was damit erfolgreich vermieden wird. Der Aufstieg zum Oberwagen erfolgt nun von der Seite, beidseitig flankiert von Geländern, sodass man gar nicht mehr in die Verlegenheit kommt, auf die Reifen treten zu müssen. Für mehr Komfort und Sicherheit gibt es eine zusätzliche, flexibel aufgehängte Trittstufe beidseitig am Unterwagen, was die erste Schritthöhe vom Boden aus auf 40 cm reduziert.
In der Kabine
Die Kabinen der A-Serie unterscheiden sich äußerlich von ihren Vorgängern lediglich durch einen größeren Glasanteil im unteren Bereich der Tür. Im Innenraum sind die Neuerungen auffälliger: weniger Oberflächen in Silber-Optik, das wirkt gleich sachlicher, mehr Baumaschine halt. Verbesserte Sicht nach vorn auf das Arbeitsfeld verbessert. Dazu wurde die Anzeigen- und Bedienkonsole an der Lenksäule deutlich verkleinert, ein Lenkstockschalter konnte entfallen. Und gegenüber den großflächigen Parallelogramm-Scheibenwischern wirken die kleinen Radial-Wischer der Vorgänger geradezu wie eine Notlösung.
Bei den Kawasaki-Joysticks der hydraulischen Vorsteuerung wurden die Schwarz-Weiß-Schalter durch Proportional-Wippen ersetzt, was die Ansteuerung von bestimmten Anbaugeräten wesentlich verbessert. Je nach Einsatz oder Gewohnheit des Bedieners, kann der Zusatzkreis auch im Menü auf eine Pedalwippe umgeschaltet werden. Das weiß jeder zu schätzen, der sich schon mal bei längerem Hammer-/Scherenbetrieb den Daumen plattgedrückt hat. Als Sonderausstattung ist eine Schwingungsdämpfung für den Ausleger erhältlich. Mit dieser Option erhält man gleichzeitig die Schwimmstellungs-Funktion für die Hubzylinder.
Ebenso optional eine automatische Grabbremse, bei der die Bremse verriegelt und die Pendelachse gesperrt wird, sobald das Fahrwerk zum Stillstand kommt. Gemeinsam mit dem serienmäßigen Fahrtrichtungsschalter (FNR) im rechten Bedienhebel und der optionalen Joysticklenkung, ist komfortables Arbeiten ohne Umgreifen möglich. Im linken Joystick sind zudem Schalter für die Drehzahlabsenkung und die Pendelachssperre vorhanden. Das erleichtert das sichere Verfahren von Lasten im gesamten Schwenkbereich der Maschine.
Wie allgemein üblich, lässt sich der Antriebsmotor mit entriegeltem Sicherheitshebel nicht starten. Hyundai bringt bei der A-Serie aber noch einen weiteren Sicherheits-Aspekt ein: Sollte ein Bedienhebel ungewollt betätigt und daraufhin der Sicherheitshebel entriegelt werden, wird die Bewegung der Maschine unterbunden. Eine Rückfahrkamera ist im Standard enthalten, optional sind eine Seitenkamera und eine erweiterte Rundumsichtüberwachung. Bei Straßenfahrt und zurückgezogenem Grundausleger hat man eine ausgezeichnete Sicht nach rechts.
Im Testbetrieb
Die Testmaschine war tatsächlich flammneu, und nach der Proberunde roch es im Motorraum noch leicht nach erhitzter Farbe. Dieser Bagger war nicht für den Verkauf an einen Endkunden vorgesehen, was auch die etwas unübliche Ausstattung erklärt. Meine unwillkürliche Frage, wann ich zuletzt einen Mobilbagger mit fest angebautem (Zahn-)Tieflöffel gefahren hatte. Auch die Unterwagen-Ausführung mit Schild und Pratzen ist hierzulande eher selten anzutreffen. Und so sorgte das Schild an der Vorderachse bei mir auch gleich mal für Verwirrung. Sobald ich das Planierschild vorn im Blick habe, liegt die Lenkachse normalerweise hinten, und als Mobilbaggerfahrer passt man die Lenkrichtung entsprechend an, was hier nicht zum gewünschten Ergebnis führte – also hieß es umdenken.
In einem fremden Bagger geht mein erster Griff fast automatisch zur Horizontal-Sitzverstellung: ganz nach hinten. Meist könnten es für meinen Geschmack ein paar Rastungen mehr sein, so auch hier. Wie ich später im Prospekt nachlesen konnte, lässt sich das Lenkrad sogar dreifach verstellen. Die gesamte Lenksäule zu sich heranzuziehen ging jedenfalls schon mal wie gewohnt. Damit war es auch weitestgehend aus dem Blickfeld auf den Arbeitsbereich verschwunden.
Die Grundfunktionen der Bedienung erschlossen sich weitgehend intuitiv. Um sich mit allen Einstellmöglichkeiten im Menü vertraut zu machen, braucht es sicher etwas Muße und eine Betriebsanleitung oder eine ausführlichere Einweisung. Gibt es doch mittlerweile Optionen, die man ohne Hinweis von außen niemals entdecken würde. Für das Schild und die Pratzen gibt es einen Bedienhebel in der linken Konsole – das gefällt mir persönlich besser als eine Doppelbelegung.
Da sich die Maschine bereits im Power-Mode befand, ging es direkt ordentlich zur Sache. Trotzdem war das Geräuschniveau im Innenraum erstaunlich niedrig. Die Geschwindigkeit der kombinierten Bewegungen war schon beachtlich. Aber ein Mobilbagger wird ja eher selten genutzt, um den wilden Mann abzugeben, also gleich mal in den Eco-Mode gewechselt. Die Drehzahl fällt dabei in den Bereich, bei dem der Motor sein höchstes Drehmoment entwickelt. Die Geräuschkulisse wurde noch etwas dezenter, während die Arbeitsgeschwindigkeit für die meisten Aufgaben mehr als ausreichend sein dürfte.
Mit allen Abstützungen auf dem Boden stand der Bagger erwartungsgemäß wie ein Denkmal. Spannender war, wie er sich mit dem Kurzheck unabgestützt verhalten würde. Klar wurde nun alles etwas weicher, aber das sichere Gefühl ging zu keiner Zeit verloren. Die Klimaanlage tat ihren Dienst und hielt bei feuchtem belgischem Wetter an unserem Testtag alle Scheiben zuverlässig frei.
Obwohl der HW 150 A CR mit den serienmäßigen 10.00-20-Decken für den vorhandenen sandigen Untergrund eigentlich nicht optimal bereift war, zeigte er beim Vortrieb keine Schwächen. Bei der Auswahl der Reifen kommt es eh auf den schwerpunktmäßigen Einsatz sowie die Erfahrungen und Vorlieben des Bedieners/Betreibers an. Die Auswahl an Profilen und Bauarten ist über Jahre jedenfalls deutlich gewachsen und lässt kaum Wünsche offen.
Unser Fazit zum Hyundai HW 150 ACR
Hyundai hat die Bedürfnisse der Mobilbagger-Anwender scheinbar sehr genau erforscht. Mit dem Ergebnis, dass im Bereich zwischen 15 und 23 t so ziemlich jeder Kundenwunsch ab Werk erfüllt werden kann. Mit dem HW 150 ACR ist ein Mobilbagger für den innerstädtischen Einsatz entstanden, der mit seiner technischen Ausstattung den aktuellen Anforderungen voll entspricht. Wenn das Programm künftig noch in die Klasse der beliebten 10- bis 13-Tonner abgerundet wird, könnte sich die Präsenz auf hiesigen Baustellen sicher noch erhöhen. Wer immer noch durch die Markenbrille blickt und die Koreaner leichtfertig als Billigprodukt abtut, wird sich in nicht allzu ferner Zukunft wohl noch wundern.
Dirk Bömer bd-Baggertester, Wuppertal
„Die ersten koreanischen Baumaschinen wurden in den 1990er-Jahren hierzulande oft mit einer gewissen Geringschätzigkeit betrachtet. Besonders einheimische Hersteller waren stets darauf bedacht, die fernöstlichen Wettberber als Billiganbieter mit entsprechendem Qualitätsniveau darzustellen.
Die tatsächliche Einschätzung verdeutlichte eine Befragung des renommierten Fachjournalisten und bd-Autors Heinz-Herbert Cohrs im Jahr 1993, welchen Marktanteil man den Koreanern zutraue: „Im Übrigen sind wir der Auffassung, dass die Thematik der koreanischen Baggerhersteller nicht unbedingt in fachjournalistischer Form ausgeweitet werden sollte.“ Eine souveräne Reaktion im Vertrauen auf die eigene technische Überlegenheit hört sich für mich irgendwie anders an.
Gewiss entsprachen die Import-Maschinen seinerzeit noch nicht unbedingt dem gewohnten Standard bei Ausstattung, Sonderausrüstungen oder Charakteristik der Hydraulik. Dass ein Mobilbagger mit Mono-Ausleger am deutschen Markt so gut wie unverkäuflich war und der Betrieb beispielsweise eines Zweischalengreifers ohne größere Umbauten möglich sein sollte, musste den Herstellern erst mal von der Händlerschaft vermittelt werden.
Ein Exemplar des Robex 130 W wird heute im Showroom der Hyundai-CE-Zentrale in Tessenderlo ausgestellt – die erste im belgischen Geel montierte Maschine von 1995. Seitdem hat sich eine Menge getan.“