Wirtgen-Group-Teamwork bei Formel 1-Rennstreckensanierung
Die anspruchsvolle Rennstrecke im belgischen Spa-Francorchamps wurde saniert, um die Attraktivität für die Zuschauer und vor allem die Sicherheit für die Rennfahrer zu erhöhen. Verschiedene Maschinen der Wirtgen Group erstellten eine neue Deckschicht, die höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Der Circuit de Spa-Francorchamps wurde nicht am Reißbrett entworfen, sondern entstand vor über 100 Jahren unter Einbeziehung normaler Straßen. Laut Geschäftsführer Jarno Zaffelli, dessen Unternehmen Dromo Circuit Design das Projekt ausführte, ist die Sanierung vor allem wegen der Steigungen und Gefälle sehr anspruchsvoll. Es gibt extreme Abschnitte mit 20 Prozent Steigung, zum Beispiel die legendäre Kurvenkombination Eau Rouge und Raidillon.
Eine andere Herausforderung stellte sich in der Spitzkehre La Source, weil hier Quellwasser auf die Strecke gelangt. Um größtmögliche Sicherheit für die Fahrer zu gewährleisten, wurden höchste Ansprüche an die Ebenheit und Griffigkeit der Asphaltdecke gestellt. Mit dem Asphalteinbau wurde das belgische Unternehmen Bodarwé beauftragt. Die Höhenunterschiede im kurvenreichen Streckenverlauf sind nicht nur für die Rennfahrer eine Besonderheit, sondern auch für die Einbaumannschaft.
Von Eau Rouge in der Senke bis hoch zur berühmten Formel-1-Steilkurve Raidillon sollte auf einer Strecke von 505 m eine neue Deckschicht eingebaut werden. Hinzu kamen 206 m im Bereich der Formel-1-Kurve T9-Car sowie die neu gebauten Motorrad-Kurven T8- und T9-Moto auf 701 m Länge. Um die Teilabschnitte in optimaler Qualität einzubauen gab es verschiedene Vorgaben für die Einbaumannschaft: Der Einbau hat nonstop mit einer Geschwindigkeit zwischen 3 und 4 m pro Minute zu erfolgen. Die Temperatur des Asphaltgemischs wurde auf 180 °C festgelegt, um auch bei den zu dieser Zeit vorherrschenden niedrigen Außentemperaturen ein ausreichend großes Verdichtungsfenster zu haben. Gefordert waren außerdem die lückenlose Kontrolle und Dokumentation der Temperatur der eingebauten Deckschicht.
Für die Qualität eines Formel-1-Streckenbelags spielt zudem die Zusammensetzung des Mischguts eine entscheidende Rolle. Die Rezeptur mit dem Codenamen Le Noir wurde nach dem Reglement des Welt-Motorsportverbandes FIA von Dromo speziell für Spa-Francorchamps entwickelt – und ist ein wohl gehütetes Geheimnis. Gemischt wurde in der Asphaltmischanlage der Bodarwé-Tochterfirma Boreta. Die Benninghoven-Anlage vom Typ TBA 4000 zeichnet sich durch höchste Qualitäts- und Fertigungsstandards sowie durch eine große Optionsvielfalt aus.
Nachdem die Deckschicht in den entsprechenden Streckenabschnitten durch eine Wirtgen-Fräse vom Typ W 220i – mit Frästiefenregler Level Pro Active und 3D-Steuerung – ausgebaut wurde, kamen drei Super 1800-3i von Vögele zum Einsatz. Es galt drei Bahnen à 4,1 bis 4,3 m im bewährten Heiß-an-heiß-Verfahren nahtlos einzubauen. Ausgestattet waren die drei Fertiger jeweils mit einer Ausziehbohle AB 500 TV und einem Big-Multiplex-Ski für ein Maximum an Ebenheit in Längsrichtung. An den variablen Trägern des Big-Multiplex-Ski wurden drei Ultraschall-Multi-Sensoren angebracht, die jeweils auf der Binderschicht bzw. der benachbarten Deckschicht abgetastet und für einen präzisen Einbau gesorgt haben.
Zur Kontrolle und Dokumentation der Einbautemperatur wurden die drei Fertiger mit Witos Paving Docu inklusive Temperatur-Messsystem Roadscan ausgestattet. Neben der Asphalttemperatur konnten mit dem System die Einbauparameter Geometrie, Fläche, Strecke und verlegte Asphaltmengen festgehalten werden. Bauleiter Sébastien Dandrifosse von Bodarwé: „Witos Paving Docu ist wirklich gut geeignet, um die Temperatur direkt auf der Baustelle zu kontrollieren, denn hier brauchen wir die Informationen, damit wir bei Abweichungen direkt gegensteuern können.“ Maschinen und Menschen arbeiteten auf der legendären Rennstrecke in den belgischen Ardennen auf höchstem Niveau. Die Anforderungen waren groß, doch die Bediener haben mit ihren Maschinen und der Technik alle Herausforderungen gemeistert.