Im bd-Test: der Elektro-Minibagger SY 19 E von Sany
In Eisenach präsentierte Sany Europe aus dem rheinischen Bedburg nahezu ihr komplettes Kompaktmaschinen-Programm. Auf einer großzügigen Demo- und Testfläche standen fünf Bagger von 1,8 bis 8,8 t Betriebsgewicht zum Probebaggern bereit – diese Gelegenheit haben wir gerne genutzt.
Besonders interessiert hat uns bei den Minibaggern aus chinesischer Produktion der SY 19 E mit batterie-elektrischem Antrieb. Die 2 t schwere Maschine fällt schon auf den ersten Blick durch ihre hellblaue Lackierung auf. Also direkt auf den Sitz der Canopy-Maschine geschwungen und das Passwort eingegeben – schon schnurrt der Kleine los.
Dass die elektrisch angetriebene Hydraulik die gleiche Grableistung erbringt, als würde sie von einem Verbrenner betrieben, erstaunt eigentlich niemand mehr. Also gilt die Aufmerksamkeit sogleich der Geräuschkulisse. Die ist mit einem gemessenen Schalldruckpegel von 66 dBA ausgesprochen niedrig und eine Unterhaltung mit Personen in der Umgebung problemlos möglich.
Im Einsatz erfüllt der Sany also schon mal alle Erwartungen an einen Elektro-Bagger – trotzdem aber nicht alles Standard. Bei einem Blick auf die technischen Details nämlich ist der Hersteller auf durchaus eigenen Wegen unterwegs: So handelt es sich bei der Batterie um einen Lithium-Eisenphosphat-Akku mit 22 kWh. Dieser hat den Vorteil, dass er kein Kobalt enthält; auch setzen ihm häufige (Nach-)Ladevorgänge weniger zu. Der Hersteller garantiert mindestens 3.500 Ladezyklen, was eigentlich für ein Baggerleben reichen sollte.
Die Steckplätze zum Laden befinden sich hinter einer eigenen Klappe am Heck. Das Nachladen kann sowohl über Licht-/Kraftstrom als auch mit einer Schnell-Ladesäule/Wallbox erfolgen. Die Laufzeit soll bei durchschnittlicher Auslastung etwa sechs Stunden betragen. Anders als verschiedene Wettbewerber, hat sich Sany für ein Hochvolt-System entschieden.
Man verspricht sich davon eine höhere Leistungsdichte, bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch. Der Hersteller rechnet vor, dass die Energiekosten gegenüber dem Dieselantrieb um 30 Prozent sinken, die Wartungskosten sogar um satte 80 Prozent.
Die größte Maschine auf dem Demogelände war der SY 80 U, ein Kurzheckbagger mit 8,80 t Betriebsgewicht. In dieser beliebten Größenklasse kann Sany gleich drei Varianten anbieten: Die Version mit Seiten-Schwenkbock gibt es sowohl mit Mono- als auch mit Verstellausleger. Bei Ausführung Nummer drei (SY 75 C) ist der Ausleger neben der Kabine montiert, was den Schwerpunkt näher zur Maschine verlagert und den vorderen Schwenkradius verringert. Zwei proportionale Zusatzkreise gehören zur Serienausstattung, sodass der Betrieb eines Sortiergreifers oder Tiltrotators ohne Umbauten möglich ist.
Die Kabine entspricht in der Ausstattung und Haptik der Bedienelemente den europäischen Erwartungen. Auch liegt der Bagger bei einer kurzen Proberunde dank Load-Sensing-Hydraulik gut in der Hand. Dabei unterlegt der Vierzylinder-Yanmar-Motor das Ganze mit einer gewohnt dezenten Geräuschkulisse.
Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Chinesen ernsthaftes Interesse am europäischen Markt zeigen und auf spezifische Kundenbedürfnisse eingegangen sind. Dazu passt auch, dass ein freundlicher Werksangehöriger vor Ort sich intensiv nach den Eindrücken der Praktiker erkundigte. Sany als Billiganbieter abtun zu wollen trifft es einfach nicht (mehr), der Hersteller rangiert seit Jahren unter den Top Fünf der internationalen Baumaschinen-Anbieter.