Deutschlands älteste Autobahn wird nachhaltig erneuert

Bei der Grunderneuerung eines Teilabschnitts der A 555 bei Köln lag der Fokus auf Nachhaltigkeit und möglichst hoher CO2-Einsparung. Statt der konventionellen Bauweise entschied sich das bauausführende Unternehmen für das Kaltrecycling-Verfahren von Wirtgen. Die mobile Kaltmischanlage KMA 240i stellte aus anfallendem Asphaltfräsgut bitumenstabilisiertes Einbaumaterial für die neue Tragschicht her.
Auf Deutschlands ältester Autobahn A 555 wurde ein 2,5 km langer Abschnitt in beiden Fahrtrichtungen grunderneuert. Damit es nicht zu übermäßigem Stau kommt, sollten mindestens zwei Fahrspuren befahrbar bleiben. Der Standstreifen wurde zur neuen Schwerlastspur mit der höchsten Belastungsklasse BK100 umgebaut. In der herkömmlichen Einbauweise bedeutet das: Abfräsen, Abtransport und Entsorgung aller Asphaltschichten, Stabilisierung des Unterbaus und schließlich Neuaufbau der Asphalttrag-, Asphaltbinder- und Asphaltdeckschicht.
Beim konventionellen Asphaltbau tragen insbesondere die Herstellung der neuen Asphaltschichten und die Transportfahrten der Lkw zu den CO2-Emissionen bei. Das Kaltrecyclingverfahren von Wirtgen bietet hier Einsparpotenziale: Für die neue Tragschicht der Autobahn wurde bitumenstabilisiertes Material (BSM) eingebaut. Die Kaltmischanlage KMA 240i stellte aus dem anfallenden Asphaltfräsgut unter Zugabe von Schaumbitumen und Zement die BSM-Tragschicht her. Die Anlage braucht wenig Platz und konnte nah an der Baustelle platziert werden, ihre Durchlaufproduktion lag bei 240 t Kaltmischgut pro Stunde. Die CO2-Einsparung entstand vor allem durch die Kaltaufbereitung des Mischguts. Einzig das Bitumen wurde mit 180 Grad Celsius angeliefert und dann mit Wasser und Luft zu Schaumbitumen verarbeitet. So konnte das sonst energieintensive Aufheizen der Gesteinsfraktionen oder des Asphaltgranulats entfallen.

Auf den aufbereiteten Unterbau der Autobahn wurde die BSM-Tragschicht zum Erreichen des geforderten Verdichtungsgrads zweilagig eingebaut. Ein Vögele-Beschicker MT-3000-3i förderte das Mischgut sukzessive für einen unterbrechungsfreien Einbau in den nachfolgenden Fertiger Super 1900-3i. Dieser übernahm den lagegerechten Einbau der neuen Tragschicht auf 3,6 m Arbeitsbreite. Die erste Lage Kaltmischgut hatte eine Einbaustärke von 16 cm, die zweite – am darauffolgenden Tag – eine Stärke von 10 cm. Nach Vorverdichtung mit der Bohle AB500 wurde das Kaltmischgut beider Lagen jeweils von einer Hamm-Tandemwalze HD+ 140 und einer Gummiradwalze HP 280i optimal verdichtet. Im letzten Schritt wurde das BSM-Material mit einer neuen 4 cm starken Asphaltdeckschicht (SMA 11 S) überbaut.

BSM-Mischgut ist in vielen Ländern bewährt und wird in allen Belastungsklassen angewendet. Auch als Tragschicht auf Autobahnen ist BSM keine Neuheit und in Deutschland von zunehmendem Interesse und Zuspruch. Die Eignungsprüfung des Kaltrecyclingmischguts für die neue Tragschicht auf der A 555 bei Köln führte Strabag mithilfe von Wirtgen im eigenen Baustofflabor durch. In der Voruntersuchung wurden die Zugabemengen der Bindemittel und Zuschlagstoffe ermittelt. Recyceltes Asphaltfräsgut mit 25 Prozent Brechsand zur Füllung der Feinanteile plus ein Prozent Zement, zwei Prozent Schaumbitumen und Wasser ergaben die positiven Synergien für das nachhaltige Mischgut. Dieses ist lagerfähig und muss im Gegensatz zum konventionellen Mischgut nicht innerhalb kürzester Zeit eingebaut werden.
Standpunkt
Stephan Ehlers, Technischer Leiter, Strabag, Bereich Düren
„Die Firma Wirtgen bietet mit ihrem In-plant-Kaltrecycling ein fortschrittliches Verfahren. Wir können die Prozessabwicklung mit bitumenstabilisiertem Material deutlich effektiver und schneller gestalten. Wir sind stark daran interessiert, dieses Thema voranzutreiben, weil wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen.“