Ersatzneubau Nisterbrücke

Doka-Kombination aus Traggerüst und Trägerschalung

Tragwerksdefizite sowie das Ziel, die Brücke als wichtige Teilverbindung zwischen drei Bundesländern langfristig zu verbreitern, waren der Grund, die Nisterbrücke in Rheinland-Pfalz neu zu bauen. Spektakulär dabei: Der Ersatzbau steht auf nur einem Brückenpfeiler mit zwei sich gegenüberliegenden v-förmigen sowie leicht zur Seite gekippten Stützen. Und ist das Ergebnis einer besonderen Schalungslösung von Doka für die ausführende Firma Peter Gross Bau.

Doka, Peter Gross Bau
Zweifach geneigt, einmal gedreht: Da die Pfeileräste nicht linear zueinander verlaufen, kam statt einer konventionellen Schalungslösung eine Kombination aus Traggerüst und Trägerschalung zum Einsatz. (Bild: Doka)

Mit ihren knapp 122 m Länge zählt die neue Nisterbrücke zu den eher mittelgroßen Infrastrukturprojekten von Doka. Doch die Größe sagt nicht immer etwas über den Schwierigkeitsgrad aus, wie Niederlassungsleiter Denis Müller von Gross Bau erklärt: „Die Brücke hat zwar nur einen Brückenpfeiler, doch dessen Geometrie ist nicht ohne, mit einigen kniffligen Besonderheiten.“ Umso lobenswerter sei deshalb das von Doka ausgearbeitete sichere und realisierbare Konzept bei gleichzeitig möglichst geringem Aufwand bei der Schalung. „Das war ein Volltreffer, denn die Techniker haben sich wirklich Gedanken gemacht, wie unsere Baustellenmannschaft am besten mit der Schalungskonstruktion zurechtkommt und wie wir gleichzeitig möglichst effizient vorankommen.“ Die Rede ist von einer in BIM-geplanten Schalungslösung aus Doka-Traggerüst und bewährter FF20-Trägerschalung.

Doka, Peter Gross Bau
Zeitlich entkoppelt für mehr Effizienz: Während der Beton des einen V-Astes aushärtet (links), wird der andere für die Betonage vorbereitet (rechts). (Bild: LBM Rheinland-Pfalz)

Der Blick auf die vier Beton-Äste zeigt: Jeder von ihnen neigt sich doppelt, und durch ihre V-Form sind die direkt gegenüberliegenden Pfeilerarme um 62° nach außen gekippt. Zudem weisen die beiden sich gegenüberstehenden V-Stützen eine Außenneigung von 79,2° auf. Mit knapp 12 m Höhe und einem Querschnitt von 1,9 m × 1,9 m pro Pfeilerarm lastet beim Betonieren ein beachtliches Gewicht auf der Schalung, sodass die Kräfte sicher abgeleitet werden müssen. Darüber hinaus sollte der flüssige Ortbeton mit Außenrüttlern bewegt werden. Die durch sie verursachte Vibration zerrt stärker an der Schalung als bei einem Innenrüttler. Das war laut Martin Schmid, technischem Projektleiter bei Doka, aber nicht die einzige Schwierigkeit: „Im BIM-Modell sahen wir, dass die V-Pfeilerarme in der Draufsicht nicht linear zueinander verlaufen, sondern jeweils um 5,9° gedreht sind. Damit fiel für uns eine konventionelle Lösung aus Top-50-Gespärre mit vielen Spindelstreben raus, denn diese Drehung hieße, die Schalungskonstruktion beim Verziehen am Boden um insgesamt 11,8° drehen zu müssen.“ Also tüftelten die Spezialisten an einer Variante.

Doka, Peter Gross Bau
Um das Gewicht der 12 m hohen Pfeiler sicher abzuleiten, griffen Dokas Ingenieure auf ihren Traggerüst-Baukasten zurück. (Bild: Doka)

Dabei war auch zu beachten, dass die Baufirma die vier Beton-Äste nacheinander betonieren wollte, um die Baustellenmannschaft effizienter einzusetzen. Diesem Wunsch entsprechend, lieferten die Spezialisten eine zeitsparende Schalungslösung mit dem Doka-Traggerüst Unikit: Zur Lastabtragung kam eine Sonderkonstruktion aus SL-1- und Unikit-Stahlprofilen zum Einsatz, auf der die Systemträgerschalung FF20 als Bodenschalung fixiert und auf die zum Betonieren weitere fertig montierte FF20-Elemente als Seiten- und Stirnabschalung aufgesetzt wurden. So gelang es, die Schalungslösung in drei Teilen per Mobilkran umzusetzen: das schwere Traggerüst mit der Bodenschalung als Teil 1, die Seiten- und Schließschalung als Teil 2 und – drittens – war aufgrund der massiven Konstruktion auch die sichere Lastenableitung gewährleistet.

Hilfreich für das Baustellenteam war, wie es heißt, außerdem die visuell anschaulich dargestellte Schalungsplanung inklusive projektspezifischer Aufbauanleitung mithilfe des Programms Doka CAD for Revit. Das von Doka erstellte BIM-Modell lieferte auch Informationen für die Bauleitung und den Polier, sodass die Montageabläufe vor Ort detailliert besprochen werden konnten. Nicht zuletzt seien so auch Sicherheitsrisiken leichter frühzeitig erkennbar, auch zugunsten der Arbeitssicherheit auf der Baustelle.

Bauma: FN.420/A