Baukompressoren

Als robuste und wirtschaftliche Vielzweckgeräte überzeugend

Kompressoren sind in der Bauindustrie nach wie vor sehr gefragt. Sie treiben an, tragen ab oder auf und reinigen mit diversen Druckluftwerkzeugen. Im Vergleich zu Elektrowerkzeugen sind diese oftmals günstiger und robuster. Dank mehr Leistung und geringerer Lautstärke sind Baukompressoren ideale Antriebsaggregate im Hoch- und Tiefbau.

Baukompressor von Kaeser
Die klassische Anwendung: Baukompressor wie der Mobilair M27 von Kaeser plus Presslufthammer als Druckluftwerkzeug. (Bild: Kaeser)

Der berühmt-berüchtigte laute Presslufthammer wird gerne im Zusammenhang mit  Baukompressoren zuerst genannt, doch das wäre viel zu einseitig. Immerhin lassen sich mit den mobilen Kompressoren auch Druckluft-Bohrer, -Gewindebohrer und -Schlagschrauber im Stahlbau einsetzen, Putz- oder Farbpistolen betreiben, ebenso Reinigungsbürsten oder Druckluftpistolen, Schleif- und Poliergeräte, Nagelsetzer, Tackerer, Druckluft-Zangen und -Blechscheren sowie andere mehr. Auch Auto- und Lkw-Reifen kann man damit aufpumpen. Vielen dürfte das Unternehmen Deprag (Deutsche Präzisionswerkzeuge AG) aus Amberg als Hersteller von Druckluftmotoren sowie einer Vielzahl an Druckluftwerkzeugen – vor allem Schraubern – bekannt sein. Die französische Desoutter mit ihrer deutschen Niederlassung in Maintal, die Aircraft-Druckluftwerkzeuge des deutschen Vertriebs Stürmer Maschinen in Hallstadt bei Bamberg sowie die österreichische Entwicklungs- und Handelsgesellschaft Elmag aus Ried sind weitere namhafte Anbieter von Druckluftwerkzeugen und teils – oft allerdings stationären – Kompressoren.

Ein Drucklufterzeuger besteht aus einem elektrisch oder mechanisch angetriebenen Verdichter, der durch mechanische Arbeit ein Gas komprimiert, also dessen Volumen zusammendrückt. Dabei wird sowohl der Gasdruck wie die Dichte wesentlich erhöht. Bei einer nur geringen Verdichtung spricht man eher von Ventilatoren oder Gebläsen. Im Gegensatz zu einigen Kompressoren in der Medizin- oder Chemieindustrie wird bei Baukompressoren die Umgebungsluft über den Luftbehälter des Drucklufterzeugers angesaugt, anschließend komprimiert und als kraftvolle Druckluft wieder abgegeben. Die wesentlichen Parameter eines Verdichters sind der erreichbare Druck sowie der Volumenstrom. Der Druck wird auch heute noch meist in bar angegeben – die korrekte physikalische Einheit wäre Pascal – und der Volumenstrom in der Regel als Kubikmeter pro Stunde.

Baukompressor von Atlas Copco
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Die meisten kompakten, fahrbaren Baukompressoren liefern Drücke zwischen 7 und 14 bar sowie Volumenströme von kleinen 1 bis über 2.000 m³/h auf einem zweiachsigen Anhänger. Es gibt auch noch größere Modelle, die dann auf der Baustelle häufig stationär installiert werden. Einige arbeiten mit Druckluftkesseln, andere ohne – je nachdem, wofür sie benötigt werden. Die völlig autarken Drucklufterzeuger werden meist durch leistungsstarke Verbrennungsmotoren (Benzin oder Diesel) angetrieben, welche die aktuellen Abgaswerte nach EU-Stufe IV erfüllen und ab 2019 in Stufe V ausgelegt sind. Zugleich sind Geräte mit Elektroanschluss (230 oder 400 V) lieferbar.

Grundsätzlich unterscheidet man dynamische Verdichter, sogenannte Turboverdichter und Verdränger-Verdichter (meist mit Kurbeltrieb und Hubkolben). Die Turbos gibt es als Freikolben-, Vielzellen-, Schrauben- und Rootsverdichter. Sie kommen meist bei großen Fördermengen (bis etwa 5.000 m³/h) sowie geringeren Drücken (bis etwa 22 bar) zum Einsatz. Bei kleineren Fördermengen (bis etwa 600 m³/h) sowie hohen Drücken (bis 35 bar) greift man eher zum Verdränger-/Hubkolben-Verdichter. Bei besonders großen Fördermengen mit Volumenströmen bis 200.000 m³/h und mehr empfehlen sich Axial- und Radialverdichter; sie liefern Drücke bis etwa 10 bar. Weitere Bauarten sind ölfreie oder ölgeschmierte Drucklufterzeuger, mit und ohne Wärmeübertrager, mit oder ohne zusätzliche Stromversorgung, konventionelle oder sogenannte Flüsterkompressoren, die vor allem beim Einsatz in Wohngebieten gefragt sind. Dazu kommen zahlreiche Spezialkompressoren.

Betriebssicherheit hat hohe Priorität

Hochwertige Verdichter haben oft einen Riemen als Antrieb, sodass der Verdichter vom Verbrennungsmotor entkoppelt ist. Alle Drucklufterzeuger sind mit einem Überlastungsschutz ausgestattet, der den maximalen Druck reguliert und für Betriebssicherheit sorgt. Zwischen Ausschalt- und Einschaltdruck besteht immer eine Differenz von zwei bar. Dieser Differenzwert ist gesetzlich festgelegt, dient dazu, die Explosionsgefahr der unter Druck stehenden Behälter zu minimieren und wird bei allen in Deutschland zugelassenen Geräten eingehalten.

Ein großer Hersteller von Baukompressoren ist Coburger Unternehmen Kaeser. Die Produktpalette reicht von kleinen Drucklufterzeugern mit Drücken bis 15 bar und Volumenströmen bis knapp 100 m³/h über Kompaktgeräte (max. 14 bar und 300 m³/h) und Kraftpakete (14 bar, 1400 m³/h) bis zum Druckluft-Gigant M500-2 (max. 2748 m³/h) mit innovativer Steuerung sowie Fleet-Managementsystem per GPS.

Erst Mitte 2018 wurde der Mobilair M27 vorgestellt: ein kompakter, leichter und doch leistungsstarker Baukompressor mit maximal 156 m³/h Volumenstrom bei 7 bar Druck. Er kann zusätzlich mit einem Generator und/oder integrierter Druckluftaufbereitung geliefert werden. Neben der straßenfahrbaren gibt es auch eine stationäre Version, die sich zum Beispiel gut auf einer Lkw-Ladefläche installieren lässt. Die Coburger setzen überwiegend auf reibungsarme Schraubenverdichter aus eigener Entwicklung mit dem energiesparenden Sigma-Profil, das für hohe Dauerbelastung ausgelegt ist. Damit kann der Mobilair M27 zwei 20-kg-Presslufthämmer oder andere Werkzeuge betreiben. Eine serienmäßige Anti-Frost-Regelung schützt die Werkzeuge vor Frost- und Korrosionsschäden. Alle Wartungsstellen sind dank weit öffnender Schallschutzhaube leicht und schnell zu erreichen. Als praktisches Sonderzubehör gilt ein Schlauchaufroller mit 20-m-Leichtschlauch.

Flüsterkompressoren

Darunter firmieren sehr kompakte, geräuschreduzierte Verdichter, die eher im Handwerk, sogar in Zahnarztpraxen und Dentallabors sowie in Lackierwerkstätten (Airbrush) oder zum Sandstrahlen eingesetzt werden. Die mit nur 48 bis 60 dB(A) Schalldruck wirklich sehr leisen Drucklufterzeuger gibt es von Firmen wie Implotex, Knapp Wulf, Starkwerk oder Weldinger. Übrigens sind solche Geräte etwa 90 bis 98 Prozent leiser als handelsübliche Kompressoren. Man könnte damit also auch an Sonn- und Feiertagen sowie während Ruhezeiten zum Beispiel im Altenbereich oder in Krankenhäusern arbeiten.

Mit den platzsparenden Kompaktstationen i.Comp 8 und 9 stellen die Franken ein völlig neues, speziell für Werkstätten entwickeltes Druckluftversorgungskonzept vor. Mit einem Volumenstrom von 412 bis 580 l/min decken die i.Comp-Tower viele Applikationen in Handwerk und Industrie ab und gewährleisten einen konstanten Druck bis 11 bar bei absoluter Betriebssicherheit.

Mobile Druckluftkompressoren im Leistungsbereich von 150 bis über 2700 m³/h vertreibt das schwedische Unternehmen Atlas Copco seit 1952 in Deutschland. Bereits seit 1893 werden übrigens druckluftbetriebene Werkzeuge hergestellt und verkauft. Ein wichtiger Meilenstein war die Entwicklung des Schraubenkompressors um 1955. Etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes von rund 10 Mrd. Euro entfallen auf Drucklufterzeuger. Die sieben neuen, kompakten Baukompressoren der XAS-Baureihe haben öleingespritzte Schraubenverdichter mit SAP-Profil und werden von 2- oder 3-Zylinder-Deutz-Dieselmotoren der 2011er-Baureihe angetrieben. Optional eingebaute Generatoren liefern zusätzlich noch Strom. Je nach Modell liefern sie maximal 12 bar Druck und einen Volumenstrom bis 318 m³/h; mit einem Schalldruckpegel von maximal 70 dB(A) arbeiten sie zudem recht leise.

Zehn ebenfalls neue Baukompressoren der Serie 8 wiegen 750 kg und sind damit halb so schwer wie andere marktübliche Geräten. Man kann sie mit einem normalen Pkw transportieren. Zudem verbrauchen sie durchschnittlich 12 Prozent weniger Kraftstoff als herkömmliche Ausführungen. Mit maximal 12 bar Leistung und Volumenströmen von 210 bis 300 m³/h bieten die Modelle der Serie 8 genug Leistung für die meisten Baustellen. Mit Winterreifen bleiben sie auch in der dunklen Jahreszeit stets sicher in der Spur, eine dreilagige Anti-Korrosionsschicht weist Wasser und Salzwasser ab. Angetrieben werden sie von 3- oder 4-Zylinder-Kubota-Dieselmotoren.

Emissionsfreie Alternative mit Elektroantrieb

Auf der Galabau 2018 vorgestellt wurde der elektrisch angetriebene Kompressor E-Air 250, er arbeitet lokal völlig emissionsfreie und hoch effizient. Die Steuerung von Druck und Durchfluss erfolgt über das integrierte PACE-System (Pressure Adjusted through Cognitive Electronics), das mehrere Druck- und Flusseinstellungen genau auf die Anforderungen der Anwendung ermöglicht – mit stufenlos einstellbaren Druckstufen zwischen 5 und 12 bar in Schritten von 0,1 bar und einer FAD (Free Air Delivery) des Volumenstroms von maximal 7.020 l /min. Der integrierte 50-kW-Permanentmagnet-Elektromotor mit variabler Drehzahleinstellung benötigt beim Anlauf nur eine geringe Leistung, sodass das Stromnetz keine zu hohen Lastspitzen verkraften muss. Darüber hinaus bietet das E-Air-Smart-Socket-System die Flexibilität, das selbe Gerät mit mehreren Steckdosen (125, 63, 32 und 16 Amp) zu verwenden. Der E-Air 250 wiegt lediglich 750 kg und lässt sich mit einem normalen Pkw ziehen.

Das ursprünglich englische Unternehmen Comp Air wurde 2008 in die US-amerikanische Gardner Denver eingegliedert. Noch früher wurden die Kompressorbereiche von Mahle und Demag von den US-Amerikanern übernommen. Gardner Denver ist daher einer der global führenden Hersteller von Kompressoren zur mobilen wie stationären Drucklufterzeugung. Die fahrbaren Kompressoren von Comp Air sollen besonders effizient und zuverlässig arbeiten. Die mobil einsetzbare C-Serie bietet neben hoher Energieeffizienz und geringen Emissionen zahlreiche Features, die den täglichen Betrieb und die Wartung erheblich vereinfachen. So wiegt der C14 nur 160 kg und lässt sich leicht in einem Kompaktbus oder Lieferwagen transportieren. Ein abnehmbarer 20-l-Benzintank reduziert das Transportgewicht sogar auf 142 kg. Diese kompakten Drucklufterzeuger sind mit einem kraftstoffsparenden, luftgekühlten Honda-GX-630V-Twin-Benzinmotor ausgestattet. Mit Leistungen von 7 bis 12 bar sowie Volumenströmen von 60 bis 84 m³/h bieten die Kompressoren genug Leistung für kleinere Einsätze. Mit Bi-Turbo-Technologie erzielen die beiden großen Modelle C200TS-24 und C270TS-9 eine um 14 Prozent höhere Energieabgabe an den Schraubenverdichter als bisher. Mit Leistungen von 9 bis 24 bar sowie Volumenströmen von 1200 bis 1620 m³/h decken diese beiden Modelle den Druckluftbedarf selbst von Großbaustellen ab. Dafür benötigen sie aufgrund ihres Gewichts von 3.500 kg auch besondere Transportleistungen.

Der Doosan-Konzern ist schon seit 1871 in der Bau-, Bergbau- und Ölindustrie tätig. Die robusten und zuverlässigen Kompressoren, Generatoren und Lichtmasten der Südkoreaner werden in Belgien und Amerika gebaut. Der Geschäftsbereich Doosan Portable Power verfügt über ein Sortiment an fahrbaren Kompressoren mit Druckluftleistungen von 7 bis 35 bar und Volumenströmen von 120 m³/h bis 2640 m³/h. Die mobilen einachsigen Drucklufterzeuger mit CE-Zertifikat leisten 120 m³/h bis 1020 m³/h (max. 14 bar) und wiegen weniger als 2.500 kg, die zweiachsigen sind bis zu 6.500 kg schwer. Zahlreiche Ausstattungsoptionen ermöglichen es, einen kundenindividuellen Baukompressor auszuliefern. Egal ob Standard- oder Hochleistungsverdichter: Alle Modelle werden laut Hersteller mit strukturstabilen Innenbauteilen ausgerüstet, die hohe Leistungen bieten und einen minimalen Wartungsaufwand erfordern.

Seit über 100 Jahren ist das US-Unternehmen Ingersoll Rand weltweit mit Kompressoren und Druckluftsystemen am Markt: ob kleine, mobile Lösungen für Werkstatt und Handwerk oder große, stationäre Druckluftversorgungssysteme für die Industrie. Die Hochdruckkompressoren liefern sogar Drücke bis 345 bar. Unterdruckmodelle bieten einen maximalen Unterdruck bis 99,2 Prozent. Die ehemalige Ecoair im bayerischen Wolfratshausen wurde von Ingersoll Rand Ende der 1990er-Jahre übernommen, Teile des Vertriebs agieren heute selbstständig unter dem Namen Air Center Süd am selben Standort. Man bietet allerdings nur noch stationäre Drucklufterzeuger diverser Hersteller an, jeodoch keine mobilen Modelle mehr. Bis Ende 2019 soll zudem das Schraubenkompressorwerk von Ingersoll Rand in Oberhausen geschlossen werden, die Produktion wird nach China sowie zurück in die USA verlegt.

Robert Ruthenberg