AP Deutschland thematisiert intelligente Baustelle
Dass Digitalisierung die Abläufe auf der Baustelle wesentlich beeinflussen, verändern und vor allem auch verbessern kann, hat AP Deutschland mit einer Fachtagung zum Thema Smart Construction unlängst ins Blickfeld gerückt. Dabei wurde auch deutlich: Die Technologie ist mittlerweile im Alltag angekommen.
Die parkenden Firmenfahrzeuge auf dem AP-Gelände haben erzählt: Hier war so ziemlich alles vertreten, was überregional im Tief- und Straßenbau Rang und Namen hat. Die Digitalisierung der Baustelle steht wohl in vielen Unternehmen weit oben auf der Agenda. Rechtzeitig zur Veranstaltung waren die Räumlichkeiten der AP Deutschland fertig geworden. Der Bezug der modernen Büro-, Seminar- und Hallenflächen steht nun unmittelbar bevor.
Als langjähriger Topcon-Händler und Smart-Construction-Partner hat AP Deutschland reichlich Erfahrung in der digitalen Vermessung und bei Maschinensteuerungen. Neben dem Vertrieb von Hardware mit zugehörigem Service, erweitert man das Angebot zunehmend um GPS-Mietmaschinen (Bagger, Raupen und Leveller), Projektbegleitung bei anspruchsvollen 3D-Baustellen sowie Anwenderschulungen in der hauseigenen iAcademy. Geschäftsführer Marc Landwehr hat diese Technologien seit den Anfängen in den 1990er-Jahren begleitet. Jetzt wurde die aktuelle Partnerschaft mit Globe-Fligth im Bereich DJI Enterprise für den Vertrieb von Drohnen bekannt gegeben.
Als Fach-Referenten gewährten Karsten Elles und Dirk Legrand tiefe Einblicke in die Lösungen für die vernetzte Baustelle von Komatsu Smart Construction. Schlaglichtartig einige Kernpunkte: Die Vermessung mit Drohnen wird künftig durch die weiterentwickelte Edgebox 2.0 unterstützt, die kurz vor der Markteinführung steht. Dabei werden – etwas vereinfacht – die fotometrischen Daten aus dem Drohnenflug in eine Punktewolke umgewandelt, die mit den GPS-Daten der Baustelle kompatibel ist.
Es ist nicht erforderlich, weitere Passpunkte einzumessen. Laserscanning von Geländeprofilen oder erstellten Bauwerken oder Bauwerksteilen ist jetzt mit einem entsprechend ausgestattetem Smartphone möglich. Vorteilhaft insbesondere auf kleineren Flächen oder in Situationen, bei denen ein Drohneneinsatz nicht möglich oder ratsam ist. Im sogenannten Smart-Construction-Daschboard lassen sich die Vorgänge auf der Baustelle in unterschiedlichster Weise darstellen. Massenbilanzen, für die sich einst Messtrupps tagelang durchs Gelände arbeiten mussten, können per Knopfdruck erfolgen. Jede iMC-Maschine generiert bereits durch bloßes Überfahren Wie-Gebaut-Daten. Die Raupen sind mit der Aufstandsfläche der Bodenplatten im 3D-Bezugssystem eingemessen, liefern also bei jeder Bewegung vor Ort Messwerte.
In Europa sind übrigens bereits mehr als 2.000 teilautomatisierte iMC-Maschinen von Komatsu im Einsatz. Auf die vernetzten Maschinen kann die Bauleitung per Fernwartung zugreifen, Probleme mit dem Geländemodell können vom Schreibtisch aus behoben werden. Großen Wert legt man dabei auf Systemoffenheit: Neben den eigenen iMC-Maschinen können auch Daten von Topcon, Trimble und MTS verarbeitet werden. Sind auch Transportfahrzeuge mit einem entsprechenden Transponder ausgestattet, kann der gesamte Materialfluss auf dem Baufeld quasi online verfolgt werden. Das dient einerseits der Dokumentation und kann andererseits natürlich auch zur Optimierung der Abläufe genutzt werden.
Das Aufmaß als Abrechnungsgrundlage spielt naturgemäß im Innenverhältnis zum Auftraggeber eine erhebliche Rolle. Die Akzeptanz der digital gewonnenen Daten ist jedoch Voraussetzung, dass die intelligente Baustelle ihre Möglichkeiten voll entfalten kann. Die große Transparenz bereits während des Bauablaufs könnte hier zusammen mit den anschaulichen grafischen Darstellungen jedoch ein Umdenken auch bei öffentlichen Bauherren befördern. Dass digitale Vergabe- und Planungsunterlagen eine Grundvoraussetzung für das gesamte System sind, liegt auf der Hand. Hier ist aber wohl noch ein weiter Weg zu gehen.
Für weitgehend analog sozialisierte Bauleute klingt das alles noch etwas visionär, besonders wenn es so konzentriert daherkommt. Andere sind da weiter – so wie Thomas Vent, Bauleiter bei der Firma Ecosoil Nord-West, wo man das Smart-Construction-System nahezu komplett umgesetzt hat. So ist etwa die Betreuung von mehreren großen Erdbauprojekten mit teilweise großer räumlicher Entfernung nun mit erheblich verringertem Reiseaufwand möglich. Der Stand des einzelnen Projekts lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand aktualisieren. Eine Übersicht zur Termin- und Budgettreue ist quasi in Echtzeit gegeben.
Auch Änderungswünsche des Auftraggebers können kurzfristig kalkuliert, beauftragt und ins Geländemodell eingearbeitet werden. Und das, ohne Abläufe auf der Baustelle zu beeinträchtigen. Bei Bedarf kann der Kunde Zugang zu Teilbereichen des Dashboards erhalten, um alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen und somit Missverständnissen vorzubeugen. Nicht zuletzt können hochmoderne, vernetzte Maschinen auch ein wichtiger Faktor bei der Suche nach Fachpersonal sein.