Brückenbau mit Sonder- und Systemschalung
Bei einem der anspruchsvollsten Brückenbauprojekte in Deutschland – dem Neubau der 301 m langen A1-Autobahnbrücke über die Düte bei Osnabrück – läuft derzeit alles nach Plan. Nach erfolgreichem Teilabriss stehen bereits diverse Stahlbetonbauteile der ersten neuen Brückenhälfte. Unterstützt wird das Autobahnprojekt mit Schalungslösungen von Hünnebeck.
Die alte vierstreifige Dütebrücke aus dem Jahr 1968 muss einem deutlich breiteren Neubau mit sechs Fahrstreifen weichen. Der einteilige Bau machte dabei eine besondere Vorgehensweise erforderlich: Die Brücke wurde der Länge nach mittig durchgeschnitten und eine Brückenseite abgebrochen. Über die verbliebene, von einem Traggerüst unterstützte Brückenhälfte fließt derzeit der Verkehr. Die neue Dütebrücke wird in sogenannter Stahlverbund-Bauweise errichtet: Auf den neuen Stahlbetonstützen und Auflagern wird ein Überbau aus Stahl montiert und darauf dann die Brückenplatte aus Beton hergestellt.
Das ausführende Team von Ingenieurbau Porr verlässt sich bei der komplexen Großbaustelle auf die Schalungsexperten von Hünnebeck. Das Unternehmen hat die Schalungslösungen für den Bau der Brückenwiderlager, Pfeilerfundamente, Pfeiler und Querriegel in enger Abstimmung mit der Baustelle entwickelt und geliefert. Entstanden ist so ein wirtschaftlicher Mix aus Standard- und Sonderlösungen, der exakt auf die speziellen Bedingungen des Brückenprojekts abgestimmt ist.
Bei der Herstellung der Pfeilerfundamente und der Widerlager kommt beispielsweise die Großrahmenschalung Manto zum Einsatz, deren hohe Belastbarkeit (Betondruck: 80 kN/m2) schnelle Schalzeiten garantiert. Die Pfeilerschalung ist dagegen eine Sonderkonstruktion aus rund angeordneten H-20-Trägerschalungselementen. Die Schalungsdurchmesser betragen 1,80 m und 2,40 m mit Elementhöhen bis 10,25 m. Auch für die besondere Geometrie der Querriegel, die auf jeweils zwei Brückenpfeilern aufliegen, hat der Schalungsbau von Hünnebeck eine maßgeschneiderte Sonderschalung mit senkrechter Brettstruktur angefertigt. An den Längsseiten wird diese außen von Standardtafeln der Manto-Schalung ergänzt. Abgestützt wird die Querriegel-Schalung von Traggerüsten aus dem neuen ST-60-System, das sowohl der DIN EN 12810 wie auch der DIN EN 12811 entspricht und das Hünnebeck hinsichtlich Montage, Demontage, Transport und Lagerung baustellengerecht optimiert hat. So wiegt beispielsweise kein Teil mehr als 15 kg. Hinzu kommen eine jederzeit gesicherte Montage und Demontage durch vorlaufenden Seitenschutz.
Außerdem interessant: Der ST-60-Baukasten besteht aus lediglich sechs Basisteilen. Mit nur zwei Rahmen lassen sich drei Turmbreiten herstellen: 113 x 113, 150 x 150 und 113 x 150 cm. Bis zu 240 kN Belastbarkeit pro Stützturm (60 kN pro Stiel) und die Kombinierbarkeit des Systems mit Alu- und Stahlträgern wie auch mit Holzschalungsträgern (H 20 und R 24) garantieren eine hohe Tragfähigkeit und eine sichere Lastableitung in den typischen Einsatzhöhen zwischen 3 und 15 m. Der ST-60-Turm bietet zudem ein besonderes Belagumsetzverfahren: Die Beläge (Lastklasse 4) werden mit einer speziellen Belaghebevorrichtung einfach und ergonomisch auf die nächste Ebene versetzt. Ist der Turm fertig montiert, kann er zum einfachen Transport innerhalb der Baustelle komplett mit vier Strängen an einen Kran gehängt werden.
Das Porr-Baustellenteam ist zufrieden mit den bereitgestellten Schalungslösungen: „Man merkt an allem, dass hier Praktiker am Werk sind, die genau wissen, worauf es im Baustellenalltag ankommt. Ob maßgeschneiderte Sonderlösung oder Systemlösung von der Stange: Sicherheit und Praktikabilität stehen an erster Stelle.“ Diese Zufriedenheit manifestiert sich auch im termingerechten Baufortschritt: Voraussichtlich Anfang 2020 kann der Verkehr über die erste neue Brückenhälfte geleitet und mit dem Abbruch und Neubau des noch bestehenden alten Brückenteils begonnen werden.