
Die neue Minibagger-Serie R2 von Bobcat
Bobcat hat seine erfolgreichen Minibagger in der 1- bis 2-t-Klasse komplett überarbeitet. Bevor sie zur Bauma 2025 offiziell vorgestellt werden, haben wir sie ausgiebig gefahren. Und das hat sich gelohnt.

Es hatte schon einen leicht konspirativen Charakter, als kleine Grüppchen von Fachjournalisten in die tschechische Provinz gefahren wurden, um ihnen dann irgendwo im Nirgendwo exklusiv die neuen Bobcat 1- bis 2-t-Minibagger zu zeigen. Dennoch ein wohl organisiertes Event, bei dem das Team um David Frodl und Lukas Jungbauer nichts dem Zufall überlassen hatte. Die Geschichte beginnt jedoch viel früher: Bereits im Jahr 2014 wurden die ersten Exemplare einer neuen Bobcat-Minibagger-Reihe, die vom E17 bis zum E20 reichte, vorgestellt. Diese deckten ein wichtiges Segment im Bereich der Kleinbagger ab, da ihre kompakte Bauform sich von den klassischen 1,5-t-Maschinen ableitete. Die vier verschiedenen Varianten kamen den spezifischen Anforderungen der europäischen Anwender offenbar sehr entgegen, sodass insgesamt über 34.000 Einheiten verkauft werden konnten. Damit repräsentiert diese Maschinenkategorie den Bestseller für Bobcat in der EMEA-Region und auch die Mehrheit der im tschechischen Dobris gefertigten Produkte.
Durch Marktanalysen und Rückmeldungen von Kunden konnte das Anforderungsprofil noch weiter geschärft werden, und es war an der Zeit für ein Update. Das kommt jetzt zur Bauma mit der Vorstellung der R2-Serie. Im Einzelnen handelt es sich um die Typen E16 (1.612 kg), E17z (1.712 kg), E19 (1.905 kg) und E20z (1.980 kg). Der E16 ist 100 kg leichter geworden und ersetzt das bisherige Einstiegsmodell E17. Bei den mit einem Z gekennzeichneten Modellen handelt es sich um Zero House Swing, also ZHS-Ausführungen, bei denen weder das Heck, noch die vorderen Ecken des Oberwagens beim Schwenken über die Ketten hinausragen. Der E16 und der E19 verfügen über einen Oberwagen mit konventionellem Hecküberstand.

Man könnte einwenden, wozu es eine solche Typenvielfalt in der gleichen Gewichtsklasse braucht. Tatsächlich haben die einzelnen europäischen Märkte ganz unterschiedliche Favoriten unter den vier Modellen. Das liegt an abweichenden gesetzlichen Vorgaben bezüglich der zulässigen Transportgewichte, an der jeweiligen Kundenstruktur – Konzern, Kleinbetriebe, Vermieter – oder schlichtweg an regionalen Gewohnheiten.
Der erste Eindruck
Auf den ersten Blick wirken die optischen Abweichungen der neuen Bagger von der aktuellen M-Serie nicht gravierend. Zunächst fällt eine geänderte Abdeckung vor der Kühlereinheit auf, die nun aus schlagfestem Kunststoff besteht. Da in der R2-Serie jedoch über 500 neue Einzelteile verbaut worden sind, wird schnell klar, dass sich die Änderungen vor allem in Details und in den inneren Werten abspielen. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man aber auch von außen einige Verbesserungen. Oft sind es ja die kleinen Dinge, die den Anwendern das Leben erleichtern, wie beispielsweise vergrößerte Zurrösen am Oberwagen, optimierte Haltegriffe beim Einstieg oder robuste Schutzkäfige um die LED-Strahler.
Der Verriegelungsmechanismus für die offen stehende Fahrertür wurde aus der Glasfläche in den Rahmen versetzt, was Glasschäden reduzieren dürfte. Um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, wurde der Abstand zwischen Laufwerk und Oberwagen vergrößert, wodurch ein Einklemmen der Schuhe verhindert wird. Bobcat hat zur Realisierung der Kurzheckvarianten tatsächlich einen kürzeren Oberwagen konstruiert, anstatt, wie bei manchen Herstellern üblich, einen einheitlichen Rahmen einfach weiter nach vorne zu versetzen. Die obere Kante des Planierschilds ist nun gekantet, was seine Biegesteifigkeit erhöht.
Typisch für Bobcat, liegt der Zylinder für den Auslegerversatz auf der linken Seite, die häufig anzutreffende Positionierung auf der rechten Seite birgt die Gefahr, damit an der frischen Fassade kostenintensive Kratzspuren zu hinterlassen. Waren bei Vorgängermodellen die Bolzen mit der Löffel-Umlenkschwinge einseitig verschweißt, können diese nun einzeln gewechselt werden, und eventuell auftretendes Spiel lässt sich über Muttern ausgleichen. Einschließlich der Verrohrung für einen hydraulischen Schnellwechsler sind jetzt bis zu fünf Zusatzkreise verfügbar, auch wurden die Leitungen beim E19 und E20z jetzt bis zum Stiel verlängert.
In der Kabine
Das Kabinen-Interieur wurde optisch an die Formensprache der anderen Modelle der R-Serie angepasst. Zunächst fallen die hochwertigen Joysticks mit Proportional-Wippen für die Zusatzkreise und den Auslegerversatz auf. Deren Belegung für die AUX-Hydraulik kann nach Wunsch angepasst werden, und der Ölfluss lässt sich über das Display einstellen.
Pedale im Fußraum sind komplett entfallen, lediglich an den (vorgesteuerten) Fahrhebeln gibt es sie in klappbarer Ausführung. Diese Pedalwippen taugen auch tatsächlich zum Steuern des Fahrwerks mit den Füßen. Werden sie nicht benötigt, können sie leicht eingeklappt werden; Gummipolster sorgen dann dafür, dass nichts rasselt. Die Motordrehzahl wird ganz klassisch mit einem Hebel verstellt, dennoch ist eine Leerlaufautomatik obligatorisch. In unmittelbarer Nähe zum rechten Joystick sitzt der Bedienhebel für das Planierschild, das nun auch eine Schwimmstellung besitzt.
Ebenfalls auf der rechten Seite können die Seitenscheiben je nach Vorliebe vorne oder hinten geöffnet werden. Das neue Farb-Display informiert über die Betriebszustände und ist gleichzeitig die Schaltzentrale für die zahlreichen Einstellmöglichkeiten. Durch verschiedene Maßnahmen konnte der Schallpegel in der Kabine je nach Modell um bis zu vier dB(A) gesenkt werden, was durchaus beachtlich ist.
Im Testbetrieb
Für die Vorstellung der neuen Bagger hatte man nicht das firmeneigene Demogelände gewählt, sondern in einer abgelegenen Dorfschaft ein Gartengrundstück aufgetan, das demnächst bebaut werden soll. Da man auch reichlich Anbaugeräte bereitgestellt hatte, ergaben sich ideale Testbedingungen, besonders auch für Galabau-Einsätze.
Das eigentliche Highlight der R2-Serie ist die neue Loadsensing-Hydraulik als Closed-Center-System, die laut Produktmanager Miroslav Konas deutliche Vorteile bei der Leistung und Feinsteuerbarkeit verspricht. Um die Vorzüge des neuen Hydrauliksystems zu veranschaulichen, hatten die Bobcat-Leute auch einen E19 aus der aktuellen Serie mitgebracht. Im direkten Vergleich zwischen alt und neu waren tatsächlich spürbare Unterschiede im Verhalten der Maschinen festzustellen. Werden beim herkömmlichen E19 verschiedene Bewegungen kombiniert, kommt es zu Beeinflussungen untereinander. Dabei werden einzelne Funktionen bis zum Stillstand verlangsamt, oder der Geradeauslauf beim Fahren wird beeinträchtigt. All das tritt bei dem neuen Hydrauliksystem nicht mehr auf. Es ist sogar möglich, einen Zusatzkreislauf zu betätigen, während gleichzeitig Arbeitsbewegungen ausgeführt werden: Beispielsweise kann ein Schlegelmäher problemlos während der Fahrt oder beim Schwenken betrieben werden.

Soll Material mit dem Löffelboden einplaniert und angedrückt werden, müssen mindestens drei Bewegungen gleichzeitig ausgeführt werden, was mit der neuen Hydraulik zügig von der Hand geht. Wird zudem der lange Löffelstiel gewählt, was ich für die allermeisten Anwendungen empfehlen würde, kann aus dem Stand eine ansehnlichen Fläche bearbeitet werden. Da teilweise größere Hydraulikzylinder verbaut wurden, können größere Hub- und Grabkräfte erzielt werden, was auch anschaulich demonstriert wurde. Der neue E19 konnte ein Testgewicht problemlos anheben, an dem sich sein Vorgänger die Zähne ausgebissen hatte.
Auch die Haptik und das Ansprechverhalten der Hydraulik haben sich durch die neuen Joysticks positiv verändert. Obwohl die Vorsteuerung weiterhin hydraulisch erfolgt, konnten die Bedienkräfte nochmals reduziert werden – die Bagger liegen dabei wirklich gut in der Hand. Und auch wenn ich mich wiederhole: Der (typisch amerikanische) hydraulische Daumen ist ein extrem simples, aber für viele Arbeiten sehr effektives Werkzeug; es muss nicht immer gleich der schwere und kostspielige Sortiergreifer sein. Um die Zusatzhydraulik vom Daumen auf einen anderen Verbraucher umzustellen, gibt es eine saubere Lösung mittels Kugelhähnen am Stiel.
Beim Kurzheckbagger E20z hat man die B-Säule etwas nach hinten gelegt. Dadurch hängt die Tür im offenen Zustand zwar optisch ein wenig, aber es bleibt beim Einsteigen mehr Platz für den Oberkörper. Die extrem kompakte Bauweise verlangt aber auch immer wieder nach Kompromissen: Bei dem kurzen Oberwagen ragt die vollständig geöffnete Tür über den Aufbau hinaus, was eine gewisse Kollisionsgefahr birgt – glücklicherweise ist Bobcat unter anderem ja auch für faire Ersatzteil-Preise bekannt.
Unser Fazit
Bobcat hat, besonders mit den neuen Top-Modellen, in der Klasse bis 2 t die Messlatte wieder ein Stück höher gelegt. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Minibagger dieser Größenklasse lediglich zum Ziehen von Kabelgräben herhalten mussten. Durch das Ausreizen der Reichweite und die Ausstattung mit High-End-Hydraulik sind sie zu echten Geräteträgern geworden. Diese Maschinen können heute Aufgaben übernehmen, für die man einst einen deutlich sperrigeren 2,5- bis 3,5-Tonner gebraucht hätte. Und dabei muss man noch nicht einmal vorhandene Transportkapazitäten ausreizen. Die kleinen Bobcat-Bagger haben mit der R2-Serie sicher das Potenzial, neue Anhänger zu gewinnen. Hierzulande dürften der E19 und der E20z erneut zu den Bestsellern werden, während der E16 für den preisbewussten Mietmarkt interessant sein könnte.