Digitalisierung der Bohrtechnik bei Tracto ebnet Weg zum autonomen Prozess
Um die grabenlose Technik für den Leitungsbau weiterzuentwickeln, setzt Tracto immer intensiver auf digitale Technologien. Auf dem Weg zum autonomen Bohren entwickelt man Assistenzsysteme, die schon heute verfügbar sind und Mehrwerte für Anwender schaffen.
Langfristiges Ziel bei Tracto aus Lennestadt-Saalhausen ist die fortschreitende Automatisierung bis hin zum autonomen Bohrvorgang. Auf dem Weg dahin erarbeitet man für viele Teilvorgänge des Bohrens immer mehr und ausgereiftere Assistenzsysteme, die auf eine sehr große Menge an Daten angewiesen sind. Zugleich laufen auch alle Vorgänge rund um die eigentliche Bohrung immer digitalisierter ab. Dabei geht es beispielsweise um die Planung, Überwachung und Dokumentation der Bohrung. Die HDD-Bohranlagen von Tracto sind schon länger mit der Möglichkeit zur Datenerfassung ausgestattet und legen bereits heute viele Daten in der Cloud ab – darunter beispielsweise den Standort der Maschine, aber auch Status- und Wartungsmeldungen.
„Dennoch ist nun eine komplette Neustrukturierung des Digitalbereiches nötig, der wie eine Dachorganisation alle Abteilungen miteinander verbinden wird und die überall vorhandenen, stetig wachsenden Datenpakete bündeln und für alle Beteiligten verfügbar machen kann“, so Michael Stinn, Head of Digital Business. Schließlich seien alle Abteilungen von Tracto am Weg zur Bohrtechnik der Zukunft beteiligt, auf dem man unbedingt auch die Kunden intensiv einbinden möchte. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Future Community, über die Anwender aktiv in die Entwicklungsprozesse eingebunden werden.
Ein nächstes große Ziel ist die Erstellung einer sogenannten Trenchless Plattform, welche die Verwaltung und Überwachung aller beim Kunden vorhandenen Maschinen (aller Marken) in etwa drei bis fünf Jahren übernehmen soll. Bereits heute sind einige digitale Produkte rund um das grabenlose Bauen verfügbar, die inhouse entwickelt wurden. So etwa der digitale Quick Planner3D, ein unkompliziertes Tool für die schnelle Planung und dreidimensionale Darstellung selbst hochkomplexer Bohrtrassen. Die herstellerunabhängige App führt Nutzer durch die einzelnen Schritte und fragt automatisch die relevanten Faktoren ab. Sie erkennt den Standort, bewertet die Topologie, berücksichtigt bekannte Hindernisse und berechnet daraus den optimalen Bohrpfad von der Start- zur Zielgrube. Die Plantrasse kann übernommen oder veränderten Gegebenheiten vor Ort kurzfristig angepasst werden. Ein digitaler Assistent ermöglicht auch Ungeübten die Planung und Machbarkeitsprüfung von Bohrtrassen.
Mit dem Commander bietet das Unternehmen eine selbstentwickelte App für das Management von Grundodrill-Bohrgeräteflotten, womit Bauunternehmer jederzeit den Standort ihrer Maschinen überwachen können – ein aktiver Beitrag zur Diebstahlsicherung. Ebenso können Kennzahlen wie Betriebsstatus, Betriebsstunden sowie Leistungsparameter und historische Maschinendaten jeder Bohranlage erfasst werden. Anhand dieser Daten kann der Bauunternehmer die Einsätze seiner HDD-Flotte besser planen, Optimierungspotenziale identifizieren und die Produktivität steigern.
Ebenso muss jeder einzelne Bohrvorgang für den Auftraggeber dokumentiert werden. Über die App Boredata werden alle Detaildaten der Bohrung, die am Display des Bohrgeräts angezeigt werden, für die Bohrdaten-Dokumentation nach DVGW GW 321 gesichert. Die App ist in die Steuerung aller HDD-Bohranlagen integriert. Schließlich gibt es noch die extern entwickelte App Vaira zum Vermessen von Nodig-Baustellen mit dem Smartphone. Die Vermessungsdaten werden mit der Handy-Kamera erfasst, ein Datensatz erstellt und in Echtzeit an GIS-Systeme oder als digitale Bauakte an den Auftraggeber übergeben. Diese App ist besonders geeignet für das Einmessen von Baustellen mit Nodig-Systemen, die keine digitalen Erfassungssysteme an Bord haben.
Insgesamt nutzen HDD-Bohranlagen von Tracto eine Vielzahl von Unterstützungssystemen wie Kameras, GPS oder Sensortechnik. Ebenso erfolgt eine umfassende Datenanalyse und -auswertung, die den Maschinenbediener während des Bohrvorgangs unterstützt. Mit dem Orfeus-System, das sich aktuell noch in der Entwicklung befindet, soll es dann bald sogar möglich sein, mithilfe von Radarantennen im Bohrkopf unerwartete Hindernisse im Bohrverlauf aufzuspüren.