Funkhaus-Rückbau Köln

Doka-Selbstkletterschalung mit Einhausung beim Rückbau der Deutschen Welle

Die bis zu 138 m hohen Türme des ehemaligen Funkhauses der Deutschen Welle in Köln wurden von oben nach unten zurückgebaut. Damit das geordnet und vor allem sicher läuft, übernahmen die Schalungsexperten von Doka die Planung und Montage der Schutzschild-Einhausung und schulten die Arbeiter der BST Becker Sanierungstechnik in puncto Selbstklettertechnik.

Doka Schutzschild Xclimb 60
Sowohl der Büroturm (links) als auch der Studioturm der Deutschen Welle in Köln wurden für den Rückbau ringsum mit dem Schutzschild Xclimb 60 eingehaust. Das gab der Mannschaft Sicherheit in jeder Höhe und verhinderte das Herabfallen von Abbruchmaterial, Kleinteilen und Staub. (Bild: Doka)

Anstelle eines unkontrollierten Abbruchs mit der Abrissbirne oder durch Sprengung, erfolgt der Abriss von Gebäuden heute oft als planmäßiger Rückbau mit weitgehender Sortentrennung der einzelnen Baustoffe und zum Schutz benachbarter Bauwerke. Zudem wird die Baustellenmannschaft und das Baustellenumfeld vor Emissionen wie Lärm, Staub, herabfallenden Teilen und Erschütterungen besser geschützt. Genau deshalb hat man sich auch beim Rückbau der Deutschen Welle in Köln für eine gezielte Demontage entschieden. 23 Jahre arbeiteten die Redakteure der Deutschen Welle in dem Hochhaus, seit 2003 stand es leer, zehn Jahre später wurde der Abriss beschlossen. Zunächst sollten die bis zu 138 m hohen Türme gesprengt werden. Wegen der hohen Asbestbelastung und Bedenken benachbarter Anlieger wurde das dann aber verworfen und der Rückbau per sukzessiver Abtragung der Gebäudeelemente beschlossen.

Bühnen- und Einhausaungselemente
Die fachmännische Vormontage der Bühnen- und Einhausungselemente übernahmen die Spezialisten von Doka. (Bild: Doka)

Da mit zunehmender Höhe auch die Anforderungen an Methoden und Lösungen steigen, hat sich die beauftragte BST Becker Sanierungstechnik für einen Rückbau mit Doka als Partner entschieden – eher ungewöhnlich. Denn normalerweise werden die Schalungsexperten herangezogen, wenn es um die Errichtung von Betongebäuden geht. Doch mit dem Selbstklettersystem Xclimb 60 in Kombination mit dem Schutzschild Xclimb 60 liefert Doka ein System, das sowohl die Anforderungen moderner Hochhausbaustellen als auch von Rückbauprojekten erfüllt. Das Schutzschild umschloss die Abbruchebene vollflächig, wodurch die Arbeiter sowohl gegen Absturz als auch Wind und Wetter geschützt waren. Integrierte Dichtsysteme in Form von passgenau zugeschnittenen Gummilippen zwischen den Schutzschilden bzw. zum Gebäude hin verhinderten das Herabfallen von Kleinteilen, Abbruchmaterial und Staub. Zudem wurde die Lärmbelästigung enorm reduziert.

Nachdem BST Becker Sanierungstechnik zum ersten Mal eine Selbstkletterlösung inklusive Schutzschild-Einhausung einsetzte, war Doka nicht nur als Schalungslieferant gefragt. Doka-Projektingenieur Philip Haug: „Mit den Kollegen aus Fertigservice und Schalungsvormontage, unseren Richtmeistern sowie den Spezialisten aus dem Projektmanagement und Technischen Büro bieten wir eine Rund-um-Lösung inklusive Beratung und Betreuung, die auch Kunden, die noch keine Erfahrung in Klettertechnik haben, den erfolgreichen Einsatz ermöglicht.“

Auf Basis einer detaillierten Planung wurden die Bühnen- und Einhausungselemente vom Doka-Fertigservice in transportgerechte Einheiten großflächig vormontiert – insgesamt 2.800 m² Schildfläche. Die Endmontage auf der Baustelle und das Einhängen am Bauwerk erfolgte durch das Team der Schalungsvormontage von Doka, was den Rückbau zusätzlich beschleunigte. Trotz der über mehrere Wochen extrem hohen Temperaturen verlief die Montage ohne Komplikationen und wurde innerhalb von sechs Wochen abgeschlossen. Zugleich schulten die Doka-Richtmeister das Baustellenpersonal vor Ort im Rahmen der Operation Licence im Selbstklettern. Die ist notwendig, um Selbstkletterschalungen in Betrieb nehmen zu dürfen.

Sonder-Aufhängestellen
Für das nachträgliche Anbringen der Schutzschilde am Bestand entwickelten die Doka-Ingenieure in enger Abstimmung mit dem Kunden projektspezifische Sonder-Aufhängestellen. (Bild: Doka)

Die Schalungstechniker von Doka wiederum planten im Vorfeld detailliert jeden Kletterschritt aufwärts und abwärts, da die Stockwerke unterschiedliche Höhen und die Zwischengeschosse größtenteils Überhöhe aufwiesen. Zudem entwickelten sie in enger Abstimmung mit dem Kunden projektspezifische Sonderstellen zur Aufhängung der Schutzschilde am Bestand. Denn während die Aufhängungen für die Schutzschilde beim klassischen Hochhausbau im Zuge der Betonage verhältnismäßig problemlos angebracht werden können, müssen sie beim Rückbau nachträglich montiert werden.

Um bereits das Aufwärtsklettern der Schutzschilde für die Demontage zu nutzen, wurde dabei die Fassade mit ihren bunten Aluminiumplatten und den asbestbelasteten Dämmmaterialien entfernt. Über Arbeitsplattformen, die sich direkt hinter dem Schutzschild befinden, gelangten die Arbeiter an die Verkleidung der Außenstützen und Fensterelemente. Dann hieß es schließlich Richtungswechsel: Beim Abwärtsklettern wurden der Stahlbau sowie die Stahlbetondecken und -kerne abgetragen. Zwei Kräne ließen die herausgeschnittenen Decken- und Wandelemente auf den Boden herab, wo sie weiter zerkleinert, verarbeitet und zur Verfüllung der Kellergeschosse genutzt wurden. „Insgesamt haben die Schutzschilde an beiden Türmen 394 Klettermeter zurückgelegt. Das entspricht in etwa der Höhe des Empire State Building“, so Philip Haug. 2021 sollen die Rückbauarbeiten komplett abgeschlossen sein. Dann ist Platz für den Neubau eines Wohnareals mit 700 Wohnungen inklusive begrünten Innenhöfen.

Bürotum Funkhaus Köln
Für den Büroturm mit 116 m Höhe wurden 17 Schilde à 6 x 10 m verbaut. Ein Schutzschild in dieser Größe wiegt bis zu 5,4 t. (Bild: Doka)

Standpunkt

Michael Wagner, Bauleiter, BST Becker Sanierungstechnik, Oberhausen

„Als Abrissunternehmen hatten wir bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit Schalung. Doch die Doka-Mitarbeiter haben uns bei Fragen zu den Abläufen jederzeit gut beraten und in jeglicher Form unterstützt, sodass wir Doka nur weiterempfehlen können.“