Bahnüberführungen Steinach

Fertigteile mit Paschal-Lösungen aus der Feldfabrik

Für die Deutsche Bahn erneuert die Firma B+H Bau zwei Eisenbahnüberführungen in Steinach im Schwarzwald. Die Schalplanung und Wandschalung stammen von Paschal, ebenso ein Gerät namens Maturix, um den richtigen Zeitpunkt zum Ausschalen zu berechnen.

Paschal, B+H Bau
Mit Schalungs- und Gerüst-Produkten von Paschal wurden in Steinach Fertigteile für neue Bahnüberführungen in einer Feldfabrik vor Ort erstellt. Mit einem Mobilkran wurden die 100 t schweren Teile dann angehoben und an die Originalposition der alten Brücken geschoben. (Bild: Paschal)

Für die Mitarbeiter der B+H Bau war in Steinach eine Art Legospiel im XXL-Format angesagt: Zwei in die Jahre gekommene Bahnüberführungen wurden abgerissen und die neuen, in Fertigteilbauweise erstellten Brücken eingeschoben. Nach zwölf Tagen Vollsperrung konnten die Gleise wieder freigegeben und die badische Schwarzwaldbahn wieder ungehindert durch Steinach fahren. Noch bevor die Gleise entfernt und die Bestandsbauwerke abgebrochen wurden, liefen unweit von den alten schon die Bauarbeiten für die neuen Brücken. Die Rahmenbauwerke wurden in Fertigteilbauweise von B+H Bau aus Drolshagen in Nordrhein-Westfalen erstellt. Die Firma ist ausschließlich für die Deutsche Bahn tätig und hatte den Auftrag, die beiden Bahnbrücken, die 1909 und 1910 gebaut wurden, neu zu errichten. Das Auftragsvolumen lag bei etwa 5,5 Mio. Euro.

Die Fertigteile wurden einzeln mit einem 500-t-Mobilkran auf ein sogenanntes SPMT-Fahrzeug verladen und mit diesem Modulfahrzeug mit eigenem Antrieb von der Feldfabrik an den alten Brückenstandort transportiert. Im Süden von Steinach stand ein 600-t-Raupenkran bereit, der drei Fertigteile einhob. In der Ortsmitte ein ähnliches Schauspiel: Ein 650-t-Mobilkran hob fünf einzelne Brückenteile ein, die Mitarbeiter von B+H setzten sie anschließend in Kontaktbauweise zusammen. „Die einzelnen Teile der neuen Brücke wiegen ungefähr jeweils 100 t. Solche großen Teile kann man nicht in der Halle produzieren und hierher transportieren. Daher wurden uns von der Deutschen Bahn Freiflächen in der Nähe zugewiesen, wo wir die Halbrahmenbauwerke mit integrierten gleis-parallelen Flügelwänden komplett in einer Feldfabrik vorgefertigt haben“, erläutert Marc Weißgräber, Technischer Leiter bei B+H Bau und zugleich Projektleiter. Die beiden Brücken wurden innerhalb von zwei Monaten gebaut.

Paschal, B+H Bau
Logo.3-Schalung für die neue Bahnüberführung: im Vordergrund die Vorstellschalung einer Flügelwand, die von der Widerlagerwand in einem Winkel von zirka 45° abgeht. (Bild: Paschal)

Drei Jahre zuvor hatte B+H Bau bei einem Projekt im etwa 10 km entfernten Hausach eine Schalungslösung von Paschal im Einsatz. Bei Projekten im Schwarzwald oder wie in diesem Fall in Steinach, dem Hauptsitz von Paschal, liegt es für die Baufirma nahe, sich an den badischen Schalungshersteller zu wenden. Durch dessen präzise Planung und Schalungsvorbereitung verlief die Arbeit auf der Baustelle reibungslos und schnell.

Herausfordernd war, dass eine der Brücken die Gleise nicht rechtwinklig kreuzt, sondern etwa 70 Grad schief zur Gleisachse gebaut war. „Das Bauwerk ähnelt ein wenig einem Parallelogramm“, sagt Weißgräber. Auch der anspruchsvolle Zeitplan konnte nur mit einer exakten Planung eingehalten werden. „Wir hatten insgesamt 13 Fertigteile in acht Wochen zu errichten. Das leichteste Fertigteil wog 40 t und das schwerste 120 t. Das mit möglichst wenig Schalung und Aufwand herzustellen, war schon nicht ganz einfach“, so der Projektleiter. Umso wichtiger, die Reihenfolge der Takte exakt im Vorfeld zu planen. Der komplette Arbeitsablauf – fünf Takte für die eine und drei Takte für die andere Überführung – wurde von Paschal-Projektleiter Sergej Winter geplant. Der Leiter Schaltechnik, Ingolf Fischer, führte die statischen Berechnungen für die Traggerüste durch.

Zum Einsatz kam die Logo.3-Wandschalung: Für das 60 cm hohe Fundament 1 m hohe Schalelemente, die Schalung für die Wände war 5,5 m hoch. Die Fundamentschalfläche war jeweils 80 m² groß, die Wandschalung für die Rahmenbauwerke 300 und 110 m². Hinzu kamen jeweils 70 m² Deckenschalung, bei dem das Traggerüst TG 60 von Paschal genutzt wurde. Und wenn schließlich „das Bauteil eingeschoben wird, steht es auf einem 300 mm hohen Stahlträger. Dann bringen wir durch Rohre den Beton ein, damit das Bauwerk auch satt auf dem Untergrund steht“, erläutert Marc Weißgräber.

Paschal, B+H Bau
Mithilfe eines sogenannten Maturix-Geräts wurde die Festigkeitsentwicklung des Betons gemessen – so sparte man sich die Erstellung eines Betonwürfels und konnte so früh wie möglich ausschalen. (Bild: Paschal)

Erstmals hat B+H Bau bei diesem Projekt die Temperatur des Betons mithilfe der Paschal-Lösung Maturix gemessen. Das Gerät misst die Festigkeitsentwicklung des Betons mit einer Sonde, die im Beton einbetoniert wird. Ein Messgerät zeigt dem Polier am Monitor oder Laptop, ob der Beton schon fest genug ist um auszuschalen. „Mit Maturix ist es möglich, zwei bis drei Tage früher auszuschalen und man spart sich die Herstellung eines Probewürfels, was ja auch immer ein Kostenfaktor ist. Der Einsatz des Messgeräts war hier sehr vorteilhaft, da die Bauzeit knapp bemessen war“, so der Technische Leiter von B+H Bau. Beim herkömmlichen Vorgehen wird ein Probewürfel mit 20 cm Kantlänge hergestellt. Dieser sogenannte Frühfestigkeitswürfel lagert am Bauwerk in derselben Temperaturumgebung und wird nach drei Tagen ins Betonlabor gebracht. „Dort wird der Würfel mit der Presse zerdrückt. Bricht er erst bei 45 N mm pro mm², können wir ausschalen“, erklärt Weißgräber. Sein Fazit des Testbetriebs: „Es geht deutlich billiger und einfacher, wenn man dieses Gerät einsetzen kann.“