Für sauberes Wasser im Ruhrgebiet
Bei der Fertigstellung des imposanten Emscher-Pumpwerks in 44 m Tiefe, das im Rahmen des neuen Abwasserkanals Emscher entsteht, trägt die von Schalungsexperte Peri erarbeitete projektspezifische Schalungs- und Gerüstlösung zum raschen Baufortschritt bei.
Die Emscher galt einst als dreckigster Fluss Europas. Der kanalisierte Nebenfluss des Rheins wurde die letzten 150 Jahre als Abwasserfluss für das Ruhrgebiet genutzt. Jetzt soll das Gewässer weitestgehend vom Abwasser befreit und renaturiert werden. Der dafür geplante Abwasserkanal Emscher (AKE) ist 51 km lang und wird mit drei Pumpwerken arbeiten, welche die Abwässer des Kanals jeweils rund 35 m hoch fördern. Bereits in Betrieb genommen sind die Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop. Die dritte Hebestation in Oberhausen soll ab 2020/2021 fertiggestellt sein. Sie ist mit 44 m Tiefe und 50 m Durchmesser die derzeit tiefste Baustelle im Ruhrgebiet.
Für die imposante Baumaßnahme holten sich die Stuttgarter Züblin Spezialtiefbau die Schalungsspezialisten von Peri ins Boot. Sie lieferten sowohl für die Tiefbau- als auch für die komplexen Rohbauarbeiten eine umfassende Gesamtlösung, bestehend aus Kletterschalung, Traggerüst und Zugangstechnik. Bei der Ausschachtungsmaßnahme von oben nach unten etwa diente ein oben an einer Variokit-Konsolkonstruktion abgehängter Treppenturm des Peri-Up-Gerüstsystems als Zugang zur Baugrubensohle. Um den Treppenzugang an die sich kontinuierlich verändernde Zugangshöhe anzupassen, wurde er sukzessive nach unten erweitert – bis zur finalen Tiefe von knapp 50 m. Die komfortable Stufenbreite von 1,25 m ermöglicht es, dass die Treppe auch mit Werkzeug oder Baumaterial bequem und sicher genutzt werden kann – auch bei hoher Frequenz in beiden Laufrichtungen.
Nach der Ausschachtung übernahmen die Infrastruktur- und Ingenieurbauspezialisten von Porr Deutschland aus Berlin die Verantwortung für die Stahlbetonarbeiten des Rohbaus. Innerhalb des begrenzten Baufelds waren nun massive Betonbauteile des eigentlichen Pumpwerks herzustellen: die kreisrunde Außenwand, Innenwände sowie versetzt angeordnete Zwischendecken und Unterzüge mitunter in 1,80 m Stärke – mit Unterstützungshöhen bis zu 40 m. Gleichzeitig waren Arbeitsebenen, Zugangstechnik und Fluchtwege an die sich nahezu täglich verändernde Bausituation anzupassen. Parallel zu den Rohbauarbeiten im Hochbaubereich werden 2019 die Montagearbeiten für die Ausrüstungsgewerke durchgeführt.
Die Peri-Ingenieure konzipierten eine Kletterschalungslösung für den 1,30 m starken Außenring auf Basis der Rundflex-Rundschalung und CB-160-Kletterbühnen. Dabei musste der geringe Luftraum von nur etwa 2 m zwischen Schlitzwandverbau und Pumpwerkwand berücksichtigt werden. Den Experten gelang es, mit drei Schalungssätzen die sechs Kreisbogenabschnitte in jeweils acht Höhentakten mit 5 m Höhe effizient herzustellen. Zum Schalen der Innenwände kombinierten sie die CB-Bühnen mit der Trio-Rahmenschalung zu kranversetzbaren Kletterschalungseinheiten. Vorgefertigt angelieferte Bühnenbeläge beschleunigten die Bühnenmontage zusätzlich. Zum Klettern, Bewehren und Betonieren genügten damit acht bis zehn Tage.
Für die versetzt angeordneten Zwischendecken wurde Peri Up Flex als räumlich ausgebildetes Traggerüst montiert – es lässt sich dank seines metrischen Systemrasters sowohl an die komplizierte Bauwerksgeometrie als auch an die abzutragenden Lasten anpassen. Für die meisten Lastfälle dienten Horizontalriegel mit 25 cm, 50 cm, 100 cm und 150 cm Riegellänge für eine Stielanordnung nach Maß, bedarfsweise kombiniert mit Systemstahlträgern als Überbrückungskonstruktion. Unterhalb der ersten Zwischendecke sorgten HD-200-Schwerlaststützen für eine punktuelle Lastabtragung als Durchstützung bis zur Bauwerkssohle. Das schaffte Raum innerhalb des Tragsystems und ermöglichte den Zugang zu Saugraum und Treppenhaus.
Die Deckenstärke der drei Zwischendecken liegt bei jeweils 1,0 m. In Zwischendecke 2 wurde zusätzlich ein 1,80 m starker und 1,90 m breiter Stahlbetonbalken für die spätere Kranbahn integriert. Zudem mussten bei der Planung und Ausführung unterschiedliche Aufstandsebenen berücksichtigt sowie entsprechende Zugänge in das Traggerüst integriert werden. Die lichte Unterstützungshöhe bei der abschließenden, ebenfalls 1,0 m starken Stahlbetondecke war in Teilbereichen über 36 m hoch.
Für die anspruchsvolle Schalungs- und Gerüstlösung lieferte Peri die komplette Planungsleistung und erstellte prüffähige Statiken – damit sorgten die Spezialisten für eine hohe Funktionalität bei der Bauausführung. Der Leistungskatalog der Engineering- und Serviceleistungen des Unternehmens reichte zudem von der 3D-Planung in unterschiedlichen Visualisierungen über die Planung, Organisation und Steuerung der Material- und Baustellenlogistik bis zum Einweisen der Montageteams oder der Organisation der Rücklieferabläufe. Neben einer umfangreichen technischen Dokumentation mit den zugehörigen Aufbau- und Verwendungsanleitungen und Zulassungen gehören zum Angebot auch diverse digitale Werkzeuge: vom Online-Portal my-Peri über CAD-Programme für 3D-Planungen bis zu webbasierten Planungstools.