Imposante Schallösungen für Hallenlager
Vor dem Rückbau des Kraftwerks Brunsbüttel muss eine Stahlbetonhalle als Zwischenlager errichtet werden. Hünnebeck und Züblin entwickelten dazu gemeinsam eine Schallösung mit minimalen Montagezeiten auf der Baustelle. Technische Besonderheit: Ein Verbund aus vier ST-60-Doppeltürmen in sieben hintereinanderliegenden Reihen zu einer verziehbaren Traggerüst-Einheit.
Großes Schalungskino beim Neubau eines Hallenlagers am abgeschalteten Kernkraftwerk Brunsbüttel: Vier wuchtige Traggerüsteinheiten inklusive darauf platzierter Topflex-Holzträgerschalung glitten nacheinander auf Stahlprofilen durch den 116 m langen und 48 m breiten Rohbau. Das Verziehen der Schalungskonstruktion war der Auftakt zur letzten Bauphase der mächtigen Stahlbetonhalle, die beim anstehenden Rückbau des Kraftwerks zur temporären Lagerung genutzt werden soll. Vier leistungsstarke Winden haben die Einheiten aus jeweils 60 t Traggerüst (Höhe: 9,68 m) und gut 40 t Schalung zentimetergenau in ihre neue Position gebracht, um die zweite Hälfte der 95 cm starken Dachdecke herstellen zu können und damit den Rohbau der mächtigen Halle abzuschließen.
Das Zwischenlager ist ein massiver Betonbau mit 85 cm dicken Wänden, der auf einer 1,5 m starken Stahlbetonplatte mit Pfahlgründung steht. In ca. 8,5 m Hallenhöhe befinden sich entlang der Mittelachse sowie an beiden Längsachsen 120 cm hohe Kranbahnbalken, die bis zu 1,9 m auskragen. Um all diese mächtigen Bauteile möglichst zeitsparend herzustellen, haben das Team um Werner Frömming (Arbeitsvorbereitung Ed. Züblin) und die Projektentwickler von Hünnebeck intensiv zusammengearbeitet. Ziel der gemeinsam entwickelten Schallösungen: Die Montagezeiten auf der Baustelle sollten weitgehend minimiert werden.
Eingesetzt wurden angepasste Schalungslösungen, die Hünnebeck einsatzbereit auf die Baustelle lieferte. Für die Herstellung der Kranbahnbalken an den Außenwänden standen beispielsweise vormontierte Einheiten des Kletterfahrgerüsts CS 240 bereit. Insgesamt waren 72 Bühnen mit jeweils 4 m Länge im Einsatz. Die Konsolen dienten als sicheres Arbeitsgerüst und nahmen gleichzeitig sämtliche Lasten aus Schalung und Betonage auf. Für den 116 m langen Kranbahnbalken entlang der Mittelachse wurden spezielle Schaltische aus Arbeitsbühnen und dem schnell montierbaren Alu-Unterstützungssystem Gass konzipiert.
Auch hier setzte man auf eine weitgehende Vormontage: Die Arbeitsbühnen, die auf den Gass-Tischen standen, kamen als komplette Einheit einsatzfertig auf die Baustelle. Insgesamt waren 34 Schaltische in der Vorhaltung, die per Umsetzgabel zum nächsten Einsatz versetzt wurden. Zum Schalen der dicken Wandflächen standen starke Trägerschalungen zur Verfügung: die Elementschalung ES 24 und die Großflächenschalung H 20.
Technischer Höhepunkt der Baustelle war allerdings der mobile Einsatz der Traggerüsteinheiten aus dem ST-60-Baukasten. Er besteht aus lediglich sechs Basisteilen, von denen keines mehr als 15 kg wiegt. Mit nur zwei Rahmen lassen sich drei Turmbreiten herstellen: 113 x 113 cm, 150 x 150 cm und 113 x 150 cm. Bis zu 240 kN Belastbarkeit pro Stützturm (60 kN pro Stiel) sowie die Kombinierbarkeit des Systems mit Alu- und Stahlträgern wie auch mit Holzschalungsträgern (H 20 und R 24) sollen eine hohe Tragfähigkeit und sichere Lastableitung in den typischen Einsatzhöhen zwischen 3 m und 15 m garantieren.
Der Verbund der ST-60-Türme zu einem leistungsstarken Raumgerüst lässt sich einfach herstellen: An den ST-60-Rahmen befinden sich Lastaufnahmeknoten im 50-cm-Raster. Sie ermöglichen kraftschlüssige Verbindungen in acht Richtungen. Auf der Hallenbaustelle in Brunsbüttel waren je vier ST-60-Doppeltürme in sieben hintereinanderliegenden Reihen zu einer verziehbaren Traggerüst-Einheit verbunden. Das Traggerüst reichte bis zur Oberkante der Kranbahnbalken auf 9,68 m Höhe. Darauf war dann eine Arbeitsebene montiert, die als Basis zur Aufstellung der Holzträgerschalung diente. So ließ sich das 5.600 m2 große Stahlbetondach abschnittweise herstellen, ohne die rund 15 m hohe Schalungskonstruktion mehrfach ab- und wieder aufbauen zu müssen.