Iso-Zweiseitenkipper von Meiller auf MAN TGS 35.500 8×4
Ein Zweiseitenkipper für den Vierachser, der auch Asphalt kann – gibt es jetzt von Meiller. Der ZSK-TI ist thermoisoliert nach DIN 70001 und erfüllt damit die Anforderungen für den Asphalttransport.
Wer von Vollausstattung träumt ist mit diesem Kipper gut bedient. Er kann alles, ist der Joker im Fuhrpark. Alles heißt auch Asphalt. Dazu ist ja seit einigen Jahren ein thermo-isoliertes Transportgefäß vorgeschrieben. Das hält den Teer mollig warm, es bilden sich nur noch mäßig abgekühlte Zonen an den Wänden. Was an kühlerem Material in die Wanne des Fertigers bröckelt, wird von der Schnecke an Ort und Stelle mit dem heißen Kern vermischt – ergibt einen homogen warmen Asphalt und damit einen gleichmäßigen Teerauftrag.
Meiller hat sich einmal mehr angestrengt, hier mehr Varianz zu schaffen und sich des klassischen Dreiseitenkippers angenommen. Der mutierte freilich isolations-technisch zum Zweiseitenkipper – wer braucht schon die rechte Seite zum Abkippen. Folgerichtig kommt in der festen rechten Seitenwand, im Boden und in der Stirnwand Alu-Puren als sehr effektives Isoliermaterial zum Einsatz. Alu-Puren ist ein Aluminium-kaschierter, recht fester Hartschaum in Plattenform, den es in vielen Stärken gibt. Was er nicht verträgt ist Hitze, die bei Schweißvorgängen erzeugt würde. Der Aufbau von Boden, Stirnwand und rechter Seitenwand ist deshalb wie folgt: Stahlrahmen plus 4 mm Innenwand (Boden 6 mm) bilden die Basis. Von außen liegen nun zirka 80 mm starke Puren-Platten am Stahl an. Sie werden von einem umlaufenden Rahmen gehalten. Diese schwimmende Verlegung verhindert Spannungen und Risse, wenn sich der Stahlrahmen bei hohen Temperatur-Unterschieden ausdehnt oder zusammenzieht. Nach außen bildet also die mehrere Millimeter Dicke Alu-Kaschierung der Puren-Platten die Außenwand. Trotz millimeterdicker Alukaschierung ist so eine Außenfläche sicher weniger gegen Stöße gewappnet als eine Stahlwand. An Stirnseite und Unterboden ist die Gefahr der Beschädigung weniger wahrscheinlich als an der rechten Seitenwand. Das Laden von dieser Seite sollte man daher vermeiden, will man länger eine schön glatte Bordwand haben.
Bei den aufwendigeren, höher belasteten und beweglichen Teilen der Brücke wie linker Seitenwand und Heckklappe greift Meiller auf Steinwolle als Isoliermaterial zurück. Die Hitze beim Verschweißen der gekanteten Bleche macht der Steinwolle nichts aus: Sie ist unbrennbar und schmilzt nicht – ist ja Mineralfaser.
Die Ausstattung unserer Test-Brücke, aufgebaut auf einem MAN TGS 35.500 8×4, ist überaus komplett: Nach oben hin hält die elektrische Schiebeplane den Asphalt warm. Ihre Bedienung ist wie alle Kipp- und Schieberfunktionen in die I.S.A.R-Funkfernbedienung eingebunden. Die Plane öffnet und schließt sehr schnell. Ihre Rungen bilden einen Tunnel, der auch mal über den Bordwand-Umriss gehäufte Ladung locker überspannt. Der größte Vorteil aber ist der automatische Klappbügel am Heck, der die Ladefläche dicht verschließt, ohne dass man hier aussteigen und an Gummispannern hantieren müsste. Sehr gut.
Weil gerade ein Zweiseitenkipper dieser Art sehr universell eingesetzt wird, ist die Heckklappe etwas Besonderes. Mit ihrem mittig positionierten Dosierschieber ist man bestens aufgestellt für Asphalt-Reparaturarbeiten, die die Teilentladung von Kleinstmengen erfordern. Der Schieber kann vor Ort mit zwei Leitblechen links und rechts ergänzt werden, sodass beim Beladen der Schubkarre nichts daneben geht. Der Dosierhebel wird von einem elektrischen Stellmotor bewegt, der wiederum auf die Befehle der I.S.A.R.-Control hört. Die Kraft, mit der der (ebenfalls isolierte) Schieber bewegt wird, ist beeindruckend und knackte – Vorführeffekt – sogar einen Kieselstein, der im Weg war. Dass die Pendel-Rückwand pneumatisch verriegelt und gelöst werden kann, ist auch praktisch: Im Stand und angekippt, bleibt sie geschlossen. Um eine kleine Menge abzuladen, muss der Motor nicht laufen. Ist eine Begrenzung der Öffnungsweite gewünscht, lassen sich zwei Anschlagbolzen stecken.
Sehr funktionell das Ganze. Aber es geht noch weiter: Die 5,6 m lange Brücke für den Vierachser bietet links die Meiller-Bordmatik. Aufgrund der Länge ist sie hier mit zwei Hubzylindern ausgestattet. Das Öffnen empfiehlt sich mit geöffneter Schiebeplane, damit man beim Schließen den Planenrand nicht einzwickt. Apropos Hydraulik: Erstmals setzt Meiller hier die neue, im eigenen Hause gefertigte Acht-Stufen-Presse in der bewährten Kugelfuß-Ausführung ein. Wo vormals mit zwei Pressen gearbeitet wurde, ist es jetzt nur noch eine Hubsäule. Weil sie in acht Segmente gegliedert ist, ragt sie in eingefahrenem Zustand kaum nach unten über die Rahmenkontur hinaus. Das bedeutet vernünftige Bodenfreiheit, trotz nur einer Hydraulik-Säule und vor allem: schnelles Heben und Senken. Die Kraft für die Kipphydraulik kommt von einer Meiller-Acht-Stempel-Pumpe am motorseitigen Nebenabtrieb. Sie liefert immer Druck, wenn der Motor läuft, was viele Vorteile bietet. In Kombination mit der ebenfalls von Meiller entwickelten Eco-Kupplung lässt sie sich komplett entkoppeln. Die Schleppleistung bei Nichtgebrauch ist also Null, dementsprechend wird keinerlei Treibstoff im Leerlauf verbraucht.
Der Unterboden ist bis auf die zwei Längsträger durchgehend glatt. Auch die Querträger sind also in die Bodenisolierung einbezogen. Ist die Brücke oben, fällt ins Auge, was alles zwischen Brücke und Chassis Platz findet: Neben Schaufel und Kehrbesen liegt hier sauber aufgeräumt und festgeklemmt eine Druckluft-Lanze mit selbstaufrollender Leitung. Sie wird mit Trennmittel aus einem 20-l-Alutank gespeist, der hochkant hinter dem Fahrerhaus montiert ist. Das ist ein Riesenvorrat, mit dem man zig Mal die Brücke einsprühen kann, um ein Ankleben des Asphalts zu verhindern.
Mit einer Alu-Anlegeleiter gelangt man zum Einsprühen sicher nach oben. Zur Kontrolle der Beladung gibt es aber auch eine Reling und Trittstufen auf der Fahrerseite. Viel sicherer ist jedoch das ebenfalls hier verbaute Rückraum-Sichtpaket mit zwei Kameras: Eine zeigt den Laderaum und den Raum seitlich vom Fahrzeug (Fußgängerschutz), die andere den Rangierraum hinter dem Kipper. Als Referenzlinie dient hier die Unterkante der Kippmulde. Ihre Bilder senden die Kameras an den Bildschirm des original MAN-Doppel-Din-Radios, es ist also kein extra Bildschirm nötig.
In dieser Komplett-Ausstattung ist der Kipper bestens gerüstet. Lediglich die Ladebreite der Brücke liegt mit 2,35 m lichter Breite unter der Grenze von 2,42 m, die man für zwei Paletten-Stellplätze quer nebeneinander benötigt. Entweder Isolierung oder Palettenbreite – man kann nicht alles haben. Immerhin gibt es einige Zurrpunkte in der Stirnwand und oben auf den Bordwänden, so dass sich Einzellasten für die Kran-Be- und Entladung sicher positionieren lassen. Kurzum: Ein gelungenes Konzept für Kipper-Kunden, die ein vielschichtiges Einsatzspektrum bedienen. Einen thermo-isolierten Zweiseitenkipper hat nicht jeder. Im Einsatz muss er jetzt noch beweisen, wie stabil und langlebig dieses Konzept ist.