Kubota Kurzheckbagger U27-4
Anstatt Modellpflege zu betreiben, hat Kubota gleich einen neuen Typ eingeführt. Er soll möglichst kompakte Abmessungen mit maximalem Raum für den Fahrer kombinieren. Und natürlich auch ordentlich Leistung bringen. Wir haben getestet, inwieweit das gelungen ist.
Auswahlkriterien für einen Minibagger gibt es viele, die Transportmöglichkeiten stehen oft weit oben auf der Liste. Ob etwa der Bagger noch mit eigenen Mitteln zur Baustelle gefahren werden kann oder ob immer fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Ob auf vorhandene Fahrzeuge zurückgegriffen werden kann, damit nicht gleich noch eine weitere Investition fällig wird. Für einen Pkw-Anhänger mit 3,5 t Gesamtgewicht ist üblicherweise bei rund 2,7 t Nutzlast Schluss. Bei einem Bagger mit 2,5 t Transportgewicht darf dann auch der zweite Löffel noch legal mitreisen. Eine interessante Gewichtsklasse also für den Galabauer oder die autarke Kabelkolonne.
Der erste Eindruck
Unser U27-4 ist eine Standardmaschine aus einem überregional tätigen Mietpark, ausgestattet mit dem allgegenwärtigen Lehnhoff-Schnellwechsler der Größe MS-03. Als direkter Nachfolger des U25-3 sind seine Abmessungen und Gewichte weitgehend identisch mit dem Vorgänger. Was gleich ins Auge fällt, ist die klarere Linienführung. Die ROPS-Kabine kommt optisch etwas filigraner daher, der höhere Glasanteil wirkt sich nicht nur positiv auf die äußere Erscheinung aus, sondern verbessert auch die Sicht aus der Kabine.
Dankenswerterweise hat Kubota ganz auf gewölbte Scheiben verzichtet und die Verglasung der Tür nochmals geteilt – beides schont im Reparaturfall das Budget. Relikte aus den frühen Zeiten der Nullheckbagger wie anfällige Schiebe- oder Falttüren scheinen überwunden. Trotzdem ragt die geöffnete Tür nicht wesentlich über das Maschinenprofil hinaus, was ihre Überlebenschancen sicher erhöht. Die Türöffnung wurde ebenfalls vergrößert, was mir mit meinen 1,93 m bei nicht gerade schmächtiger Statur durchaus entgegenkommt. Insgesamt ist der in Zweibrücken gebaute Bagger ein schönes Beispiel dafür, wie es einige asiatische Hersteller mittlerweile verstehen, auf die Erwartungen westlicher Anwender einzugehen.
Pro & Kontra: Kubota Kurzheckbagger U 27-4
In der Kabine
Der Innenraum wurde laut Prospekt deutlich vergrößert, was sich durchaus mit dem subjektiven Eindruck deckt. Wer gewohnheitsmäßig mit Minibaggern zu tun hat ist schnell orientiert: Der Motor startet – wie bei Kubota üblich – nur mit angehobener linker Steuerkonsole. Der erste Zusatzkreislauf wird über das linke, die Seitenschwenkung des Auslegers über das rechte Pedal bedient. Die Drehzahlverstellung erfolgt über einen Handhebel, der über einen mechanischen Zug mit der Einspritzpumpe verbunden ist. Im Vergleich zum Vorgänger sind sämtliche Anzeigeinstrumente von der Seite rechts neben dem Fahrersitz nach vorn ins Blickfeld des Bedieners gewandert, was die Wahrnehmbarkeit erfreulich verbessert.
Es gibt nun auch einen mit Stoff bespannten Sitz – das ist gerade bei sommerlichen Temperaturen wesentlich angenehmer als die bisherige feucht abwaschbare Version. Die bewährten Vorsteuerhebel liegen gut in der Hand, dabei sind die Armlehnen in der Schraubverbindung höhenverstellbar. Ich schätze diese klassischen Kunststoffgriffe, da sich bei feuchter Witterung nicht jene klebrigen Verschmutzungen aufbauen wie bei den aktuell weit verbreiteten gummierten Ausführungen.
Der obere Teil der Frontscheibe lässt sich wie gewohnt unter das Kabinendach schwenken, wobei diese Funktion jetzt durch zwei kräftig dimensionierte Gaszylinder unterstützt wird. Der eher großgewachsene Bediener zieht dabei aus Erfahrung eh schon den Kopf ein. Zusätzlich sollte er tunlichst darauf achten, dass ihm die Haltegriffe nicht entgleiten – sonst schnalzen Rahmen samt Scheibe mit einer derartigen Vehemenz nach oben, dass man Gefahr läuft, sich selbst kurzzeitig außer Gefecht zu setzen.
Da unser Testexemplar mit Rohrbruchsicherungen und optionaler Überlast-Warneinrichtung ausgerüstet ist, darf natürlich auch die obligatorische Traglasttabelle in der Kabine nicht fehlen. Leider ist diese in Augenhöhe auf der linken Seitenscheibe angebracht, wodurch die Sicht doch leicht beeinträchtigt wird.
Rundgang um die Maschine
Beim Verladen des Baggers fallen am Oberwagen gleich vier ordentlich erreichbare Verzurrösen auf, die eine wirksame Ladungssicherung ermöglichen. Heute immer noch keine Selbstverständlichkeit. Das von Ordnungshütern so gern gesehene Diagonalverzurren ist auch auf einer beengten Ladefläche machbar – das wünscht man sich so bei eigentlich allen Bau-Gerätschaften.
Die Spiegelhalter wirken robust, sind aber starr ausgeführt und ziehen so im Zweifel den Kürzeren. Hinter der Heckklappe und unter der seitlichen Haube sind die täglichen Wartungspunkte gut zugänglich. Eine Betankung auch mit dem Kanister ist ohne große Kunstgriffe möglich. Die aktivierbare akustische Warneinrichtung, die ein Überfüllen des Dieseltanks verhindern soll, ist derweil Geschmackssache. Mir würde ein Schauglas genügen. Gefallen kann der serienmäßige Batterie-Trennschalter, der bei längerem Stillstand oder auch beim Batteriewechsel gute Dienste leisten kann.
Beim Betrachten der Antriebseinheit fällt das Auspuffrohr auf, das waagerecht – immerhin nicht nach unten – durch das Heckgewicht nach außen geführt ist. Folge ist, dass sich der Bagger bei Dauerbetrieb in eine Abgaswolke hüllt, die den Mann im Graben besonders wirksam trifft. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, wenn auch alle anderen Hersteller – soweit uns bekannt ist – diese Ausführung in dieser Größenklasse wählen. Die Abgasproblematik sollte den Mehraufwand für eine bessere Lösung rechtfertigen.
Der Schwenklagerbock, dessen Aufnahme sowie der Auslegerfuß sind Stahlgussteile und machen einen soliden Eindruck. Ebenso wurden in diesen Bauteilen Stahlbuchsen in den Sitzen der Bolzen verbaut, was die Haltbarkeit positiv beeinflussen sollte und eine eventuelle spätere Überholung erleichtert. Sämtliche Schläuche haben den obligatorischen Berstschutz und werden geschützt durch den Monoausleger geführt. Das bewahrt sie wirkungsvoll vor äußeren Gewaltschäden. Sollte trotzdem mal ein Schlauchwechsel nötig sein, wird er dadurch aufwendiger. Andererseits sind die Schläuche im Schwenkbock werksseitig geteilt und farblich codiert, was den Austausch wiederum erheblich erleichtert.
Die in der Testmaschine verbauten optionalen Rohrbruchsicherungen sollten indes zum Standard in allen Minibaggern werden, damit ein Sicherheitslasthaken auch rechtssicher montiert werden darf. Damit sollten dann abenteuerlich verknotete Rundschlingen oder Verbauketten, die zwischen Koppel und Schwinge durchgefädelt werden, endlich der Vergangenheit angehören.
Denn mal ehrlich: Wer macht sich schon Gedanken über die Zulassungskriterien zum Hebezeug, wenn es darum geht, eine Rüttelplatte mal eben in den Graben zu setzen. (?)
Der Testbetrieb
Wir hatten den Bagger an mehreren Tagen auf verschiedenen Baustellen im Einsatz, und der Gesamteindruck war durchweg positiv. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass ich mich durch langjährige Erfahrung doch sehr an die spezifischen Vorteile des Nullheckbaggers gewöhnt habe. Gerade bei häufigem Standortwechsel im Baufeld ist es schon eine große Entlastung, wenn man dem hinteren Bereich kaum Beachtung schenken muss. Die physikalisch bedingte geringere Kipplast und die drangvolle Enge der Komponenten im Oberwagen müssen eben bauartbedingt in Kauf genommen werden. Im normalen Baggerbetrieb ist es jedenfalls nicht vorgekommen, dass sich der U 27-4 bei der Standsicherheit im Grenzbereich bewegt hätte.
Die Bewegungen der Ausrüstung scheinen gut aufeinander abgestimmt, ein flüssiges Arbeiten fällt leicht. Wenn es mal richtig zügig gehen soll, könnten die kombinierten Bewegungen durchaus noch eine Spur schneller sein. Betätigt man bei der Fahrt im Schnellgang weitere Funktionen, wird zwar das Tempo gedrosselt, der Geradeauslauf jedoch nicht beeinträchtigt. Für bestimme Einsätze, zum Beispiel im Gefälle, wäre ein längeres Planierschild wünschenswert. Dies würde auch das Aufnehmen von Restmaterial gegen das Schild erleichtern.
Das Gesamturteil
Gegenüber seinem Vorgänger ist der U 27-4 in vielerlei Hinsicht eine deutliche Verbesserung. Rundum gelungen sind sowohl das schlichte, schnörkellose Design, als auch die intuitive Bedienbarkeit. Auf jeglichen Schnickschnack wurde verzichtet, was wechselnden Bedienern das Rätselraten vor der Inbetriebnahme erspart. Das mag zwar banal klingen, ist heute jedoch keine Selbstverständlichkeit mehr. Nicht zuletzt kann der Kubota mit den Verzurr-Möglichkeiten und der Überlast-Warneinrichtung auch unter Sicherheitsaspekten punkten.