Rader Hochbrücke

Liebherr unterstützt Neubau Deutschlands zweitlängster Brücke

Der Neubau der Rader Hochbrücke, die auf der Autobahn A7 den Nord-Ostsee-Kanal überspannt, erfolgt in zwei Teilschritten und dauert noch bis 2031. 18 Liebherr-Krane übernehmen die Hebeaufgaben bei der Modernisierung Deutschlands zweitlängster Straßenbrücke. Die Kranmontagen im Wasser sowie die hohen Windgeschwindigkeiten an der nördlichen Verkehrsachse sind für Mensch und Maschine herausfordernd.

Liebherr, Radar Hochbrücke
Der erste Kran für den Ersatzneubau der Rader Hochbrücke wurde auf der neuen Pfahlkopfplatte des ersten Brückenpfeilers montiert. (Bild: Liebherr)

Die Rader Hochbrücke liegt östlich der Stadt Rensburg, etwa 30 km von Kiel und rund 65 km von Flensburg entfernt. Auf derzeit vier Fahrspuren und zwei Standstreifen fließt der Verkehr über den Nord-Ostsee-Kanal, die Rader Insel und die Borgstedter Enge, ein Teil des gleichnamigen Sees. Die Pfeiler der Brücke stehen sowohl an Land als auch im Wasser. Mit einer Länge von knapp 1.500 m ist sie Deutschlands zweitlängste Straßenbrücke aus Stahl. Durch das hohe Verkehrsaufkommen hat die Brücke aus dem Jahr 1972 bald das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht.

Der Neubau erfolgt in zwei Teilschritten: Zunächst wird die östliche Brückenhälfte neben der Bestandsbrücke errichtet und voraussichtlich 2026 für den Verkehr freigegeben. Die ursprüngliche Brücke wird anschließend gesperrt und gesprengt, an ihrer Stelle wird danach der westliche Brückenteil errichtet. Der Neubau wird auf sechs Fahrstreifen erweitert und soll 2031 komplett fertig sein. Die Hebeaufgaben übernehmen bei diesem Mammutprojekt 18 Liebherr-Krane aus dem Mietpark der Unternehmensgruppe Friedrich Niemann mit Sitz in Kronshagen bei Kiel. Für den Bau der Fundamente sind mit zwei 65 K.1 und drei 81 K.1. gleich fünf Schnelleinsatzkrane vor Ort. Die neuen Brückenpfeiler werden von sechs 125 EC-B und sieben 150 EC-B Flat-Top-Kranen errichtet.

Liebherr, Rader Hochbrücke
Die Krane wandern zum nächsten Brückenpfeiler und werden vor Ort montiert – hier im Wasser des Borgstedter Sees. (Bild: Liebherr)

Die Gegebenheiten der Baustelle sorgen für teils spektakuläre Kranmontagen: Der erste Kran für die Baustelle, ein 125 EC-B, wurde Ende 2023 montiert. Er stand auf der neuen Pfahlkopfplatte des ersten Brückenpfeilers im Wasser des Borgstädter Sees, montiert auf Fundamentankern. Für seinen Aufbau wurde wiederum ein 250-t-Raupenkran LR 1250 vom Liebherr-Werk Nenzing auf einem Ponton zwischen dem Kranstellplatz und der zum Teiletransport genutzten Fähre positioniert. Der Flat-Top-Kran erreichte eine Hakenhöhe von 44 m. Auch drei weitere 125 EC-B wurden mit einem 250-t-Raupenkran montiert, der auf einem Ponton im Wasser stand. Zunächst auf 30 m Höhe aufgebaut, kletterten die Krane anschließend mit einer hydraulischen Klettervorrichtung auf ihre endgültige Hakenhöhe von rund 50 m. So konnten sie rund 15 m über der Höhe der Fahrbahn arbeiten.

Ein 150 EC-B 8 Litronic unterstützte den Bau der Brückenpfeiler zunächst von Land aus. Mit Fortschreiten der Baustelle musste auch der Flat-Top-Kran seinen Standort wechseln. Im Sommer 2024 wurde er von der Nordseite der Brücke zum nächsten Brückenfuß umgesetzt und im Wasser wieder montiert. Den zerlegten Kran brachte man dafür auf einer Fähre zu seinem neuen Einsatzort und montierte ihn mithilfe eines 220-t-Raupenkrans – schwimmend auf einem Ponton. Fertig aufgestellt, kletterte er auf eine Hakenhöhe von rund 50 m und erreicht eine Auslegerlänge von 40 m. Maximal kann der Kran 8 t heben.

Der Einsatz der Krane erforderte im Vorfeld eine genaue Planung, bei der das Know-how der Liebherr-Projektabteilung Tower Crane Solutions (TCS) für Groß- und Sonderprojekte gefragt war. Der auf dem Ponton stehende Raupenkran war dabei besonders knifflig. Da die zulässige Hakenhöhe des Raupenkrans auf einem Ponton sehr begrenzt ist, musste die Montagehöhe so gering wie möglich gehalten werden. Gleichzeitig war aber auch eine gewisse Turmhöhe erforderlich, damit die Krane geklettert werden konnten. Um die beste Lösung zu finden, wurden im Vorfeld deshalb verschiedene Möglichkeiten und Turmsysteme durchgespielt.

Liebherr, Rader Hochbrücke
Die K-Krane auf der Baustelle drehen teilweise unter der Brücke und sind deshalb mit eingefahrenem Turm aufgebaut. (Bild: Liebherr)

Auch die Konfiguration der Turmkombinationen war ein großes Thema der Einsatzplanung, um ein Kollidieren des Turms mit den neu errichteten Brückenpfeilern und eventuelle Turmverformungen zu verhindern. Die Schnelleinsatzkrane nutzten ihre maximale Hakenhöhe daher nur teilweise aus. Die beiden 65 K.1 sind mit eingefahrenem Turm im Einsatz, da sie unter der Brücke drehen. Und auch die drei 81 K.1 sind sowohl für Arbeiten unter der Brücke vorgesehen als auch mit maximaler Höhe über der Brücke. Die 13 Flat-Top-Krane sind freistehend auf einem Kreuz und Fundamentankern montiert, teilweise werden sie im Wasser stehend einbetoniert. Sie arbeiten mit einer Hakenhöhe zwischen 49 und 68 m. Und nicht zuletzt mussten bei der statischen Berechnung der Krane auch die extremen Windbedingungen an der nördlichen Verkehrsachse in Richtung Dänemark und Skandinavische Halbinsel entsprechend berücksichtigt werden.

Deutliche Weiterentwicklung

Liebherr 440 HC-L
Bild: Liebherr

Den neuen Liebherr-Verstellauslegerkran 440 HC-L gibt es in zwei Versionen als 12/24 oder 18/36, bei Letzterem steigt die maximale Traglast von 32 auf 36 t. Die Höhe konnte im Vergleich zum Vorgänger 357 HC-L bei beiden um ein Turmstück erhöht werden. Der 440 HC-L benötigt nur sehr wenig Platz: Wahlweise kann eine Außerbetriebsstellung bis zu 10,7 m oder ein minimaler Arbeitsradius unter 4 m erreicht werden. So kann der Kran näher an Gebäude, Grundstücksgrenzen oder andere Modelle heranrücken. Erstmals wird bei einem Verstellausleger eine Aramid-Abspannung verwendet. Durch das leichte Material kann Gewicht am Ausleger eingespart werden, was die Tragfähigkeit spürbar erhöht sowie die Montage und Demontage erleichtert. Die maximale Ausladung kann auf bis zu 65 m gesteigert werden, die Spitzentraglast um bis zu 52 Prozent. Der Ausleger lässt sich in 5-m-Schritten erweitern. Dank Load Plus ist eine Leistungssteigerung auf Knopfdruck um bis zu 22 Prozent möglich. Die maximale Aufbauhöhe (freistehend) liegt bei bis zu 76,4 m.