Liebherr will mit technologieoffenem Ansatz Emissionen einsparen
Maximale Leistung, minimale Emissionen. So lautet die Zielsetzung von Liebherr, wenn es um alternative Antriebstechniken geht. Angesichts der vielfältigen Einsatzbereiche von Baumaschinen ist eine Universallösung wenig geeignet. Die Firmengruppe wählt bei der Entwicklung neuer Antriebe daher einen technologieoffenen Ansatz.
Liebherr arbeitet intensiv daran, die CO2-Emissionen seiner Produkte zu reduzieren. Die Anwendungsgebiete der Baumaschinen und Krane sind dabei so unterschiedlich, dass dem Unternehmen zufolge eine Beschränkung auf eine oder wenige Antriebstechniken nicht möglich ist. Differenzierte Ansätze sind gefragt, die passgenau auf die Herausforderungen unterschiedlichster Einsatzbereiche zugeschnitten sind. Jürgen Appel, Leiter der Technologiekoordination bei Liebherr: „Ein kompakter Radlader im Gartenbau hat ganz einfach andere Anforderungen als ein 100-t-Raupenbagger im Bergbau auf 5.000 m Höhe in den Anden. Je genauer Antriebstechnik, Anwendung und Einsatzregion aufeinander abgestimmt sind, desto höher ist der Beitrag sowohl zur Wertschöpfung der Kunden als auch zur Klimaneutralität.“
Laut aktuellem Geschäftsbericht folgt Liebherr auf dem Weg in die Zukunft drei wesentlichen Technologiepfaden: Effizienzsteigerung bestehender Antriebssysteme, Elektrifizierung sowie alternative Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren. Auch letztere werden weiterhin relevant sein, da ist man sich bei Liebherr sicher. Für schwere, mobile Offroad-Maschinen mit langen Einsatzzeiten bieten sich e-Fuels oder hydrierte Pflanzenöle (Hydrotreated Vegetable Oil, HVO) als Kraftstoff an – auch hier fährt Liebherr mehrgleisig.
Die Energie muss vor Ort auch verfügbar sein
Ein weiterer wichtiger Energieträger ist dem Unternehmen zufolge grüner Wasserstoff. Liebherr hat bereits Prototypen für Wasserstoff-Verbrennungsmotoren entwickelt, den H964 und den H966. Es wurden verschiedene Einspritz- und Verbrennungstechnologien wie die Saugrohreinblasung (PFI) und Direkteinspritzung (DI) verwendet. Der Technologierreifegrad für einen Verkaufsstart ist laut Appel bei Wasserstoff aber noch nicht gegeben. Für ihn stellt sich auch das Henne-Ei-Problem: Gerade auf entlegenen Baustellen sind derzeit Strom und schon gar nicht Wasserstoff in benötigtem Maße verfügbar. Die Entwicklung neuer Antriebstechnologien und die Energiebereitstellung muss parallel bearbeitet werden.
Auf der Baustelle wird schließlich von den Kunden die gleiche, wenn nicht sogar eine bessere Performance erwartet. Immer mehr elektrifizierte Baumaschinen erfüllen diese Maßgabe bereits. Bei Liebherr im Einsatz sind netzbetriebene Maschinen, batteriebetriebene Modelle oder Kombinationen aus beidem. Besonders stolz ist man auf den ersten batterieelektrischen Liebherr-Radlader L 507 E, dessen europaweiter Verkauf vergangenen Herbst startete, und den neuen, batterieelektrischen Mobilbagger A 916 E, der hinsichtlich Energieeffizienz, Durchzugskraft und Agilität das konventionelle Modell hinter sich lässt.
Einen klaren E-Vorteil verzeichnet auch der ETM-Fahrmischer mit batterieelektrischer Trommel auf einem vollelektrischen Fahrgestell – etwa von Volvo, Mercedes oder anderen Herstellern. Diese Kombination bringt Produktmanager Nico Müller zufolge eine CO2-Reduzierung um 70 Prozent. Die ETM-Aufbauten werden als Festaufbau oder als Sattelauflieger angeboten und sind für Zentraleuropa verfügbar. Der elektrische Trommelantrieb wird von der Lkw-Traktionsbatterie gespeist, eine Zusatzbatterie muss nicht verbaut werden. Während sich beim konventionellen Fahrmischer Wirkungsverluste bei der Hydraulik – in der Theorie etwa 15 bis 20 Prozent – nicht vermeiden lassen, kann beim elektrischen Modell auf die hydraulischen Komponenten komplett verzichtet werden. Außerdem ist die E-Kombi nur etwa halb so laut wie ein konventioneller Fahrmischer.