Elleringhauser Tunnel

Schneller Rückbau mit Minibagger und Kemroc-Diamantsäge

Klassische Methoden des Tunnelbaus kamen bei der umfassenden Erneuerung des Elleringhauser Tunnels im Hochsauerland wegen Platzmangel und Bahnbetrieb nicht infrage. Das ARGE-Team entschied sich deshalb für den in diesem Bereich ungewöhnlichen Einsatz eines 8-t-Kompaktbaggers mit einer Diamantsäge KDS 30 von Kemroc. Vor dem Einbau der neuen Innenschale wurden mit dieser Kombi die Kabelkanäle aus Beton am Fuß der Tunnelwand beseitigt.

Der Maschinist stellte den 8-t-Bagger quer zur Tunnelrichtung auf und positionierte in Abständen von 150 cm die Kemroc-Diamantsäge KDS 30 auf dem Kabelkanal. (Bilder: Kemroc)

Durch den knapp 1.400 m langen Elleringhauser Tunnel im Hochsauerland nahe Olsberg und Brilon führt die Obere Ruhrtalbahn, die zwischen Aachen und Kassel verläuft. Zwischen den Jahren 1868 und 1872 wurde der Tunnel einröhrig und zweigleisig erbaut. Das Bauwerk – ein klassisches Mauerwerk in Hufeisenform – muss nach knapp 150 Nutzungsjahren erneuert werden. Die drei ausführenden Unternehmen Max Bögl Stiftung, Marti Deutschland und Marti Tunnel haben sich in der ARGE Elleringhauser Tunnel (ARGE EET) zusammengeschlossen.

Die Renovierungsarbeiten werden überwiegend im sogenannten Tunnel-im-Tunnel-Verfahren ausgeführt, mit dem sich eine längere Vollsperrung vermeiden lässt. Dabei wird zunächst das bestehende Mauerwerk profiliert und eine neue Tunnelinnenschale in Fertigteilbauweise eingezogen.

Um für diesen Teilschritt den notwendigen Platz zu schaffen, mussten an beiden Seiten des Tunnelfußes bestehende Betonkabelkanäle für Signal- und Beleuchtungstechnik beseitigt werden. Wegen des Platzmangels und dem engen Lichtraumprofil des Tunnels kam der Einsatz eines Baggers mit Betonschere oder Pulverisierer nicht infrage.

Eine weitere Hürde war der Bahnbetrieb. Um diesen aufrechtzuerhalten, verliefen die Sanierungsarbeiten nur nachts zwischen 22 und 5 Uhr. Somit schied auch das gängige Verfahren aus Kernbohren und Diamantschneiden oder Seilsägen aus, denn die Maschinentechnik hätte immer wieder händisch eingerichtet und abgebaut werden müssen. Die beteiligten Bauingenieure entschieden sich schließlich für eine im Tunnelbau ungewöhnliche Lösung: Zum Einsatz kam ein angemieteter 8-t-Kompaktbagger mit einer KDS-Diamantsäge von Kemroc.

Dank Wasserbedüsung erfolgte der Schnitt durch den Kabelkanal mit wenig Staub. Danach wurde das freigelegte Betonstück losgestemmt und zum Abtransport verladen.

Diamantsägen der KDS-Serie wurden für das Schneiden von verschiedensten Materialien wie Naturstein, Granit, Stahlbeton, Beton, Asphalt, Kunststoffen, Holz, Folien oder Aluminium konstruiert. An Raupen- oder Mobilbaggern montiert und mit der Bordhydraulik gekoppelt, entfalten sie hohe Leistungen bei sehr geringer Belastung für Trägergerät, Fahrer und Umwelt. Hohe Drehzahlen und eine stimmige Auswahl an Diamantschneidrädern eröffnen den Maschinen ein breites Einsatzspektrum. Beim Elleringhauser Tunnel fiel die Wahl auf eine KDS 30 mit 80 kW Nennleistung, mit deren Schneidrad sich der 60 cm hohe und 40 cm tiefe Betontrog komplett durchschneiden ließ.

Bewegt wurde der Minibagger im Tunnel auf einem Plattformwagen und in Abständen von rund 150 cm quer vor dem Kabelkanal am Tunnelfuß aufgestellt. Dann schnitt der Maschinist den Betontrog von oben nach unten durch, wechselte auf den Hydraulikhammer und stemmte das freigeschnittene Betonteil mit drei bis vier Schlägen los. Danach wechselte er auf den Sortiergreifer und verlud das Betonteil zum Abtransport aus dem Tunnel. Thomas Töpfer, Maschineningenieur bei Max Bögl: „Wir kennen Frästechnik und das Modellangebot von Kemroc schon von früheren Projekten, beispielsweise im Tunnel- und Asphaltstraßenbau. Es ist gut zu wissen, dass sich im Programm des Herstellers auch Maschinen finden, die im Tunnelbau eher ungewöhnlich sind, aber in bestimmten Fällen genau die richtige Lösung sein können.“

Die herausgeschnittenen Einzelstücke der Kabelkanäle wurden aus dem Tunnel befördert und sind bereit für die Wiederaufarbeitung.