Schwindelfreie Technik
Der 170 m hohe alte Kühlturm des Atomkraftwerks Mühlheim-Kärlich muss Stück für Stück zurückgebaut werden. Im Einsatz ist der Prototyp eines Abrissbaggers mit einer 3D-Maschinensteuerung von Topcon, installiert von Schlüter für Baumaschinen.
Der Aufzug am alten Kühlturm fährt fast 15 Minuten lang bis zur Spitze. Experten müssen dort eine Maschinensteuerung installieren. Immer dabei sind Sicherungseinrichtungen und Höhenretter. Selten befindet sich eine digitale Baustelle in solch luftigen Höhen, es ist derzeit sogar die höchste in Deutschland. Auf etwa 170 m starteten die Abrissarbeiten mit einem speziellen Abrissbagger-Prototypen. Zwar wäre eine Sprengung deutlich schneller und einfacher. Doch aufgrund der Nähe zu Rhein, Bundesstraße und einer Bahnstrecke, muss der Kühlturm von oben bis unten zerlegt werden.
Die Abrissarbeiten erledigt das Unternehmen EAR Erdbau Abbruch Recycling aus dem südthüringischen Mittelsdorf. Das mittelständige Unternehmen hat sich auf Abbrucharbeiten für Industrie- und Kraftwerkstürme spezialisiert. Zusätzlich bietet der Betrieb ein Komplettpaket, das die Erarbeitung der Abbruchtechnologie, Konstruktion und Bau der Maschinen, den Erdbau und die Entsorgung/Recycling beinhaltet. Die erforderliche Infrastruktur ist im eigenen Haus und bei langjährigen Partnern vorhanden. „Das ist ein sehr interessantes und bis jetzt einzigartiges Projekt für uns“, erklärt der Produktspezialist Maschinensteuerung, Thomas Kleine. „Nach Testläufen im Innern des Kühlturms konnten wir den Bagger erfolgreich auf dem Turm positionieren, damit er seine Arbeit mit der Topcon-3D-Maschinensteuerung schnell und auf den Zentimeter genau erledigen kann.“
Für diese Aufgabe wurde ein spezieller Baggerprototyp entwickelt, der auf der Betonkante das Material gleichmäßig im Kreis nach einem vorgegebenen Modell abträgt. Schlüter für Baumaschinen beteiligte sich an dem Prototypen mit der Topcon-Maschinensteuerung. Der ferngesteuerte Bagger ist mit acht Kameras ausgestattet, um alle Bewegungen zu beobachten und besonders genau zu arbeiten. Ein Neigungssensor misst permanent den Neigungswinkel: Ab sieben Prozent Neigung hört das System auf zu arbeiten und warnt den Bediener. Damit der Bagger kontinuierlich arbeiten kann, werden jeweils drei Viertel der Kante abgetragen, ein Viertel wird zur Schräge für die nächste Reihe. Der entfernte Beton fällt in die Container unterhalb des Turms. Über Sitelink 3D kann der Bediener das Geländemodell und den Arbeitsfortschritt digital betrachten.