Stahlarmierung plus Glasfasergewebe prägt Fassade
Für eine Dauerausstellung hat der Schreibgeräte-Hersteller Montblanc in Hamburg einen Neubau mit einer aufwendig gestalteten schwarzen Fassade errichtet. Die Gebäudeverkleidung war für die Verantwortlichen sehr herausfordernd – und wurde bestens gelöst.
Der spektakuläre Montblanc-Neubau direkt neben dem Hauptsitz des Unternehmens stellt auf drei Geschossen mit 3.600 m² Fläche die Geschichte des Herstellers und seine eleganten Produkte vor. Während das Büro Nieto Sobejano Arquitectos für den architektonischen Entwurf verantwortlich war, übernahm das Büro Werner Sobek die Planung der technischen Gebäudeausrüstung, des Tragwerks und der Fassade.
Diese stimmt den Besucher schon vor dem Betreten darauf ein, was ihn innen erwartet: Außergewöhnliche Betonfertigteilelemente zeigen auf der Süd-, West- und Ostfassade neben dem bekannten Firmenlogo auch ein Relief des namensgebenden Berges Mont Blanc. Zudem erinnern die Form des Gebäudes sowie die besondere Fassadenfarbe an die historische Verpackung der edlen Schreibgeräte, die in der Ausstellung gezeigt werden.
Das Bauunternehmen G. Büter als Generalunternehmer beauftragte das Fertigteilwerk BWE-Bau mit dem Erstellen, Transport und der Montage der Fassadenelemente – es ging um 315 Fertigteilplatten mit einer Größe bis zu 2,7 × 9,0 m, von denen viele eine Geometrie haben, die sich auf keiner anderen Platte wiederholt. Zudem musste das Team des Fertigteilwerks die Platten mit drei unterschiedlichen Relief-Arten herstellen, die an manchen Stellen bis zu 13,5 cm hoch sind.
Zusammen mit der notwendigen Betonüberdeckung des Bewehrungsstahls hätte das eine Plattendicke von etwa 7 bis 10 cm und für die erforderliche Verankerungstiefe der Fassadenbefestigung eine noch höhere Plattenstärke zur Folge gehabt. Gleichzeitig sollte das Gewicht der Fassade möglichst gering sein.
So macht Wärme keinerlei Probleme
Deshalb entschied sich das Planungsbüro Sobek für einen dreiteiligen Aufbau der Fassaden-Fertigteilelemente: erstens dem Relief, zweitens einer 3 cm starken (Basis-/Umverteilungs-)Platte für das Relief und drittens den Stegen und Aufdickungen, worin die Fassadenaufhängung integriert ist. Diese sollten darüber hinaus der Platte zusätzliche Stabilität verleihen. Ferner sahen die Ingenieure zwei unterschiedliche Betonrezepturen innerhalb eines Elements vor.
Die ersten beiden Teile wurden mit Leichtbeton gefertigt, bei den Stegen kam Normalbeton zum Einsatz. Vorteil dieser ungewöhnlichen Kombination: Angesichts der schwarzen Beschichtung der Fassadenelemente war abzusehen, dass sie sich bei Wärmeeinwirkung ausdehnen. Doch dank der beiden Betonrezepturen konnte die Wärmedehnzahl reduziert und gleichzeitig die Zugfestigkeit der Elemente erhöht werden.
Auch bei der Bewehrung der Fassadenelemente gab es Unterschiede: Während die Stege und teils das Relief mit einer normalen Bewehrung versehen waren, erhielten die Platten zusätzlich eine textile: das Grid von Solidian, ein Gittergewebe aus epoxidharzimprägnierten Glasfasern. Es korrodiert nicht, hat bis zu zweimal höhere Zugfestigkeit (charakteristische Zugfestigkeit > 1.100 N/mm²) als klassische Stahlmatten und ist extrem leicht. Der Hersteller hat sich auf die Fertigung nicht-metallischer Bewehrung spezialisiert und unterstützt auch in der Planungsphase.
Das Solidian Grid gibt es in der Standardabmessung 6,0 × 2,30 m – auf Anfrage werden auch andere Abmessungen und dreidimensional geformte Elemente geliefert. Beim Montblanc-Haus wurde es eingesetzt, um die Rissbreite zu begrenzen und so die Möglichkeit zu schaffen, die 3-cm-Platten ohne Stahlbewehrung bzw. überhaupt auszuführen. So konnte das Gewicht der Fassadenplatten zusätzlich – unter Einhaltung der üblichen Regeln der Technik – möglichst dünn und leicht gehalten werden.
Leitfähige Carbonbewehrung
Mit dem Solidian eGrid hat der Spezialist für nicht-metallische Bewehrung jetzt auch eine elektrisch leitende Carbonbewehrung im Programm, die Zusatzaufgaben übernehmen kann. Beispielsweise lassen sich Betonoberflächen erwärmen und so Landebahnen oder Laderampen enteisen. Beim Einsatz als kathodischer Korrosionsschutz verhindert sie die Korrosion der Stahlbewehrung. Und sie kann die bislang verwendeten, teuren Titannetze bzw. -bänder vollständig ersetzen. Darüber hinaus sind mit der Carbonbewehrung erweiterte Funktionen wie etwa die gleichzeitige Verstärkung des Bestands denkbar.
Werden wiederum zwei Lagen eGrid eingebaut, kann zusätzlich das Eindringen von Feuchtigkeit in den Beton überwacht werden. Zwischen ihnen wird der Elektrolytwiderstand des Betons gemessen und so eine Feuchtezunahme angezeigt. Um diese Anwendung so einfach wie möglich zu machen, bietet der Hersteller ein entsprechend vorkonfektioniertes System, das aus zwei Lagen Bewehrung und den erforderlichen Abstandhaltern besteht.