Träger und Türme rationell kombiniert
Bei Bickhardt Bau in Fulda herrscht akute Raumnot. Deshalb bekommt die älteste Niederlassung des bundesweit bekannten Verkehrswegebauers aus Kirchheim in Osthessen einen Neubau – auf einem 10.000 m² großen Areal im nur wenige Kilometer entfernten Dipperz.
Bickhardt hat in der Region bereits zahlreiche Straßenbau- und Erschließungsmaßnahmen umgesetzt und war auch an der Erweiterung des Gewerbegebiets beteiligt, wo man nun in eigener Sache aktiv ist. Die neue Niederlassung, ein zweigeschossiger Stahlbetonskelettbau, ist mit über 1.700 m² Nutzfläche für bis zu 80 Beschäftigte ausgelegt. Das mit rund 6 Mio. Euro veranschlagte Projekt realisiert Bickhardt Bau weitgehend in Eigenregie oder mit regionalen Partnerunternehmen – und mit Material von Mayer Schaltechnik aus Bergrheinfeld. Die Firma liefert die Unterstützung für die 25 cm starken Filigrandecken, bestehend aus teleskopierbaren Minimax-Trägern und Titan-Alu-Lasttürmen sowie Stahlrohrstützen. Letztere stammen von Ischebeck, deren Generalvertretung Mayer in Hessen innehat.
Die bis zu 6,7 m weit gespannten Fertigteildecken liegen hier nicht wie üblicherweise auf Wänden oder Unterzügen auf, sondern werden zwischen den quadratischen Ortbetonstützen von sogenannten Druckfugen getragen – quasi 10 cm breiten, deckengleichen Unterzügen. Die Decken erzeugen beachtliche Stützkräfte, die von den Unterstellungen übernommen werden müssen. Herausfordernd zudem die horizontale Aussteifung der Unterstützung mit möglichst wenig Material. Bei rund 3,4 m Raumhöhe stoßen Stahlrohrstützen an ihre Grenzen, hochtragfähige Stütztürme sind eine ideale Alternative. Dafür wurden jeweils vier Titan-HV-Spindelstützen mit Alurahmen gekoppelt. Dabei trägt dann jeder Stiel eines solchen Turms bis zu 40 kN.
Um die Betonlasten der Decke in die Turmstützen einzuleiten, hat das Schalungsteam von Bickhardt Bau darauf einen Schalrost gelegt, bestehend aus den hochtragfähigen und teleskopierbaren Minimax-Trägern aus Aluminium von Mayer Schaltechnik als Joche sowie 1,7 m langen Nebenträgern der Ischebeck-Titan-HV-Deckenschalung. Auf diesem Schalrost liegt dann der Schalboden für die Druckfugen zwischen den Deckenfeldern. Minimax-Träger auch als Jochträger zu nutzen vereinfacht die Materiallogistik, denn diese stellt Bickhardt Bau auch in Feldmitte unter die Filigrandecken. Der offene Grundriss mit freien Deckenrändern erfordert allerdings die Rückverankerung der Stütztürme mit Richtstreben auf den Boden, damit sich die Unterstützung bei weiteren Arbeiten nicht verschieben kann.
Die hohe Tragfähigkeit der Minimax-Träger reduziert den Aufwand für die Stützkonstruktion enorm – meist ist nur noch die Hälfte an Unterstützung erforderlich, egal ob Lastturm, Stahlrohr- oder Alustützen. Bei den Minimax-Trägern wird die Position der statisch erforderlichen Stützen durch definierte Aufnahmedorne an der Unterseite der Träger genau vorgegeben. So wird deren Leistungsfähigkeit voll genutzt, ebenso die zulässige Tragfähigkeit der Stützen – zusätzliche Unterstützungen wären völlig unnötig. Somit lichtet Minimax den Stützenwald, den man bei der klassischen Unterstützung von Filigrandecken mit Holzträgern oft sieht. Und weniger Stützenbedarf bedeutet weniger Material, das nicht gemietet oder gekauft, nicht zur Baustelle gefahren, nicht bewegt, gelagert und auch nicht wieder zurück gebracht werden muss.
Von diesen Vorteilen ließ sich auch die Arbeitsvorbereitung von Bickhardt Bau überzeugen und hat sich für die Kombination aus Alu-Titan-HV-Stütztürmen von Ischebeck und Mayer-Minimax-Trägern entschieden. Der Materialeinsatz im Wert von rund 180.000 Euro mag auf den ersten Blick höher sein als bei einer Lösung mit traditionellen Holzträgern. Dem stehen aber beim Ein- und Ausschalen der zwei jeweils 800 m² großen Decken deutliche Zeitvorteile gegenüber – und letztlich geringere Gesamtkosten.
Steckbrief: Bickhardt Bau
Mit 2.500 Mitarbeitern und knapp 500 Mio. Euro Umsatz gehört Bickhardt Bau nicht nur zu den größten mittelständischen Bauunternehmen in Deutschland, sondern beansprucht auch den Spitzenplatz unter den Mittelständlern der hessischen Baubranche – mit Stammsitz in Kirchheim nahe Bad Hersfeld sowie den Standorten ihrer acht Niederlassungen und neun Tochterunternehmen bundesweit sowie in Polen. Zum Portfolio gehören alle Leistungen im Verkehrswegebau, selbst Großprojekte mit bis zu 20 Mio. m³ Erdbewegung wie im Autobahn- oder Flughafenbau sind kein Problem. Internationales Renommee hat sich die Unternehmensgruppe vor allem mit dem Bau von Formel-1-Rennstrecken erworben, so etwa in Abu Dhabi, Bahrain und China.