Volvo-Minibagger ECR 25 Electric
Volvo-Baumaschinen selbst testen: Besucher der Nordbau in Neumünster hatten dort die Gelegenheit. Wir haben sie genutzt, um uns einen Eindruck von den Minibaggern mit Akku-Antrieb zu verschaffen.
Wie bereits 2021 hat Swecon auf die große Demo-Show verzichtet. Stattdessen konnte man auf diesem Areal nun unter professioneller Anleitung verschiedenste Maschinen aus dem Volvo-Programm unter realitätsnahen Bedingungen Probe fahren. Für Praktiker hat ein solches Angebot gewiss einen höheren Nutzen als eine Vorführung bei lauter Musik, die für den Fachmann nur selten Überraschungen bereit hält. Volvo verlangt zu solchen Anlässen übrigens einen Alkoholtest, was auf Messen auch durchaus seine Berechtigung hat.
Für die Proberunde stand ein ECR 25 Electric bereit, rein äußerlich nur in winzigen Details von der Diesel-Version zu unterscheiden. Tatsächlich basiert der in Frankreich gebaute Bagger zum größten Teil auf dem Diesel-Serienmodell. Da der 48-V-Elektromotor, der die Hydraulikpumpe antreibt, einen erstaunlich geringen Platzbedarf hat, können anstelle des Dieselmotors drei Lithium-Ionen-Batterie-Einheiten verbaut werden. Die Kapazität einer Ladung (20 kWh) soll je nach Einsatz bis zu vier Betriebsstunden betragen. Steht ein Kraftstrom-Anschluss zur Verfügung, ist ein Nachladen bis auf 80 Prozent in zirka 50 Minuten möglich. Mit dem integrierten 230-V-Ladegerät verlängert sich die Ladezeit auf etwa fünf Stunden.
Auch in der elektrischen Version herrscht bei dieser kompakten Bauform im Oberwagen drangvolle Enge. Dabei spielt bei dieser Antriebsart die Zugänglichkeit eine eher untergeordnete Rolle, da alle elektrischen Komponenten ohnehin wartungsfrei sind. Täglich anfallende Kontrollen, wie beispielsweise des Motorölstands, entfallen beim E-Motor komplett. Es soll ja Betriebe geben, da ist eine Wartung, die gegen Null tendiert, bereits heute gelebte Praxis. Mit einem Akku-Antrieb bliebe dies wenigstens ohne negative Folgen. Spätestens jetzt relativiert sich auch der deutlich höhere Anschaffungspreis durch Wegfall von Inspektionen oder die Vermeidung von Folgekosten durch ein Ignorieren eben dieser.
Um den Bagger in Betrieb zu nehmen, wird wie gewohnt ein Schlüsselschalter betätigt. Dabei wird das 12-V-Bordnetz, das über eine eigene Batterie verfügt, aktiviert. Sobald alle Systeme hochgefahren sind, kann über einen Druckknopf im rechten Joystick der Antrieb der Hydraulikpumpe gestartet werden. Das macht sich mit einem surrenden Geräusch bemerkbar, wie man es von elektrisch betriebenen Gabelstaplern kennt. Bei den drei Betriebsmodi Eco, Standard und Boost reichen die Drehzahlen des Permanentmagnetmotors von etwa 1.800 bis 2.400 U/min. Im unteren Drehzahlbereich scheint es, als würde es der Elektro-Version eventuell doch etwas an Leben fehlen. Mit voll aufgedrehtem Regler wird der Bagger allerdings ausgesprochen agil und entfaltet die gewohnte Kombination aus Kraft und Geschwindigkeit.
Bei aller Begeisterung muss aber auch erwähnt werden, dass dies mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Geräuschkulisse einhergeht. Da das Grundgeräusch des Dieselmotors fehlt, treten jetzt andere Schallquellen wie die Hydraulikpumpe viel deutlicher hervor. Und obwohl die messbaren Schalldruckpegel deutlich unter denen des Dieselbaggers liegen, wird das Arbeitsgeräusch, da es sich in einem anderen Frequenzband befindet, trotzdem als störend wahrgenommen. Fairerweise muss natürlich berücksichtigt werden, dass die Entwicklung hier noch am Anfang steht. Bei einer weiteren Verbreitung von E-Maschinen wird man vom Umrüsten konventioneller Bagger zu Neukonstruktionen unter ganz anderen Gesichtspunkten kommen.
Vom Geräusch mal abgesehen, sollte auch unter dem Aspekt der Batterie-Laufzeit von alten Baggerfahrer-Gepflogenheiten wie Einsteigen und Vollgas geben Abstand genommen werden. Eine andere Unart, das Laufenlassen im Standgas, ist bei dieser Antriebsvariante schlichtweg unmöglich. Werden über einen gewissen Zeitraum keine Bewegungen ausgeführt, schaltet sich der E-Motor ab und es landen auch keine Betriebsstunden mehr auf dem Zähler. Fehlende Dieselabgase sind jedenfalls ein Plus, das nicht hoch genug bewertet werden kann. In Erinnerung an den vergangenen Sommer dürfte auch die Wärmeentwicklung eines Verbrennungsmotors kaum vermisst werden. Wenn es um Emissionen geht, wird gerne auch mal die Staubentwicklung durch abwärts gerichtete Auspuffrohre und den Lüfter der Motorkühlung vergessen – dies alles gehört hier der Vergangenheit an.
Unser Fazit
Für das Jahr 2040 hat Volvo als Konzernziel die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auf Null ausgegeben. Die derzeit verfügbaren E-Maschinen sind ein Baustein in dieser Strategie, weitere werden folgen. Aktuell sind bereits die beiden kleinsten Radlader-Modelle von Volvo nur noch in der Elektro-Ausführung bestellbar. Lediglich bei den Minibaggern hat man die Wahl zwischen Verbrenner und Akku-Antrieb – noch. Als einer der weltweit führenden Anbieter sieht sich Volvo hier in der Pflicht und in der Lage, Innovationen zu forcieren. Sicher gibt es noch gewisse Vorbehalte gegenüber dem Elektro-Antrieb – und den Anschaffungspreis muss mancher auch erst einmal verdauen.
Kleine Rückblende: Als die ersten Bagger mit hydraulischer Kraftübertragung auf den Baustellen auftauchten, war diese Technologie lediglich aus dem Werkzeugmaschinen- und Flugzeugbau bekannt. Entsprechend viele ernstzunehmende Fachleute bezweifelten, durchaus begründet, die Eignung für die raue Baustellen-Umgebung. Welchen Weg die Entwicklung schließlich genommen hat, ist bekannt. Auch wenn ich mich wiederhole: Die Verbannung von Diesel- und Benzinabgasen aus dem direkten Arbeitsumfeld ist überfällig.