VW Amarok Doka Aventura 4×4 Automatik
Mit dem stärksten V6 und 224 PS unter der Haube erweist sich das Spitzenmodell des VW Amarok als reisetauglicher Luxus-Pick-Up. Und: Sein AdBlue-Verbrauch passt korrekt zum Diesel-Verbrauch.
Mit einem blattgefederten Pick-up mit 190 km/h über die Autobahn brettern – kann man natürlich machen. Der Amarok mit seinem großvolumigen V6 beherrscht auch die Disziplin unvernünftiges Rasen. Mehr Spaß vermittelt VWs Pick-up aber als Cruiser: Tempomat bei 130 Tacho gesetzt – das sind 122 echte km/h – und der Highway-Törn verwandelt sich in ein ausgesprochen entspanntes Fahrvergnügen ohne Stress, Hektik und unnötige Risiken. So fährt man 224 PS aus 3 l Hubraum. Fürs Cruisen reichen knapp 100 PS, der Rest ist Reserve für schwerere Aufgaben. Die seidenweich schaltende Acht-Stufen-Wandler-Automatik tut ihr übriges und wechselt die Übersetzungen. Unmerklich. So soll es sein. Und so muss es ein Allradler, der mit 47.000 Euro (ohne MwSt.) in der Preisliste steht, auch können.
Schon ein stolzer Preis für einen Pick-up. Dafür bekommt man aber auch eine Menge. Zuvorderst den Antriebsstrang mit großvolumigem Diesel-V6, exzellenter Wandler-Automatik und Pick-Up-typischem Fahrkomfort: leise und vibrationsarm, straff gefedert, aber nie unkomfortabel hart. Durch die auf den Rahmen über Gummilager aufgesetzte Karosserie dringen keinerlei Fahrwerksgeräusche in die Kabine – das hat schon was. Und unterscheidet sich deutlich von selbsttragenden Blech-Karossen, die immer einen akustisch schwer zu beherrschenden Resonanzraum bedeuten.
Ganz zu Beginn seines Aufstiegs zu Deutschlands meistverkauftem Pick-up diente noch der 2-l-Konzern-Vierzylinder als Antrieb. Der Motor war an sich klasse. Klein, aber überaus sparsam. Mit etwas über 8 l pro 100 km fuhr ich den Amarok damals über unsere Standardrunde. Eine Aufgabe, die alle anderen Konkurrenten mit ihren teils deutlich größeren Motoren stets mit Verbrauchswerten um die 11 l quittierten. Es war wohl nicht mangelnder Sparwille, sondern eher die zwischenzeitlich verschärften Abgasvorschriften, die VW den kleinen Vierzylinder aus dem Amarok verbannen ließen.
Dafür dann also der V6 – ein von Audi entwickelter Konzernmotor. Die Euro-VI-Version geriet schon früh im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal in die Schlagzeilen. Und stand sogar erst jüngst wieder im Verdacht, seine Abgaswerte, und dadurch auch seinen AdBlue-Verbrauch, mit sogenannter Defeat-Software unerhört niedrig zu halten. Auf dem Prüfstand alles okay, auf der Straße würde dann AdBlue gespart, hohe NOx-Anteile in Kauf nehmend.
Der AdBlue-Verbrauch signalisiert einen sauber eingestellten Motor
Als Lkw-Tester ist es für mich Routine, bei jedem Test auch den AdBlue-Verbrauch zu messen. Der liegt bei einem schweren Lkw zwischen fünf (bei hoher Abgasrückführrate) und bis zu acht Prozent des Dieselverbrauchs (bei sogenannten SCR-only-Motoren ohne jede Abgasrückführung). Da liegt es nahe, beim AdBlue-Verbrauch des Amarok-V6 etwas genauer hin zu schauen. Genau heißt in diesem Fall, dass wir das verbrauchte AdBlue beim Nachtanken grammgenau wiegen. Die Ergebnisse kann man auch als Entwarnung interpretieren: Auf der Langstrecke, über weite Strecken konstant mit 120 km/h gefahren, wurden 2,8 Prozent vom Dieselverbrauch in den SCR-Kat geblasen, bei extremem Kurzstreckenverkehr mit vielen Kaltstarts stieg der AdBlue-Verbrauch auf über acht Prozent vom Dieselverbrauch. Beide Zahlen sprechen für eine saubere Reduktion der NOx-Anteile im Abgas. Der Langstreckenwert mag etwas niedrig wirken, die Fahrweise und Belastung des Motors – und damit der NOx-Anteil im Abgas – ist hier aber ebenfalls entsprechend niedrig. Der Motor unseres Testwagens war also offensichtlich sauber eingestellt, sonst hätten wir wesentlich weniger AdBlue verbraucht.
Ein Umstand, von dem die Anzeige des Bordcomputers für die AdBlue-Reichweite aber offenbar noch nichts wusste: Die zeigte nämlich stets 8.000 km Reichweite bis zum nächsten AdBlue-Auffüllen an. Entsprechend unserer Messwerte wären wir (bei zehn Prozent Sicherheits-Restmenge im 13 l fassenden AdBlue-Tank) aber nur auf realistische Reichweiten von 4.000 beziehungsweise 1.200 km (extremer Kurzstreckenverkehr) gekommen. Fazit daher: Der V6 im Amarok ist NOx-technisch offenbar sauber, die arg optimistischen Reichweiten für den Ad Blue-Vorrat wären allerdings zu korrigieren. Oder man vergrößert den AdBlue-Tank. Im Unterboden des Pick-Up wäre dafür noch reichlich Platz.
Eine Empfehlung als universell nutzbare Chef-Sänfte ist der Amarok in der hier gefahrenen und sehr hochwertigen Aventura-Ausstattungslinie auf jeden Fall. Damit ist man luxuriös, komfortabel und sicher auf der Straße wie auch im Gelände unterwegs. Als Zugfahrzeug für schwere Anhänger mit bis zu 3.500 kg Anhängelast und Anhänger-ESP sowieso.