Weit auskragende Betonteile erfordern ausgeklügelte Schallösung
Eine niederländische Wohnungsbaugesellschaft lässt einen rundum begrünten Wohnturm errichten, dessen Balkone bis zu 6,5 m hohe Bäume tragen werden. Der vertikale Wald mitten in der Stadt Eindhoven soll zu einem besseren Klima beitragen. Eine Herausforderung für das Schalungsteam waren die weit auskragenden Betonteile für die Bepflanzung. Als praktikabel erwies sich das Alu-Schalungsgerüst Titan von Ischebeck. Mit den zugehörigen Systemkomponenten entstehen Randtische, die in den verschiedenen Takten komplett montiert immer wieder zum Einsatz kommen.
So soll der Trudo Tower einmal aussehen. Die Fertigstellung des Wohnturms ist für Oktober 2021 geplant. (Bild: Stefano Boeri Architetti)
Für den Bezirk Strijp-S, der auf dem ehemaligen Philips-Werksgelände in Eindhoven entstanden ist und heute für kreatives Wohnen, Arbeiten und Kultur steht, hat der italienische Architekt Stefano Boeri einen 70 m hohen Wohnturm mit 19 Etagen entworfen. Die mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Balkone des Trudo Tower sollen den Eindruck eines vertikalen Waldes erwecken. Dabei investiert die Wohnungsbaugesellschaft Sint Trudo nicht in teure Luxus-Appartements, sondern errichtet 125 soziale Mietwohnungen: kompakte, 50 m2 große und 3,5 m hohe Lofts, individuell aufteilbar und ausgestattet mit Balkonen sowie Pflanzkästen für speziell zu diesem Zweck gezüchtete Pflanzen.
125 Bäume mit bis zu 6,5 m Höhe und 5.200 weitere Pflanzen sollen hier einmal wachsen und zur Verbesserung des Klimas beitragen. Außerdem geplant: ein 350 m2 großer Gemeinschaftsgarten, Büro- und Lagerräume sowie Einzelhandel und Gastronomie. Die Ausführung des 21-Mio.-Euro-Projekts übernimmt das zur Volker Wessels Gruppe gehörende Bauunternehmen Stam + De Koning. Besondere Herausforderung bei den Betonierarbeiten sind die etwa 3 m weit auskragenden Betonteile mit einer Deckenstärke von 39 cm, die später die Bepflanzungen tragen müssen. Bei der Suche nach Abstützlösungen der Auskragungen vom Gebäudeinneren heraus fiel die Wahl auf das Alu-Schalungsgerüst Titan von Ischebeck. Kombiniert wird das System mit den besonders tragfähigen Überbrückungsträgern Titan, bei denen zwei Alu-Schalungsträger Titan 225 mit einer Alu-Trägerkupplung schubsteif miteinander verbunden werden.
Größtenteils sind diese Träger im Trudo Tower 5,4 m lang, in den Eckbereichen sogar bis zu 6 m. Zusammen mit den Systemkomponenten Alu-Spindelstütze Titan, Aussteifungsrahmen und Alu-Schalungsträgern Titan 160 H und 120 entstehen daraus Randtische, die in den verschiedenen Takten komplett montiert immer wieder zum Einsatz kommen. Nur drei Randtisch-Typen sind es insgesamt bei diesem Projekt: eine Eckvariante und zwei unterschiedlich breite Tische für die Gebäudeseiten. Insgesamt 24 Tische pro Etage. So lassen sich die auskragenden Bereiche zügig und sicher schalen.
Zur Absturzsicherung auf der Arbeitsebene sind die Randtische zudem mit Alu-Seitenschutzgittern Titan bestückt. Im rückwärtigen Bereich geben Richtstreben vom Typ RSK 4 dem Alu-Schalungsgerüst Stabilität und dienen zudem dem Lastabtrag. Der Lastabtrag erfolgt außerdem über Spindelstützen Titan HV (Außenrohr Aluminium / Spindel Stahl), von denen jeweils eine unter den auskragenden Trägern montiert ist, sowie über zusätzliche Richtstreben. Die statischen Nachweise wurden mit der Bemessungssoftware Smart-Titan von Ischebeck erstellt. Damit ließ sich für jede Aufbausituation die optimale Auslastung des Systems ermitteln.
Der Vorteil der Randtische: Sie müssen nur einmal zusammengebaut und können dann komplett mit Randabschalungen und Seitenschutz als Einheit mit einer Ladegabel in das nächste Stockwerk umgesetzt werden. Die am Trudo Tower eingesetzte Ladegabel wurde speziell für diese Randtische angefertigt. Das Umsetzen funktioniert selbst bei den vorhandenen Brüstungen, da die Alu-Spindelstützen mit Gelenkplatten ausgestattet sind und hochgeklappt werden können, sodass die Ladegabel den kompletten Tisch über die Brüstung heben und ins nächste Stockwerk verfahren kann.
