Wohnhaus-Aufstockung annähernd CO2-Neutral
Weltpremiere im bayrischen Lindau: Dort stockt das 3D-Betondruck-Team von Peri ein Wohnhaus auf. Nach einer Idee und Planung von Bodensee Architektur wird auf ein bestehendes Einfamilienhaus ein neues Stockwerk gedruckt und mit Baldauf Gebäudedruck umgesetzt.
Das im Jahr 1960 erbaute Haus wird vom planenden Architekten André Baldauf und seiner Familie bewohnt. „Die wichtigsten Themen unserer Zeit sind der schonende Umgang mit unserer Erde und die Digitalisierung aller Bereiche. Das Bauwesen hat darauf bisher wenige Antworten“, so André Baldauf. „Durch den verwendeten Materialmix bei unserem Projekt aus hoch-CO2-bindender Neptungrasdämmung, einem Holz-Faltdach und 3D-gedruckter Tragstruktur konnten wir die Gebäudeerweiterung annähernd CO2-neutral errichten, ohne uns nur auf ein Baumaterial zu konzentrieren. Die Wände wurden in 3D geplant und gedruckt, das Holzdach wurde nach 3D-Plänen montagefertig abgebunden.“
Zunächst wurde das alte Dach abgebaut und eine neue Betondecke auf die bestehende Bausubstanz aufgesetzt, auf die dann das neue Stockwerk gedruckt werden konnte. Nach Fertigstellung wird das neue Stockwerk eine Grundfläche von 120 m² und eine Höhe von 3,70 m haben. Wie bei den erfolgreichen Druckprojekten der Wohnhäuser in Beckum (Nordrhein-Westfalen), Wallenhausen (Bayern) und Tempe (Arizona, USA) setzt Peri auch in Lindau den Portaldrucker Cobod-BOD2 ein. Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller Cobod, an dem Peri bereits seit 2018 beteiligt ist.
Im Druckraum kann parallelgearbeitet werden
Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Der Vorteil: Der Drucker kann sich an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden. Der BOD2 ist so zertifiziert, dass auch während des Druckvorgangs im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten wie zum Beispiel das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen können auf diese Weise einfach in den Druckprozess integriert werden. Mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s ist der BOD2 aktuell der schnellste 3D-Betondrucker am Markt: Für 1 m² doppelschalige Wand benötigt er rund fünf Minuten.
Das zum Druck eingesetzte Material i.tech 3D wurde von HeidelbergCement speziell für den 3D-Druck entwickelt. Seine Eigenschaften sind angepasst auf die besonderen Anforderungen des 3D-Drucks mit Beton, und es harmoniert sehr gut mit dem BOD2.
Standpunkt
Dr. Fabian Meyer-Broetz, Leiter 3D-Betondruckaktivitäten, Peri, Weißenhorn
„Wir betreten hier einmal mehr Neuland mit unserer 3D-Betondruck-Technologie. Technologisch war insbesondere der Aufbau des Druckers aufgrund der Hanglage des Grundstücks eine neue Herausforderung. Das Projekt in Lindau zeigt einmal mehr, wie flexibel und vielseitig einsetzbar diese neue Technologie ist.“